Die Anschläge von Oslo und Utoya
Rhetorik.ch Artikel zum Thema: |
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In Norwegen sind von einem Amokläufer
zwei Anschläge verübt worden.
Der Bombenanschlag von Oslo weckt Errinnerungen an Oklahoma,
wo auch von "Terrorismus von Innen" gesprochen wurde.
Im Gegensatz zu Anschläge wie
London,
Madrid oder
New York.
Der Amoklauf auf der 30 km entfernten Insel Utoya errinnert an Schulmassaker wie
Erfurt,
Virginia oder
Winnenden, obwohl man
in diesem Fall nicht von Jugendgewalt sprechen kann.
Der 32 jähriger Norweger
Anders Behring Breivik wurde in Haft genommen.
Die Folgen extremer Weltanschauungen sind hinlänglich bekannt:
Nationalismus die in Nationalsozialismus, Fashismus oder Kommunismus ausarten,
Politischer Terror von links wie RAF, Separatisten oder Rechtsextremisten,
Religiöse Fundamentalisten motivierten heilige Kriege wie Kreuzzüge oder Dschihad,
Ideologische Fanatiker wie Oekoterroristen, oder Rassismus mit etnischen Säuberungen.
Norwegen bestätigt dass es nicht viele Extremisten braucht, um ein Land zu terrorisieren.
Norwegen veranschaulicht, dass Extremismus gut im Auge behalten werden muss. Warum konnten soviele
Waffen gehortet werden und die Bombe unbemerkt gebstelt werden.
Das ist schwierig, weil vor allem militante Fundamentalisten
am gefährlichsten sind, wenn sie sich nicht in extremen Gruppierungen bemerkbar machen.
So war es auch beim Schlächter in Norwegen.
Der
Blick weiss, dass der Atentäter in einem Lieferwagen kam, sich als Polizist auswies, eine
schusssichere Weste und zwei Waffen hatte. Es gibt auch schon
Videoaufnahmen, die zeigen, wie die Polizei die Insel stürmt.
Aus dem
Spiegel:
Mindestens 87 Menschen starben bei den Anschlägen in Oslo
und auf der Insel Utøya, die nicht weit entfernt liegt von der
norwegischen Hauptstadt. Nach Erkenntnissen der Polizei wurden beide von
einem 32-jährigen Norweger verübt. Allein bei dem Angriff auf
das Jugendlager auf der Insel seien 80 Jugendliche ums Leben gekommen,
teilte die Polizei am Samstagmorgen mit. Der als Polizist verkleidete
mutmassliche Attentäter hatte am frühen Abend das Feuer auf
die Besucher des Lagers der sozialdemokratischen Jugendorganisation AUF
eröffnet. Wenige Stunden zuvor waren bei einem Bombenanschlag in
Oslo mindestens sieben Menschen getötet worden.
(...)
Der festgenommene mutmassliche Täter ist offenbar nicht in
der Neonazi-Szene Norwegens aktiv, soll aber rechtsradikale und
islamfeindliche Ansichten vertreten. Die Polizei geht derzeit davon
aus, dass er allein gehandelt hat, prüft aber auch, ob es weitere
Täter gibt.
Nach derzeitigem Ermittlungsstand ging der Mann so vor: Er brachte erst
gegen 15.20 Uhr die Bombe im Regierungsviertel zur Explosion und fuhr
dann zur der knapp eine Autostunde entfernten Insel Utøya im
Bezirk Buskerud.
Hier eröffnete er das Feuer auf die insgesamt etwa 600 Jugendlichen
in dem Ferienlager. Überlebende berichteten im Fernsehsender NRK
von Panik und Chaos. Viele der Teenager im Alter von 14 bis 17 Jahren
sprangen aus Todesangst ins Wasser, um schwimmend von der Insel zu
entkommen. Der Attentäter habe auch auf sie geschossen.
Die Norweger hörten und sahen im Fernsehen Berichte von
Überlebenden: Ein Mädchen, von ihrer Mutter im Arm gehalten,
erzählt, wie sie vor dem wild schiessenden Attentäter
ins Wasser geflüchtet war, um schwimmend zu entkommen. "Ich
habe überlebt, weil Menschen kamen und mich in ihr Boot gezogen
haben." Sie erzählt, wie der am Ende festgenommene 32-jährige
mutmassliche Täter mitten in eine Versammlung der Jugendlichen in
dem Ferienlager geschossen hatte. "Wir waren ja zusammengerufen worden,
um über die Bombenexplosion in Oslo informiert zu werden", sagt sie.
