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www.rhetorik.ch aktuell: (12. Sep, 2011)

Günther Jauchs ARD Talkshow

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:

Jauch mit Marcy Borders, Quelle: Handelsblatt
Günther Jauch ist neben Thomas Gottschalk einer der populärsten deutschen Fermsehmoderatoren. In den letzten zehn Jahren hat er zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen erhalten. 2005 wurde er zum beliebtesten Deutschen gewählt.

Diesen Sonntag startete Jauch als Nachfolger von Anne Will seine ARD Talkshow. Als erfolgreicher Medienprofi weckte er hohe Erwartungen. Er wusste, dass Medienkritiker wie bei Roger Schawinkskis Pilotsendung auf Fehler lauern würden. Für Jauch ist auch viel auf dem Spiel, weil er seit Jahren auch Produzent seiner Sendungen. Seine Firma i&u (Information und Unterhaltung) stellt diese ARD Talkshow her.


Jauch wird zwangsläufig mit seinen Auftritten in der populären Sendung "Wer wird Millionär?" verglichen. Er selbst kann das Konzept einer Talkshow nicht neu erfinden. Bei Unterhaltungssendungen konnte er noch locker vom Hocker Sprüche klopfen kann, jetzt musste er sich in der neuen Rolle zurechtzufinden. Er selbst meinte in einem Spiegel Interview: "Sie werden über mich herfallen, da mache ich mir keine Illusionen." Wie schon bei Schawinski oder Maier müsste man Journalisten eine Schonzeit von 100 Tagen geben und erst dann entscheiden, ob sich der Neue mit Anne Will messen kann, die am Schluss mehr als 4 Millionen Zuschauer hatte.



Jauch mit Gästen, Quelle: Welt
Wie weit konnte Jauch sein neues Konzept in der ersten Sendung umsetzen? Er versprach, thematisch keine Grenzen zu setzen und die Talkshow nicht nur auf politische Themen zu beschränken, sondern auch Themen aufgreifen, welche die Bevölkerung beschäftigen. In der ersten Sendung wählte der Moderator das brandaktuelle Thema "Zehn Jahre 11. September" mit einer bunt gemischten Runde: Ex-Verteidigungsminister Peter Struck, US Fussballnationaltrainer Jürgen Klinsmann, Literaturkritikerin Elke Heidenreich, Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner und der Autor Jürgen Todenhöfer. Im Zentrum der Sendung stand die Frage, ob die Reaktion auf den 11. September richtig war. Es gelang dem Moderator die Kernfrage von verschienenden Seiten zu beleuchten und konnte auch dafür sorgen, dass heisse Eisen wie Kriegseinsätze der deutschen Wehrmacht in Afghanistan nicht ausgeklammert wurden.


Jauch startete mit einem Interview mit Marcy Borders, die vor 10 Jahren noch rechtzeitig aus dem brennenden Gebäude flüchten konnte und deren Bild als in Asche eingehüllte Frau im Bürodress rund um die Welt ging. Das packende Interview führte unverzüglich zur Kernthematik. Im Gespräch ist es ihm gelungen, die Teilnehmenden zum Reden zu bringen. Er blieb dabei sich selbst. Im Gegensatz zu Sabine Christiansen oder Anne Will war der Moderator vorbildlich moderat hinsichtlich seiner eigenen Redeanteile. Er unterbrach die Teilnehmer weniger, als es seine Vorgängerinnen gemacht hatten.

Jauch führte mit treffenden Inputs und kurzen, spannenden Einspielungen. Die grösste Leistung Jauchs war, dass er die Gespräche und Diskussionen mit kurzen gezielten Fragen führen konnte. Er brachte es mit Leichtigkeit fertig, die Kontrahenten auch an der langen Leine diskutieren zu lassen, so lange sie sich im Bereich des roten Fadens bewegten. Jauch lenkte souverän, konzentriert und war ein guter Zuhörer. Sogar geschlossene Fragen stellte er offen, weil sie das Gegenüber gleichsam "öffneten". Auch einige der sonst so verpönten Frageketten störten nicht. Die Spannung und den Stress hatte Jauch unter Kontrolle. Er moderiert ernsthaft, ohne das übliche penetrante Nachhaken. Der Moderationsstil war der Thematik angepasst. Der Start ist ihm gelungen.

SN vom Mittwoch dem 14. September [PDF}
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