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www.rhetorik.ch aktuell: (23. Jul, 2011)

Die Anschläge von Oslo und Utoya

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
In Norwegen sind von einem Amokläufer zwei Anschläge verübt worden. Der Bombenanschlag von Oslo weckt Errinnerungen an Oklahoma, wo auch von "Terrorismus von Innen" gesprochen wurde. Im Gegensatz zu Anschläge wie London, Madrid oder New York. Der Amoklauf auf der 30 km entfernten Insel Utoya errinnert an Schulmassaker wie Erfurt, Virginia oder Winnenden, obwohl man in diesem Fall nicht von Jugendgewalt sprechen kann. Der 32 jähriger Norweger Anders Behring Breivik wurde in Haft genommen.

Die Folgen extremer Weltanschauungen sind hinlänglich bekannt: Nationalismus die in Nationalsozialismus, Fashismus oder Kommunismus ausarten, Politischer Terror von links wie RAF, Separatisten oder Rechtsextremisten, Religiöse Fundamentalisten motivierten heilige Kriege wie Kreuzzüge oder Dschihad, Ideologische Fanatiker wie Oekoterroristen, oder Rassismus mit etnischen Säuberungen.

Norwegen bestätigt dass es nicht viele Extremisten braucht, um ein Land zu terrorisieren. Norwegen veranschaulicht, dass Extremismus gut im Auge behalten werden muss. Warum konnten soviele Waffen gehortet werden und die Bombe unbemerkt gebstelt werden. Das ist schwierig, weil vor allem militante Fundamentalisten am gefährlichsten sind, wenn sie sich nicht in extremen Gruppierungen bemerkbar machen. So war es auch beim Schlächter in Norwegen.

Der Blick weiss, dass der Atentäter in einem Lieferwagen kam, sich als Polizist auswies, eine schusssichere Weste und zwei Waffen hatte. Es gibt auch schon Videoaufnahmen, die zeigen, wie die Polizei die Insel stürmt. Aus dem Spiegel:
Mindestens 87 Menschen starben bei den Anschlägen in Oslo und auf der Insel Utøya, die nicht weit entfernt liegt von der norwegischen Hauptstadt. Nach Erkenntnissen der Polizei wurden beide von einem 32-jährigen Norweger verübt. Allein bei dem Angriff auf das Jugendlager auf der Insel seien 80 Jugendliche ums Leben gekommen, teilte die Polizei am Samstagmorgen mit. Der als Polizist verkleidete mutmassliche Attentäter hatte am frühen Abend das Feuer auf die Besucher des Lagers der sozialdemokratischen Jugendorganisation AUF eröffnet. Wenige Stunden zuvor waren bei einem Bombenanschlag in Oslo mindestens sieben Menschen getötet worden. (...) Der festgenommene mutmassliche Täter ist offenbar nicht in der Neonazi-Szene Norwegens aktiv, soll aber rechtsradikale und islamfeindliche Ansichten vertreten. Die Polizei geht derzeit davon aus, dass er allein gehandelt hat, prüft aber auch, ob es weitere Täter gibt. Nach derzeitigem Ermittlungsstand ging der Mann so vor: Er brachte erst gegen 15.20 Uhr die Bombe im Regierungsviertel zur Explosion und fuhr dann zur der knapp eine Autostunde entfernten Insel Utøya im Bezirk Buskerud. Hier eröffnete er das Feuer auf die insgesamt etwa 600 Jugendlichen in dem Ferienlager. Überlebende berichteten im Fernsehsender NRK von Panik und Chaos. Viele der Teenager im Alter von 14 bis 17 Jahren sprangen aus Todesangst ins Wasser, um schwimmend von der Insel zu entkommen. Der Attentäter habe auch auf sie geschossen. Die Norweger hörten und sahen im Fernsehen Berichte von Überlebenden: Ein Mädchen, von ihrer Mutter im Arm gehalten, erzählt, wie sie vor dem wild schiessenden Attentäter ins Wasser geflüchtet war, um schwimmend zu entkommen. "Ich habe überlebt, weil Menschen kamen und mich in ihr Boot gezogen haben." Sie erzählt, wie der am Ende festgenommene 32-jährige mutmassliche Täter mitten in eine Versammlung der Jugendlichen in dem Ferienlager geschossen hatte. "Wir waren ja zusammengerufen worden, um über die Bombenexplosion in Oslo informiert zu werden", sagt sie. (...) Viele Frage sind noch ungeklärt: Wie lange konnte der Täter um sich schiessen, ehe die herbeigerufene Antiterror-Einheit der Polizei ihn festnahm? Welche Waffen setzte er ein. Und vor allem: Was sind seine Motive? Wurde das Feriencamp der sozialdemokratischen Jugendorganisation AUF auf der Insel Utøya zum Ziel, weil es "multikulturell orientiert" war, wie Teilnehmer es beschreiben. Als Gegner eines multikulturellen Norwegen hatte sich der mutmassliche Attentäter schliesslich im Internet präsentiert.