(...)
Viele Frage sind noch ungeklärt: Wie lange konnte der Täter
um sich schiessen, ehe die herbeigerufene Antiterror-Einheit der
Polizei ihn festnahm? Welche Waffen setzte er ein. Und vor allem:
Was sind seine Motive? Wurde das Feriencamp der sozialdemokratischen
Jugendorganisation AUF auf der Insel Utøya zum Ziel, weil es
"multikulturell orientiert" war, wie Teilnehmer es beschreiben. Als
Gegner eines multikulturellen Norwegen hatte sich der mutmassliche
Attentäter schliesslich im Internet präsentiert.
Nachtrag vom 23. Juli zur Nomenklatur:
ein
Slate Artikel
analysiert die Verwendung der Begriffe. Am Anfang, als der Oslo/Utoya noch die Al-Quaida verantwortlich schien,
sprach man noch von
"Terrorismus". Später dann morphten die US Kommentatoren den Begriff zum
"Extremismus". Selbst in liberalen Zeitungen wie der New York Times.
Al-Quaida wurde indirekt immer noch beschuldigt, weil der Anschlag die Brutalität von Al-Quaida kopiert habe.
Auch im Deutschsprachigen Raum müht man sich um Begriffe und der Gebrauch ist ähnlich:
Die "Welt" etwa titelte noch
Norwegen ist Zielscheibe für Islamisten.
Nach einem
Übergangsartikel
bei dem mit "islamischen Terrorismus" verglichen wird,
wird jetzt nur noch vom
Massaker von Norwegen gesprochen. In der Schweizer Tagesschau meinte der Psychiater
Josef Sachs
vor der Kamera, es handle sich nicht um
Amok sondern um
Massenmord.
Der Spiegel schreibt von
"Anschläge von Norwegen", "Akte der Gewalt", "Todesschütze",
Der Blick
Schlächter von Norwegen,
Amokläufer, Massaker von Norwegen. Als einer der wenigen bringt
Focus Online
die Geschichte unter dem Kapitel "Terrorismus". Nach heutigen Wissen ist
der Vorfall von Norwegen ein Beispiel von
Terrorismus,
bei dem politische, religiöse oder ideologische Gründe hinter der Gewalt stehen.
Dies im Unterscheid zu Taten von "Amokläufern", "Massenmördern" oder "Geistesgestörten".
Der
Terrorismus Report der EU von 2010 unterscheidet etwa die folgenden
Arten von Terrorismus: "Islamisten", "Separatisten", "Linksextreme", "Rechtsextreme", "Einzeltat", "Nichtspezifiziert".
Von 294 versuchten Anschlaegen im Jahre 2009 waren 237 den Separatisten zuzuschreiben, 40 Links- und 4 Rechtsextremen. Nur ein
Fall war von Islamisten. Von 587 Verhaftungen waren 413 Separatisten, 10 Islamisten, 29 Linksextreme, 22 Rechtsextreme.
Es ist eine interessante Beobachtung im obig erwähnten Slate Artikel,
dass in den Medien meist nur bei Islamisten von "Terroristen" gesprochen wird. Der
Bombenanschlag in Oklahoma City kommt
dem Oslo Anschlag am nächsten und wird heute eindeutig als Terroranschlag klassifiziert.
Das Vermeiden vom Term "Terrorismus" ist kein Fall von
Propaganda,
sondern eher ein
Euphemismus oder Selbsschutz. Denn
man liebt es nicht, wenn man von einem "Eigenen" angegriffen wird.
Der
Wikipedia Beitrag
über die Oslo Anschläge braucht den Begriff Terror noch nicht direkt. Nur eine "Anti-Terror-Einheit" wird erwähnt.
Es ist zu erwarten, dass der Vorfall erst später, wenn er verdaut ist, als "Terroranschlag" eingereiht wird. Im
Wikipedia
Eintrag über Terrorismus ist das schon passiert.
Nachtrag vom 25. Juli, 2011:
Der kaltblütige Massenmörder in Norwegen ist uneinsichtig.
Im Gegensatz zu anderen Terroristen, brachte sich der Schlächter
nicht um. Damit könnte er jetzt in den Medien die Folgen seines minutiös
vorbereiteten Anschlages und den nachfolgenden Hinrichtungen genüsslich mitverfolgen.
