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www.rhetorik.ch aktuell: (15. Okt, 2011)

Zur Rolle der Medien im Wahlkampf

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Im Kommunikationsviereck Medien - Parteien - Kandidaten - Publikum müssen wir uns damit auseinandersetzen, wie Parteien und Politiker Themen sensibilisieren oder visualisieren, wie sich die Stimmberechtigten mobilisieren und personifizieren, um Sieger auszumachen. Bei der jüngsten Arena mit Chefredakteuren wurde der Wahlkampf 11 als "zu langweilig" bezeichnet. Der "Blick am Abend" hatte sogar den Titel "Gähn langweilig".` Die Frage "Warum ist der aktuelle Wahlkampf so lau?" stand am Anfang im Zentrum der Diskussion. Wer jedoch die Medienaktivitäten in diesem Wahlkampf betrachtet, stellt fest, dass in diesem Jahr ein grosser Aufwand betrieben wurde. Es wurde in diesem angeblich lauen Wahlkampf für Auftritte von Parteien und Kandidaten enorm viel Platz eingeräumt. Vom Berner Bundesplatz konnten wir täglich Interviews mit Exponenten der Politik vernehmen. Alle Medien räumten diesem Wahlkampf aussergewöhnlich viel Platz ein. Selten wurde so viel gemacht. Die Aktivitäten der Medien waren somit alles andere als lau.
Warum suchten die Medien diese Nähe zu den Politikern? Woher kommt das enorme Interesse am Kontakt mit Exponenten der Politik? In einem Votum an der Elephantenrunde mit Chefredaktoren begründete ich die enorme Medienaktivität mit:

Dieser Hinweis löste bei einzelnen Journalisten etwas aus, denn diese Zusammenhänge werden nicht immer gerne gehört. Ein Chefredakteur wollte mir sogar während der Sendung unterstellen, ich hätte gesagt, die Medien würden nicht zwischen gekauftem Raum und redaktionellem Teil trennen. Meine Analyse gehe davon aus, dass sich Journalisten durch die Inserenten beeinflussen lassen. Von einer Beeinflussung war aber nicht die Rede. Es wurde lediglich die Rolle der Medien im Wahlkampf beleuchtet und bewusst gemacht, dass Medien einen lebendigen Wahlkampf lieben, bei dem die Fetzen fliegen. Es wäre durchaus nachvollziehbar, falls Journalisten Auseinandersetzungen im Wahlkampf sogar bewusst schüren. Einmal mehr bestätigte sich ein Kommunikationsphänomen: Menschen hören selektiv, interpretieren und glauben das gehört zu haben, was man meint, gehört zu haben. Das heisst, viele hören das, was sie gehört haben wollen.

Der Wahlkampf war aus der Sicht der Medien weniger lau als es einzelne Redakteure empfunden haben. Ich zweifle jedenfalls daran, dass dieses Jahr weniger Bürger mobilisiert werden konnten. Die Stimmbeteiligung wird kaum einknicken.

Eine der Kernfragen der Sendung war: Wer wird siegen? Aus kommunikativer Sicht punkten jene Politiker, die eine Botschaft, verständlich, überzeugend und glaubwürdig vermitteln können, die Botschaften visualisieren können, die Verbündete finden, sich vernetzen und die Wähler mobilisieren können. Diese werden siegen. Die Botschafter der Parteien sind ausschlaggebend. Eine wissenschaftlichen Untersuchung der Uni Zürich hatte bestätigte, dass das Image einer Person oft die Fakten schlägt.

Nachtrag vom 23. Oktober:
Der Spiegel:

Die SVP hat bei den Parlamentswahlen in der Schweiz schlechter abgeschnitten als erwartet - bleibt aber wohl stärkste Partei. Zu den Gewinnern gehören die Bürgerlich-Demokratische Partei und die Grünliberalen. Insgesamt haben die Wähler Parteien der politischen Mitte gestärkt.
20 Min:

SVP und Gruene, FDP 4, CVP 3 verlieren. Die SP gewinnt einen Sitz. BDP und Grünliberale legen sensationelle 9 Sitze zu.
Nachtrag vom 26. Oktober, 2011 Nach Wahlen werden immer auch Gründe für die Resultate gesucht. Vor allem aus dem Verliererfeld. So auch dieses Jahr. Im viel besprochenen Tischinterview von Christoph Blocher bei diesen Wahlen bei dem er vom einem Berater auf den Tisch gestellt worden ist, um zu reden, hat Blocher die zu starken Vorumfragewerte der SVP kritisiert. Diesmal wurden aber vor allem die Hochrechnungen am Wahlabend selbst kritisiert.

Aus dem Tagi:
Alle vier Jahre, wenn sich der Pulverdampf des Wahlkampfes langsam verzieht, entlädt sich der Unmut der Wahlverlierer über das Schweizer Fernsehen. Das ist auch 2011 nicht anders. Nur haben die Parteien diesmal auch tatsächlich Grund für ein paar Beanstandungen: Die für die Hochrechnungen zuständige Arbeitsgemeinschaft Projections 2011 hat Endergebnisse aus einem Kanton falsch zugeordnet. Dies hat die zweiten und dritten Hochrechnungen des Schweizer Fernsehen verfälscht.
Fehler in Hochrechnungen sind immer zu erwarten. Sie beeinflussen die Wahl aber nicht mehr, denn die Wahllokale sind dann ja schon geschlossen. Bei Umfragen ist es anders, aber auch nicht klar, wem das hilft. Wird von einer Partei durch Umfragen prognostiziert, dass sie einbricht, kann dies zur Folge haben, dass Stimmberechtigte vom sinkenden Schiff abspringen. Umgekehrt kann es auch Waehler motivieren, an die Urnen zu gehen. Wir kennen das Phänomen an einer Gemeindeversmmlung, bei der offen abgestimmt wird. Steht mehr al die Hälfe der Anwesenden auf, folgen plötzlich die Unentschlossenen, weil sie unbewusst auch zu den Siegern gehören. Es kann aber auch sein, dass Leute nicht mehr zur Urne geht, weil der Sieg schon prognostiziert wird und sie denken, dass die Stimme nicht mehr gebraucht wird.

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