Nachtrag vom 23. Juli zur Nomenklatur: ein Slate Artikel analysiert die Verwendung der Begriffe. Am Anfang, als der Oslo/Utoya noch die Al-Quaida verantwortlich schien, sprach man noch von "Terrorismus". Später dann morphten die US Kommentatoren den Begriff zum "Extremismus". Selbst in liberalen Zeitungen wie der New York Times. Al-Quaida wurde indirekt immer noch beschuldigt, weil der Anschlag die Brutalität von Al-Quaida kopiert habe. Auch im Deutschsprachigen Raum müht man sich um Begriffe und der Gebrauch ist ähnlich: Die "Welt" etwa titelte noch Norwegen ist Zielscheibe für Islamisten. Nach einem Übergangsartikel bei dem mit "islamischen Terrorismus" verglichen wird, wird jetzt nur noch vom Massaker von Norwegen gesprochen. In der Schweizer Tagesschau meinte der Psychiater Josef Sachs vor der Kamera, es handle sich nicht um Amok sondern um Massenmord. Der Spiegel schreibt von "Anschläge von Norwegen", "Akte der Gewalt", "Todesschütze", Der Blick Schlächter von Norwegen, Amokläufer, Massaker von Norwegen. Als einer der wenigen bringt Focus Online die Geschichte unter dem Kapitel "Terrorismus". Nach heutigen Wissen ist der Vorfall von Norwegen ein Beispiel von Terrorismus, bei dem politische, religiöse oder ideologische Gründe hinter der Gewalt stehen. Dies im Unterscheid zu Taten von "Amokläufern", "Massenmördern" oder "Geistesgestörten". Der Terrorismus Report der EU von 2010 unterscheidet etwa die folgenden Arten von Terrorismus: "Islamisten", "Separatisten", "Linksextreme", "Rechtsextreme", "Einzeltat", "Nichtspezifiziert". Von 294 versuchten Anschlaegen im Jahre 2009 waren 237 den Separatisten zuzuschreiben, 40 Links- und 4 Rechtsextremen. Nur ein Fall war von Islamisten. Von 587 Verhaftungen waren 413 Separatisten, 10 Islamisten, 29 Linksextreme, 22 Rechtsextreme. Es ist eine interessante Beobachtung im obig erwähnten Slate Artikel, dass in den Medien meist nur bei Islamisten von "Terroristen" gesprochen wird. Der Bombenanschlag in Oklahoma City kommt dem Oslo Anschlag am nächsten und wird heute eindeutig als Terroranschlag klassifiziert. Das Vermeiden vom Term "Terrorismus" ist kein Fall von Propaganda, sondern eher ein Euphemismus oder Selbsschutz. Denn man liebt es nicht, wenn man von einem "Eigenen" angegriffen wird. Der Wikipedia Beitrag über die Oslo Anschläge braucht den Begriff Terror noch nicht direkt. Nur eine "Anti-Terror-Einheit" wird erwähnt. Es ist zu erwarten, dass der Vorfall erst später, wenn er verdaut ist, als "Terroranschlag" eingereiht wird. Im Wikipedia Eintrag über Terrorismus ist das schon passiert.