Der Täter, der sich immer noch unschuldig fühlt und sogar
stolz ist auf seine Tötungen, glaubt er, als "Kreuzritter"
für eine gute Sache gehandelt zu haben. Er hätte so
handeln müssen, habe ich gelesen. Damit ist der Schlächter
bereit, seine abstrusen Wahnvorstellungen bei jeder Gelegenheit - vor
allem an den Gerichtsverhandlungen - detailliert auszubreiten. Dies
müsste zu denken geben. Die Medien und Gerichte hätten
damit eine Verantwortung bei der Wiedergabe der abstrusen Gedanken des
persönlichkeitsgestörten Täters. Zurückhaltung ist
gefordert. Es besteht nämlich die Gefahr, dass der Massenmörder
Jugendliche - vor allem labile Kindern - negativ beeinflusst.
Er wäre nicht der erste Massenmörder, der eine Fangemeinde
bekommt. Experten warnen, dass dem Täter dank Medienspiegel
Anerkennung erhalten würde:
Aus "20 Min":
Christian Lüdke: Ein Mensch, der über eine hohe kriminelle
Energie verfügt und jeglichen Respekt vor dem Leben verloren hat. Er
leidet womöglich an einer Wahnerkrankung. Diese Menschen fühlen
sich oft innerlich ohnmächtig und durch die Ausübung einer
Gewalttat wandelt sich diese Ohnmacht in eine Allmacht um. Der Täter
versteht sich als Herr über Leben und Tod, als der Auserwählte,
der grosse Held der Menscheit.
Der Kriminalpsychologe und Traumaexperte Christian Lüdke
leitet im deutschen Essen eine Gesellschaft zur Opferbetreuung nach
Überfällen, Geiselnahmen, Unfällen oder Katastrophen.
Die Tat ist also kein Amoklauf?
Nein, bei einem Amoklauf geht es den Tätern darum, ihren Selbstmord
zu inszenieren. Entweder erschiessen sie sich selbst oder provozieren
die Polizei dazu. Der Attentäter von Oslo hingegen ist der
starken Überzeugung, dass es richtig ist, was er tut. Mit extremer
Hinterhältigkeit hat er die Tat geplant, indem er zunächst
Bomben gezündet hat, um die Polizei auf Oslo zu konzentrieren. Danach
konnte er auf der Insel die weitaus schwerwiegendere Tat zu begehen. Jetzt
hat er das Gefühl, etwas Grosses getan zu haben.
Warum hat er sich ausgerechnet ein Jugendlager ausgesucht?
Er wollte das Land dort treffen, wo es am verletzlichsten ist und der
Gesellschaft möglichst grosse Schmerzen zufügen. Kinder und
Jugendliche stehen für die Zukunft Norwegens. Mit dem Töten
dieser Kinder wollte er auch die Zukunft Norwegens zerstören.
Glauben Sie an einen bestimmten Auslöser, der ihn zu dieser Tat brachte?
Es war kaum ein einmaliges Schlüsselerlebnis sondern eine Kombination
aus mehreren Ursachen. Diese sind sicher auch in seiner eigenen Familie
zu finden und in seinen späteren sozialen Kontakten - auch zu der
rechtsextremen Szene. Wahrscheinlich wurde er nicht als diese Person
wahrgenommen, die er eigentlich sein wollte. So entwickelte er eine
kriminelle Energie im Stile von: Wenn mich die Leute schon nicht lieben,
dann sollen sie mich wenigstens hassen.
Der Täter ist besonders brutal vorgegangen und hat über lange
Zeit auf seine Opfer geschossen und sie regelrecht hingerichtet. Weshalb
hat er kein Mitleid empfunden?
Im Tatrausch hatte er keine Gefühle mehr. Je grösser die Angst
in den Augen seiner Opfer war, je lauter sie um Erbarmen geschrien haben,
desto grösser wurde sein Machtgefühl.
Inzwischen hat er ein Geständnis abgelegt. Wird er jemals begreifen,
welch schreckliche Tat er verübt hat?
Er bleibt sicher noch länger in seinem Rauschzustand. Wichtig ist
nun, dass er von der Gesellschaft völlig abgeschottet wird.
Er darf nicht mitkriegen, was über ihn geschrieben wird und wie
sehr seine Tat das Land Norwegen erschüttert hat. Denn genau das
war sein Ziel - anerkannt zu werden.
Hätte man die Tat voraussehen müssen?
