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www.rhetorik.ch aktuell: (07. Jul, 2011)

Der Murdoch Skandal

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Die 168 Jahr alte Englische Boulevard Presse "News of the world" wird am Sonntag die letzte Ausgabe verkaufen.

Reporter der Zeitung hatten die Telefone von Prominenten abgehört. Der Medienkonzern von Murdoch ist in der Klemme. Es ist nicht nur ein PR Schlamassel, die Geschichte wird von Scotland Yard noch weiter ermittelt.
Der Spiegel:
Mit so einem radikalen Schritt hatte niemand gerechnet. Die schlagartige Einstellung der grössten britischen Sonntagszeitung ist das Eingeständnis, dass der Abhörskandal ausser Kontrolle geraten ist. Die Enthüllungen im Stundentakt, die Angriffe der Politiker, die Massenflucht der Anzeigekunden - die Geschäftsführung sah keinen anderen Ausweg mehr, als die Reissleine zu ziehen. Abhörskandal um "News of the World" Murdochs Befreiungsschlag ist der Höhepunkt einer dramatischen Woche. Begonnen hatte die Krise am Montag, als der "Guardian" enthüllte, dass die Privatschnüffler des Boulevardblatts die Mailbox des 2002 entführten 13-jährigen Mädchens Milly D. angezapft und sogar Nachrichten gelöscht hatten. In den nächsten Tagen kamen immer weitere Vorwürfe hinzu: Auch in anderen Fällen scheute die "News of the World" offensichtlich nicht davor zurück, auf der Suche nach saftigen Geschichten die Handy-Mailboxen von gewöhnlichen Briten abzuhören, seien es Familienangehörige entführter Kinder, von Terroropfern des 7. Juli 2005 in London oder von in Afghanistan getöteten britischen Soldaten. Sämtliche Vergehen liegen bereits Jahre zurück, doch die Skrupellosigkeit der Journalisten löste eine Welle der Empörung aus. Wütende Leserbriefe gingen in den Redaktionen ein, es gab Boykottaufrufe im Internet, das Unterhaus debattierte, Premierminister David Cameron kündigte eine offizielle Untersuchung an - und, was vielleicht den Ausschlag gab: Die britische Wirtschaft senkte kollektiv den Daumen über der "News of the World". Ford, Virgin, Halifax, Sainsbury's, O2, Boots - ein Grosskunde nach dem anderen erklärte, nicht mehr in dem Blatt zu inserieren. Kaum eine Firma wollte noch mit dem verrufenen Namen in Verbindung gebracht werden. Obendrein drohten die laufenden polizeilichen Ermittlungen und die angekündigte offizielle Untersuchung, immer neues Belastungsmaterial zutage zu fördern. Angesichts dieser düsteren Aussichten entschied die News-Corp-Führung, ihren Goldesel zu opfern. (...) Die Einstellung der Zeitung ist ein riesiger Gesichtsverlust für die mächtigste Mediengruppe des Landes, die auch die "Sun", die "Times" und die "Sunday Times" herausgibt und den Fernsehsender Sky betreibt. Jahrelang hatte sie darauf vertraut, den seit 2006 schwelenden Abhörskandal irgendwie unterdrücken zu können. Erste prominente Abhöropfer wurden mit Schweigegeld in Millionenhöhe ruhig gestellt. Doch zuletzt hatte der Verlag immer mehr zugeben und zurückrudern müssen - bis hin zu einer öffentlichen Entschuldigung. (...) Brooks ist nicht die einzige offene Flanke, die bleibt. Führende amtierende und ehemalige Redaktionsmitglieder haben Strafverfolgung zu befürchten. Es geht nicht nur um die illegalen Abhörpraktiken, sondern auch um die Bestechung von Polizeibeamten. News International hatte am Dienstag bereits E-Mails an Scotland Yard übergeben, die angeblich beweisen, dass der frühere "News of the World"-Chefredakteur Andy Coulson Zahlungen an die Polizei autorisiert hat. Laut "Evening Standard" sollen insgesamt über 100.000 Pfund geflossen sein.
Nachtrag vom 8. Juli, 2011:
Der Abhörskandal um die Boulevardzeitung "News of the World" bringt den britischen Premierminister David Cameron unter grossen Druck. Sein früherer Kommunikationschef Andy Coulson wurde heute festgenommen. Cameron räumte in einer extra einberufenen Medienkonferenz ein, dass die Presseaufsicht in Grossbritannien versagt habe. Er kündigte zwei umfassende öffentliche Untersuchungen an. Die eine soll sich mit dem Abhörskandal um "News of the World" beschäftigen, die anderen mit der Aufsicht über die Presse. Die Leitung soll ein Richter übernehmen. Auch Vorwürfen, dass die Polizei Bestechungsgelder angenommen habe, werde auf den Grund gegangen. Der Skandal drehe sich keinesfalls nur um eine einzige Zeitung und einen Journalisten, sondern auch um Polizei und Politik, betonte Cameron in London. "Die Wahrheit ist, wir stecken da alle mit drin", erklärte er. (...)
Quelle: Blick


Cartoon: "Ich habe das schnell für sie eingepackt".

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