Jauch mit Marcy Borders, Quelle: Handelsblatt
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Günther Jauch ist neben Thomas Gottschalk
einer der populärsten deutschen Fermsehmoderatoren. In den letzten
zehn Jahren hat er zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen erhalten. 2005
wurde er zum beliebtesten Deutschen gewählt.
Diesen Sonntag startete Jauch als Nachfolger von Anne Will
seine ARD Talkshow. Als erfolgreicher Medienprofi weckte er hohe Erwartungen.
Er wusste, dass Medienkritiker wie bei Roger Schawinkskis
Pilotsendung auf Fehler lauern würden.
Für Jauch ist auch viel auf dem Spiel, weil er seit Jahren auch Produzent
seiner Sendungen. Seine Firma i&u (Information und Unterhaltung) stellt diese ARD Talkshow her.
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Jauch wird zwangsläufig mit seinen Auftritten
in der populären Sendung "Wer wird Millionär?" verglichen.
Er selbst kann das Konzept einer Talkshow nicht neu erfinden.
Bei Unterhaltungssendungen konnte er noch locker vom Hocker Sprüche
klopfen kann, jetzt musste er sich in der neuen Rolle zurechtzufinden.
Er selbst meinte in einem Spiegel Interview: "Sie werden über mich herfallen, da mache ich mir keine Illusionen."
Wie schon bei Schawinski oder Maier müsste man Journalisten eine Schonzeit
von 100 Tagen geben und erst dann entscheiden, ob sich der Neue
mit
Anne Will messen kann, die am Schluss mehr als 4 Millionen Zuschauer hatte.
Jauch mit Gästen, Quelle: Welt
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Wie weit konnte Jauch sein neues Konzept in der ersten Sendung umsetzen?
Er versprach, thematisch keine Grenzen zu setzen und
die Talkshow nicht nur auf politische Themen zu beschränken, sondern auch
Themen aufgreifen, welche die Bevölkerung beschäftigen.
In der ersten Sendung wählte der Moderator das brandaktuelle Thema "Zehn Jahre
11. September" mit einer bunt gemischten Runde: Ex-Verteidigungsminister
Peter Struck, US Fussballnationaltrainer Jürgen Klinsmann,
Literaturkritikerin Elke Heidenreich, Springer-Vorstandschef
Mathias Döpfner und der Autor Jürgen Todenhöfer.
Im Zentrum der Sendung stand die Frage, ob die Reaktion auf den 11. September richtig war.
Es gelang dem Moderator die Kernfrage von verschienenden Seiten zu
beleuchten und konnte auch dafür sorgen, dass heisse Eisen wie Kriegseinsätze
der deutschen Wehrmacht in Afghanistan nicht ausgeklammert wurden.
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Jauch startete mit einem Interview mit
Marcy Borders,
die vor 10 Jahren noch rechtzeitig aus dem brennenden Gebäude flüchten konnte
und deren Bild als in Asche eingehüllte Frau im Bürodress rund
um die Welt ging. Das packende Interview führte
unverzüglich zur Kernthematik. Im Gespräch
ist es ihm gelungen, die Teilnehmenden zum Reden zu
bringen. Er blieb dabei sich selbst. Im Gegensatz
zu
Sabine Christiansen oder
Anne Will war der Moderator vorbildlich moderat
hinsichtlich seiner eigenen Redeanteile. Er unterbrach die Teilnehmer weniger,
als es seine Vorgängerinnen gemacht hatten.
Jauch führte mit treffenden Inputs und kurzen, spannenden Einspielungen.
Die grösste Leistung Jauchs war, dass er die Gespräche und Diskussionen mit
kurzen gezielten Fragen führen konnte. Er brachte es mit Leichtigkeit fertig, die
Kontrahenten auch an der langen Leine diskutieren zu lassen, so lange
sie sich im Bereich des roten Fadens bewegten. Jauch
lenkte souverän, konzentriert und war ein guter Zuhörer.
Sogar geschlossene Fragen stellte er offen, weil sie das Gegenüber
gleichsam "öffneten". Auch einige der sonst so verpönten
Frageketten störten nicht. Die Spannung und den Stress hatte
Jauch unter Kontrolle. Er moderiert ernsthaft, ohne das übliche
penetrante Nachhaken. Der Moderationsstil war der Thematik angepasst.
Der Start ist ihm gelungen.