Nachtrag vom 25. Juli, 2011: Der kaltblütige Massenmörder in Norwegen ist uneinsichtig. Im Gegensatz zu anderen Terroristen, brachte sich der Schlächter nicht um. Damit könnte er jetzt in den Medien die Folgen seines minutiös vorbereiteten Anschlages und den nachfolgenden Hinrichtungen genüsslich mitverfolgen. Der Täter, der sich immer noch unschuldig fühlt und sogar stolz ist auf seine Tötungen, glaubt er, als "Kreuzritter" für eine gute Sache gehandelt zu haben. Er hätte so handeln müssen, habe ich gelesen. Damit ist der Schlächter bereit, seine abstrusen Wahnvorstellungen bei jeder Gelegenheit - vor allem an den Gerichtsverhandlungen - detailliert auszubreiten. Dies müsste zu denken geben. Die Medien und Gerichte hätten damit eine Verantwortung bei der Wiedergabe der abstrusen Gedanken des persönlichkeitsgestörten Täters. Zurückhaltung ist gefordert. Es besteht nämlich die Gefahr, dass der Massenmörder Jugendliche - vor allem labile Kindern - negativ beeinflusst. Er wäre nicht der erste Massenmörder, der eine Fangemeinde bekommt. Experten warnen, dass dem Täter dank Medienspiegel Anerkennung erhalten würde:

Aus "20 Min":
Christian Lüdke: Ein Mensch, der über eine hohe kriminelle Energie verfügt und jeglichen Respekt vor dem Leben verloren hat. Er leidet womöglich an einer Wahnerkrankung. Diese Menschen fühlen sich oft innerlich ohnmächtig und durch die Ausübung einer Gewalttat wandelt sich diese Ohnmacht in eine Allmacht um. Der Täter versteht sich als Herr über Leben und Tod, als der Auserwählte, der grosse Held der Menscheit. Der Kriminalpsychologe und Traumaexperte Christian Lüdke leitet im deutschen Essen eine Gesellschaft zur Opferbetreuung nach Überfällen, Geiselnahmen, Unfällen oder Katastrophen. Die Tat ist also kein Amoklauf? Nein, bei einem Amoklauf geht es den Tätern darum, ihren Selbstmord zu inszenieren. Entweder erschiessen sie sich selbst oder provozieren die Polizei dazu. Der Attentäter von Oslo hingegen ist der starken Überzeugung, dass es richtig ist, was er tut. Mit extremer Hinterhältigkeit hat er die Tat geplant, indem er zunächst Bomben gezündet hat, um die Polizei auf Oslo zu konzentrieren. Danach konnte er auf der Insel die weitaus schwerwiegendere Tat zu begehen. Jetzt hat er das Gefühl, etwas Grosses getan zu haben. Warum hat er sich ausgerechnet ein Jugendlager ausgesucht? Er wollte das Land dort treffen, wo es am verletzlichsten ist und der Gesellschaft möglichst grosse Schmerzen zufügen. Kinder und Jugendliche stehen für die Zukunft Norwegens. Mit dem Töten dieser Kinder wollte er auch die Zukunft Norwegens zerstören. Glauben Sie an einen bestimmten Auslöser, der ihn zu dieser Tat brachte? Es war kaum ein einmaliges Schlüsselerlebnis sondern eine Kombination aus mehreren Ursachen. Diese sind sicher auch in seiner eigenen Familie zu finden und in seinen späteren sozialen Kontakten - auch zu der rechtsextremen Szene. Wahrscheinlich wurde er nicht als diese Person wahrgenommen, die er eigentlich sein wollte. So entwickelte er eine kriminelle Energie im Stile von: Wenn mich die Leute schon nicht lieben, dann sollen sie mich wenigstens hassen. Der Täter ist besonders brutal vorgegangen und hat über lange Zeit auf seine Opfer geschossen und sie regelrecht hingerichtet. Weshalb hat er kein Mitleid empfunden? Im Tatrausch hatte er keine Gefühle mehr. Je grösser die Angst in den Augen seiner Opfer war, je lauter sie um Erbarmen geschrien haben, desto grösser wurde sein Machtgefühl. Inzwischen hat er ein Geständnis abgelegt. Wird er jemals begreifen, welch schreckliche Tat er verübt hat? Er bleibt sicher noch länger in seinem Rauschzustand. Wichtig ist nun, dass er von der Gesellschaft völlig abgeschottet wird. Er darf nicht mitkriegen, was über ihn geschrieben wird und wie sehr seine Tat das Land Norwegen erschüttert hat. Denn genau das war sein Ziel - anerkannt zu werden. Hätte man die Tat voraussehen müssen? Nein, das war nicht möglich. Er war zwar ein Aussenseiter, der in den letzten Jahren den Kontakt zur Gesellschaft verloren hat und ein rechtsextremen Gedankengut entwickelte. Doch damit wird jemand noch lange nicht zu einem kaltblütigen Mörder. Auch optisch wirkt er nicht wie ein brutales Monster, sondern eher wie der jungendhafte sympatische Kumpeltyp. So konnte er sich auch das Vertrauen der Jugendlichen im Camp erschleichen. Wie gross ist die Gefahr von Nachahmungstätern? Das Attentat regt sicher die Gewaltfantasien von ähnlich Denkenden an. Ein Blick auf Facebook zeigt, dass es nicht nur Menschen gibt, die das Attentat verabscheuen sondern auch einige, die mit dem Täter sympathisieren. Der Schritt von der Fantasie in die Realität ist dann aber doch ein grosser.