Nein, das war nicht möglich. Er war zwar ein Aussenseiter, der in
den letzten Jahren den Kontakt zur Gesellschaft verloren hat und ein
rechtsextremen Gedankengut entwickelte. Doch damit wird jemand noch lange
nicht zu einem kaltblütigen Mörder. Auch optisch wirkt er nicht
wie ein brutales Monster, sondern eher wie der jungendhafte sympatische
Kumpeltyp. So konnte er sich auch das Vertrauen der Jugendlichen im
Camp erschleichen.
Wie gross ist die Gefahr von Nachahmungstätern?
Das Attentat regt sicher die Gewaltfantasien von ähnlich Denkenden
an. Ein Blick auf Facebook zeigt, dass es nicht nur Menschen gibt, die
das Attentat verabscheuen sondern auch einige, die mit dem Täter
sympathisieren. Der Schritt von der Fantasie in die Realität ist
dann aber doch ein grosser.
Der irre Schlächter will in Uniform bei der Vernehmung auftreten.
Das Gericht
hat aber gerade entschieden, dass zumindest die erste Anhörung
unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet.
Aus dem Spiegel:
Anders Breivikwollte die erste Anhörung
vor dem Haftrichter als Bühne nutzen, wollte seine wirre
Ideologie präsentieren -
doch das Gericht hat abgelehnt: Die Anhörung findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Ein Massenmörder soll nicht die Chance bekommen,
sich zu präsentieren.
Damit entsprach das Gericht dem Antrag der Staatsanwaltschaft.
Nachtrag vom 27. Juli, 2011:
Es ist für einen Normalsterblichen unbegreiflich, dass ein Massenmörder
voraussichtlich nach 20 Jahren wieder freigelassen wird und in dieser Zeit
in einem komfortablen Gefängnis untergebracht wird.
In Leserbriefen wird eine lebenslange Verwahrung und sogar die Todesstrafe gefordert.
Hier zeigt sich die Kehrseite eines humanen Strafvollzuges.
Wenn das Schwergewicht auf die Resozialisierung gelegt
wird, so ist es nicht verwunderlich, wenn ein Massenmörder im
"Knast" von den neuen hotelähnlichen Bedingungen profitieren kann:
Eigenes Bad und Flachbildschirm. Ein wohnlich eingerichtetes Zimmer mit
gitterfreiem Fenster und Ausblick in eine gepflegte Landschaft. Der
brutale, uneinsichtige Massenmörder wird sehr wahrscheinlich
in Norwegen von dem liberalen Strafvollzug auch von einem Lernstudio
profitieren. Sport und Musik wird nicht zu kurz kommen. Auch Therapien
werden nicht fehlen. Dass die Ernährung auch gut und gesund ist,
muss nicht betont werden.
Aus dem "Berliner Kurier":
Massenmörder Breivik landet in Luxusknast
Der Killer von Norwegen kommt in den Luxusknast: Da gibt es sogar
Ferienhäuser, in denen die Häftlingen mit ihren Familien
schöne Stunden verbringen können. Foto: dpa/Montage
Der Killer von Norwegen kommt in den Luxusknast: Da gibt es sogar
Ferienhäuser, in denen die Häftlingen mit ihren Familien
schöne Stunden verbringen können.
"Halden Fengsel" gilt als Luxusknast. Erst im vergangenen Jahr
eröffnet, 175 Millionen Euro teuer: Dorthin kommt der
Massenmörder Anders Behring Breivik.
Aus dem Tagi online:
In Norwegen gibt es dort einen liberalen Strafvollzug, der dem Gedanken
der Resozialisierung verpflichtet ist.
In dieser Hinsicht ist die Haftanstalt Halden, die südlich der
Hauptstadt Oslo gelegen ist, ein Vorzeigegefängnis. Halden gilt als
die modernste Haftanstalt Europas. Im 160 Millionen teuren Gefängnis
lässt es sich angenehm leben. Die Anlage ist als Dorf konzipiert,
wo die Insassen in kleinen Blockhütten leben. Die Einzelzellen
sind hell und verfügen über ein eigenes Bad und einen
Flachbild-Fernseher. Der Blick in die umgebende Landschaft ist nicht
durch Gitter beeinträchtigt, weil die Fenster aus sicherem Glas
bestehen. Umzäunt ist die Anlage von einer 1,4 Kilometer langen,
sechs Meter hohen Mauer.
