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www.rhetorik.ch aktuell: (31. Mai, 2011)

Blatters Medienkonferenz

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Sequenzen aus Blatters Medienkonferenz 20Min
100 Journalisten erlebten am 30. Mai einen unsouveränen Sepp Blatter. Blatter bot an der Medienkonferenz eine Musterlektion, wie man mit Journalisten nicht umgehen kann. Blatter antwortete wenig, griff die Journalisten an und zeigte, dass er es versteht zu reden, ohne etwas zu sagen. Blatter meinte, er habe von all den Fällen der Korruption nichts gehört oder gesehen. Die Medienkonferenz am Montag war ein Beispiel, wie man es nicht machen soll: Blatter erschien zuerst nicht und lässt die Journalisten 30 Minuten lang warten. Er ist nicht bereit, die Zeit am Schluss in der Fragerunde nachzuholen. Er beantwortete die letzten Fragen nicht mehr. Als er doch noch ans Mikrofon zurück kam, hiess es: Nur noch eine Frage. Doch Blatter beantwortete auch diese Frage nicht. Er kritisierte die Kritiker.
Blatter liess Fragen offen oder antwortete mit Floskeln wie "Ich werde mich nicht auf Einzeldiskussionen mit Personen einlassen, die nur Probleme machen wollen!" Journalisten haben eine Kontrollfunktion und dürfen heikle Fragen stellen. Für Blatter sind kritische Fragen aber eine Respektlosigkeit. Erstaunlich, dass Blatter, der Journalisten selbst respektlos behandelt und sich selbst nicht ans "Fair play" hält, dies jedoch im Befehlston vom Gegenüber verlangt. Die Medienkonferenz verliess er entnervt.

Sepp Blatter spielte sich wie ein unantastbarer Monarch auf. Der FIFA Boss trippelte, täuschte und wich aus. Die Fussballrhetorik hat Blatter während all der Jahre perfektioniert und wird auch diese Woche wieder als Saubermann aus der jüngsten Krise unbeschadet hervorgehen und die Wahl gewinnen. Wenngleich der FIFA Boss trotz skandalöser Vorwürfe am Schalthebel der Macht und des Geldes weiterhin selbstherrlich schalten und walten kann, ist seine Glaubwürdigkeit nach dieser Konferenz weiter gesunken.

Quellen:
Aus dem Tagi:
Vorerst wollte Präsident Blatter von solchen Szenarien aber nichts wissen. Er verteidigte die WM-Vergabe nach Katar, aber auch jene nach Russland 2018. Dass die Nerven bei der Fifa-Spitze nach all diesen Vorwürfen und Anschuldigungen aber blank liegen, erlebten die rund 100 Journalisten, welche am Montag einer Medieneinladung Blatters Folge leisteten. Der Fifa-Präsident brach den Anlass nach rund 30 Minuten abrupt ab und hinterliess viele offene Fragen und vor allem entrüstete Journalisten. Blatter sagte beim Medientermin unter anderem, dass es keine Krise im Fussball gäbe, sondern nur Probleme, die aber intern gelöst werden würden. Und er rief in Erinnerung, dass er nicht für die Wahl der Exekutivmitglieder zuständig sei. Das sei Sache der Kontinentalverbände. Der Termin war kein Befreiungsschlag für den Walliser, der sich am Verhalten der Medienleute störte. "Wir sind hier nicht in einem Basar", erklärte der Präsident, als dessen Audienz von Zwischenrufen und Misstönen begleitet wurde.
Der Stimmzettel ist fast schon ein Scherz. Nur Blatters Name ist darauf.
Nachtrag vom 1. Juni Blatter wurde für weitere 4 Jahre zum Fifa Präsident gewählt. Das Resultat war klar: 186 von 203 stimmten für ihn. Allerdings hatte Blatter keine Konkurrenz. Das Resultat war vorherzusehen.

Wie prognostiziert bleibt Blatter am Schalthebel der Macht. Die Kritiker sind einmal mehr schachmatt gesetzt worden. Der Fussballkönig kann nun uneingeschränkt weiter regieren, sich um Kontrollinstanzen und Medien foutieren, denn er ist unantastbar. Gefährliche Dossiers konnte die FIFA unter Verschluss behalten. Die "FIFA interne Ethikkommission" hat ihre Pflicht getan. Kaum jemand wird es nun wagen, am Thron des Alleinherrschers zu rütteln. Blatters trickreiche Strategie hat sich bewährt. Die gefärlichsten Kritiker haben im letzten Augengblick eine Kehrtwende gemacht, als es klar war dass keine Gegenkandidaten eine Chance hätten, denn wehe dem, der sich dem König entgegenstellte. Sie wussten auch, dass Blatter es ausgezeichnet versteht, dank Uebertragungsrechten weiter Milliarden scheffeln zu können. Und der wirtschaftliche Erfolg der FIFA sichert auch all die Posten.

Quellen: 20 Min
Nachtrag vom 1. Juni, 2011:

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