Der irre Schlächter will in Uniform bei der Vernehmung auftreten. Das Gericht hat aber gerade entschieden, dass zumindest die erste Anhörung unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet. Aus dem Spiegel:
Anders Breivikwollte die erste Anhörung vor dem Haftrichter als Bühne nutzen, wollte seine wirre Ideologie präsentieren - doch das Gericht hat abgelehnt: Die Anhörung findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Ein Massenmörder soll nicht die Chance bekommen, sich zu präsentieren. Damit entsprach das Gericht dem Antrag der Staatsanwaltschaft.
Nachtrag vom 27. Juli, 2011: Es ist für einen Normalsterblichen unbegreiflich, dass ein Massenmörder voraussichtlich nach 20 Jahren wieder freigelassen wird und in dieser Zeit in einem komfortablen Gefängnis untergebracht wird. In Leserbriefen wird eine lebenslange Verwahrung und sogar die Todesstrafe gefordert. Hier zeigt sich die Kehrseite eines humanen Strafvollzuges. Wenn das Schwergewicht auf die Resozialisierung gelegt wird, so ist es nicht verwunderlich, wenn ein Massenmörder im "Knast" von den neuen hotelähnlichen Bedingungen profitieren kann: Eigenes Bad und Flachbildschirm. Ein wohnlich eingerichtetes Zimmer mit gitterfreiem Fenster und Ausblick in eine gepflegte Landschaft. Der brutale, uneinsichtige Massenmörder wird sehr wahrscheinlich in Norwegen von dem liberalen Strafvollzug auch von einem Lernstudio profitieren. Sport und Musik wird nicht zu kurz kommen. Auch Therapien werden nicht fehlen. Dass die Ernährung auch gut und gesund ist, muss nicht betont werden.
Aus dem "Berliner Kurier":
Massenmörder Breivik landet in Luxusknast Der Killer von Norwegen kommt in den Luxusknast: Da gibt es sogar Ferienhäuser, in denen die Häftlingen mit ihren Familien schöne Stunden verbringen können. Foto: dpa/Montage Der Killer von Norwegen kommt in den Luxusknast: Da gibt es sogar Ferienhäuser, in denen die Häftlingen mit ihren Familien schöne Stunden verbringen können. "Halden Fengsel" gilt als Luxusknast. Erst im vergangenen Jahr eröffnet, 175 Millionen Euro teuer: Dorthin kommt der Massenmörder Anders Behring Breivik.