In Halden können sich die Insassen in Lernstudios aus- und
weiterbilden lassen, oder sie gehen in Werkstätten einer Arbeit
nach. In der Freizeit bieten sich zum Beispiel Sport und Musik an. Es
gibt Übungsräume für Bands und sogar ein eigenes
Tonstudio. Sportinteressierte können Fitnessräume oder die
Turnhalle mit Kletterwand besuchen oder auf den Fussballplatz. Auf dem
30 Hektaren grossen Gelände gibt es sogar Ferienhäuser,
in denen die Häftlinge mit Familienangehörigen Zeit
verbringen können. Die Besucherräume sind mit Spielecken und
Übernachtungsmöglichkeiten ausgestattet. Schliesslich fehlen
auch mit Kunst ausstaffierte Freiräume nicht.
Der humane Strafvollzug in der Haftanstalt Halden stösst
nicht nur auf Lob, sondern auch auf Kritik. Die Rede ist von
einem Luxus-Gefängnis - was von den Verantwortlichen der
Haftanstalt bestritten wird. Die Kritik kommt vor allem aus Kreisen der
rechtspopulistischen Fortschrittspartei (FrP), der der Attentäter
von Oslo ein paar Jahre angehört hatte. Die Lebensqualität im
Gefängnis Halden sei besser als in vielen Pflege- und Altersheimen
Norwegens, wird weiter von rechter Seite moniert.
Das norwegische Justizministerium stellt sich auf den Standpunkt, dass
Gefängnisse nicht ungemütlich zu sein brauchen. Die Strafe sei,
dass man nicht rauskomme.
Drinnen gehe es darum, sich auf ein besseres Leben nach der Haftentlassung
vorzubereiten. Das Leben im Gefängnis soll möglichst nahe am
normalen Alltag sein. "Wir möchten die Insassen, die in schlechter
Verfassung kommen, aufbauen", heisst es auf der Webseite der Haftanstalt
Halden, "ihnen Selbstvertrauen geben durch Ausbildung und Arbeit, so
dass sie dieses Gefängnis als bessere Menschen verlassen."
Das im Frühling 2010 eröffnete Gefängnis nimmt Schwer- und
Schwerstkriminelle auf und bietet Platz für 252 Insassen. Gemäss
Medienberichten wird Anders Breivik, der am Freitag fast 80 Menschen
tötete, möglicherweise im Gefängnis Halden untergebracht
- sofern er nicht für immer in einer psychiatrischen Anstalt
eingeschlossen wird.
Angeklagt werden soll der 32-jährige Attentäter wegen
Verbrechen gegen die Menschlichkeit und nicht wegen Mordes. Bei einem
Schuldspruch drohen ihm 30 Jahre Gefängnis in Norwegen, nicht nur
die Maximalstrafe von 21 Jahren für Mord. In den nächsten Wochen
wird ein Psychiater die Zurechnungsfähigkeit Breiviks untersuchen.
Blick:
Massenmörder Anders Behring Breivik sitzt im Ila-Gefängnis
bei Oslo in Isolationshaft. In der Haftanstalt von Ringerike war er
nicht erwünscht. Dort hätte er aus seinem Zellenfenster auf
den Tyrifjorden-See, in dem auch die Todesinsel Utøya liegt,
blicken können. Die Behörden empfanden das als zu provokativ.
Medien sind Breivik nicht erlaubt. Doch um Zugang zu einem Computer zu
erhalten, erpresst er sogar die Polizei. Laut der norwegischen Zeitung
"VG" stellte er dafür den Ermittlern Informationen zu weiteren
Terrorzellen in Norwegen und anderen Ländern in Aussicht. Als
Gegenleistung möchte er auch eine Offline-Version von Wikileaks
und eine Kopie seines Manifests. Auch zum Essplan stellte er Anträge.
Sprechen darf er nur mit seinem Anwalt, er wird völlig abgeschottet.
Nach einer Verurteilung könnte es für ihn aber paradiesisch
werden.
Denn er soll seine Strafe im modernen Hochsicherheitsgefängnis Halden
absitzen. Eine Anstalt, die mehr Wohlfühloase als Gefängnis
ist. Sie ist als Dorf konzipiert, Häftlinge können ihre Familien
in Hütten empfangen. In den Zellen stehen Flachbildfernseher, im
Luxus-Gefängnis gibts eine Kletterwand, ein Musikstudio, Sporthallen
und Schulen.
Es ist begreiflich, dass nach der grauenhaften Tat viele
Norweger an ihrem liberalen Strafsystem zweifeln.
Siehe auch
Spiegel
Er dürfe nicht in einem hotelähnlichen Gefängnis seine Strafe verbüssen,
sondern müsste härter bestraft werden.