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www.rhetorik.ch aktuell: (08. Mai, 2011)

Zum Tod Albert Bachmanns

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:

Bachmann. Ein Foto das die Ähnlichkeit mit Inspektor Clouseau aus den Filmen vom rosaroten Panther herausstreicht.
Divisonär Albert Bachmann hatte 1976 die Geheimarmee P-26 gegründet und 1989 nach dem Fichen Skandal aufgelöst und Divisionär Bachmann wurde in den Ruhestand gesetzt. Aus dem Wikipedia Artikel über die P-26:

Die Mitglieder der P-26 waren Funker, Sprengstoffexperten, Logistiker sowie Personen mit Spezialkenntnissen in Propaganda- und Pressearbeit. Sie wurden in Einzel- oder Gruppenausbildungen (mit Maske und Tarnnamen) in ihren jeweiligen Fähigkeiten an geheimen Orten (zum Beispiel einer Bunkeranlage in Gstaad) geschult und durch #Plausibel-Geschichten" gedeckt. Instruktoren und Experten der P-26 und deren Vorgängerorganisationen liessen sich von 1949 bis 1990 in einem Ausbildungszentrum des britischen Auslandgeheimdiensts MI6 ausbilden. Diese Ausbildung umfasste konspirative Lebensführung, Legendenbildung, Organisieren des gewaltlosen Widerstandes, Sabotagetechniken, Trainieren des Verhaltens bei Gefangennahme und der anschliessenden Isolation sowie das übergreifende Training mit Helikopter, Schlauchbooten und U-Booten etc. Während den fünfzig Jahren des Bestehens der Organisationen wurden die Widerstandsvorbereitungen politisch breit mitgetragen und gefördert. Unter den Mitgliedern der P-26 waren Persönlichkeiten aller Parteien, Bundesräte, Parlamentarier, Gewerkschafts- und Stadtpräsidenten. Walther Bringolf (1895-1981), SP Präsident und Stadtpraesident Jeanne Hersch (1910-2000), Genfer Philosophin und SP-Mitglied Hans-Rudolf Strasser, ehemaliger Sprecher des Verteidigungsministeriums Susanne Günter, ehemalige Vorsitzende des Stadtparlaments Schaffhausen
20 Min:

Am 22. November 1979 ereignete sich eine der grössten Peinlichkeiten der jüngeren Schweizer Geschichte. Die österreichische Polizei verhaftete den Schweizer Kurt Schilling in Amstetten - jenem Ort, der zuletzt durch die Affäre Fritzl zu trauriger Berühmtheit gelangte. Der Betriebsberater aus Zug hatte ein Manöver des Bundesheeres ausspioniert und sich so dilettantisch verhalten, dass er mühelos enttarnt wurde. Vor Gericht erklärte Schilling: "Ich sollte herausfinden, wie lange Österreich einem Angriff aus dem Osten standhalten könnte." Dabei berief er sich auf einen "Führungsoffizier" in Bern. Oberst Albert Bachmann. Efrem Cattelan alias "Rico", Kommandant der Geheimarmee P-26. Schilling erhielt fünf Monate bedingt und wurde in die Schweiz abgeschoben. Dort erhielt der frühere Oberleutnant in einem Militärprozess weitere fünf Monate wegen Verletzung militärischer Geheimnisse. Denn besagter "Führungsoffizier" war aufgeflogen: Es handelte sich um Oberst Albert Bachmann, Mitglied der Untergruppe Nachrichten und Abwehr (UNA) im Eidgenössischen Militärdepartement (EMD). Bachmann war eine schillernde Figur. In jungen Jahren hatte er mit dem Kommunismus geflirtet, später wurde er zum fanatischen Kalten Krieger. Im Gefolge der Schilling-Affäre zeigte sich: In der UNA herrschten chaotische Zustände. Oberst Bachmann führte ein Eigenleben mit zahlreichen Aktivitäten ausserhalb jeder Kontrolle. So unterhielt er eine private Nachrichtenorganisation sowie eine Gruppe namens "Argus", die aktive Spionage im Ausland betrieb. Den spektakulärsten Coup landete er mit dem Kauf eines Landguts im Westen Irlands. Von dort aus sollten Mitglieder des Bundesrats im Fall eines Angriffs des Warschauer Pakts den Widerstand in der Schweiz organisieren. Nur wussten die nichts davon. Bundesrat Georges-André Chevallaz, Vorsteher des EMD, reagierte empört. Divisionär Carl Weidenmann, Chef der UNA, musste sein Büro räumen, Oberst Bachmann wurde in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Doch sein Geist lebte weiter in der paranoiden Zeit des Kalten Kriegs. Denn zu seinen Aktivitäten gehörte auch ein "Spezialdienst", der im Fall einer Besetzung durch Ostblock-Truppen im Landesinnern Widerstand leisten sollte. Er wurde nicht nur weiterbetrieben, sondern noch ausgebaut, wie sich einige Jahre später zeigen sollte. Nach dem Rücktritt von Bundesrätin Elisabeth Kopp 1988 wurde eine Parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) unter Leitung des heutigen Bundesrats Moritz Leuenberger eingesetzt. Sie sollte die Vorgänge im Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) untersuchen und deckte unter anderem die "Fichenaffäre" auf, die Bespitzelung zahlreicher vermeintlicher "Staatsfeinde". Dabei tauchten Hinweise auf, dass auch im EMD Fichen angelegt wurden. Das Parlament setzte eine zweite PUK ein, präsidiert vom Innerrhoder CVP-Ständerat Carlo Schmid. Am 23. November 1990 legte sie ihren Schlussbericht vor, mit explosivem Inhalt. Unter dem Namen "Projekt 26" war seit 1981 eine Geheimarmee mit einem Bestand von 800 Mann aufgebaut worden, die im Fall eines Angriffs den Guerillakrieg organisieren sollte. Kommandant war der Baselbieter Generalstabsoberst Efrem Cattelan, Deckname "Rico". Die Aktivitäten der P-26 organisierte er von einer Tarnfirma in Basel namens Consec AG aus. Unter anderem legte er geheime Waffenlager an. Die Kosten von jährlich mehreren Millionen Franken wurden heimlich aus dem Bundesbudget abgezweigt, denn die P-26 agierte ausserhalb der politischen Kontrolle. Nur wenige Parlamentarier aller Bundesratsparteien waren eingeweiht, ebenso die jeweiligen Verteidigungsminister, wie Cattelan später erklärte - nur der aktuelle EMD-Chef Kaspar Villiger wusste von nichts. Daneben existierte ein geheimer Nachrichtendienst P-27, der sich allerdings als ziemlich ineffektiv erwies. Bundesrat Villiger griff durch: UNA-Chef Hans Schlup wurde als Militärattaché ins Ausland abgeschoben. Hans-Rudolf Strasser, Informationschef des EMD, wurde gefeuert - er gehörte zum Führungsstab der P-26. Die Geheimarmee wurde liquidiert, ihre Kriegskasse - Gold im Wert von sechs Millionen Franken - ging an das Rote Kreuz. Ein Comeback erlebte sie später als Farce: Filmregisseur Daniel Schmid stellte die Geheimarmee ins Zentrum der Groteske "Beresina oder die letzten Tage der Schweiz".
Russische Panzerkarten wie diese haben zum Anheizen von "kalten Kriegs" Gefühlen geführt.
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