Aus dem Tagi online:
In Norwegen gibt es dort einen liberalen Strafvollzug, der dem Gedanken der Resozialisierung verpflichtet ist. In dieser Hinsicht ist die Haftanstalt Halden, die südlich der Hauptstadt Oslo gelegen ist, ein Vorzeigegefängnis. Halden gilt als die modernste Haftanstalt Europas. Im 160 Millionen teuren Gefängnis lässt es sich angenehm leben. Die Anlage ist als Dorf konzipiert, wo die Insassen in kleinen Blockhütten leben. Die Einzelzellen sind hell und verfügen über ein eigenes Bad und einen Flachbild-Fernseher. Der Blick in die umgebende Landschaft ist nicht durch Gitter beeinträchtigt, weil die Fenster aus sicherem Glas bestehen. Umzäunt ist die Anlage von einer 1,4 Kilometer langen, sechs Meter hohen Mauer. In Halden können sich die Insassen in Lernstudios aus- und weiterbilden lassen, oder sie gehen in Werkstätten einer Arbeit nach. In der Freizeit bieten sich zum Beispiel Sport und Musik an. Es gibt Übungsräume für Bands und sogar ein eigenes Tonstudio. Sportinteressierte können Fitnessräume oder die Turnhalle mit Kletterwand besuchen oder auf den Fussballplatz. Auf dem 30 Hektaren grossen Gelände gibt es sogar Ferienhäuser, in denen die Häftlinge mit Familienangehörigen Zeit verbringen können. Die Besucherräume sind mit Spielecken und Übernachtungsmöglichkeiten ausgestattet. Schliesslich fehlen auch mit Kunst ausstaffierte Freiräume nicht. Der humane Strafvollzug in der Haftanstalt Halden stösst nicht nur auf Lob, sondern auch auf Kritik. Die Rede ist von einem Luxus-Gefängnis - was von den Verantwortlichen der Haftanstalt bestritten wird. Die Kritik kommt vor allem aus Kreisen der rechtspopulistischen Fortschrittspartei (FrP), der der Attentäter von Oslo ein paar Jahre angehört hatte. Die Lebensqualität im Gefängnis Halden sei besser als in vielen Pflege- und Altersheimen Norwegens, wird weiter von rechter Seite moniert. Das norwegische Justizministerium stellt sich auf den Standpunkt, dass Gefängnisse nicht ungemütlich zu sein brauchen. Die Strafe sei, dass man nicht rauskomme. Drinnen gehe es darum, sich auf ein besseres Leben nach der Haftentlassung vorzubereiten. Das Leben im Gefängnis soll möglichst nahe am normalen Alltag sein. "Wir möchten die Insassen, die in schlechter Verfassung kommen, aufbauen", heisst es auf der Webseite der Haftanstalt Halden, "ihnen Selbstvertrauen geben durch Ausbildung und Arbeit, so dass sie dieses Gefängnis als bessere Menschen verlassen." Das im Frühling 2010 eröffnete Gefängnis nimmt Schwer- und Schwerstkriminelle auf und bietet Platz für 252 Insassen. Gemäss Medienberichten wird Anders Breivik, der am Freitag fast 80 Menschen tötete, möglicherweise im Gefängnis Halden untergebracht - sofern er nicht für immer in einer psychiatrischen Anstalt eingeschlossen wird. Angeklagt werden soll der 32-jährige Attentäter wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und nicht wegen Mordes. Bei einem Schuldspruch drohen ihm 30 Jahre Gefängnis in Norwegen, nicht nur die Maximalstrafe von 21 Jahren für Mord. In den nächsten Wochen wird ein Psychiater die Zurechnungsfähigkeit Breiviks untersuchen.
Blick:
Massenmörder Anders Behring Breivik sitzt im Ila-Gefängnis bei Oslo in Isolationshaft. In der Haftanstalt von Ringerike war er nicht erwünscht. Dort hätte er aus seinem Zellenfenster auf den Tyrifjorden-See, in dem auch die Todesinsel Utøya liegt, blicken können. Die Behörden empfanden das als zu provokativ. Medien sind Breivik nicht erlaubt. Doch um Zugang zu einem Computer zu erhalten, erpresst er sogar die Polizei. Laut der norwegischen Zeitung "VG" stellte er dafür den Ermittlern Informationen zu weiteren Terrorzellen in Norwegen und anderen Ländern in Aussicht. Als Gegenleistung möchte er auch eine Offline-Version von Wikileaks und eine Kopie seines Manifests. Auch zum Essplan stellte er Anträge. Sprechen darf er nur mit seinem Anwalt, er wird völlig abgeschottet. Nach einer Verurteilung könnte es für ihn aber paradiesisch werden. Denn er soll seine Strafe im modernen Hochsicherheitsgefängnis Halden absitzen. Eine Anstalt, die mehr Wohlfühloase als Gefängnis ist. Sie ist als Dorf konzipiert, Häftlinge können ihre Familien in Hütten empfangen. In den Zellen stehen Flachbildfernseher, im Luxus-Gefängnis gibts eine Kletterwand, ein Musikstudio, Sporthallen und Schulen.
Es ist begreiflich, dass nach der grauenhaften Tat viele Norweger an ihrem liberalen Strafsystem zweifeln. Siehe auch Spiegel Er dürfe nicht in einem hotelähnlichen Gefängnis seine Strafe verbüssen, sondern müsste härter bestraft werden.

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