Im Japanischen Atomkraftwerk Fukushima, das direkt an der
Pazifikküste liegt, hat es eine Explosion gegeben. Das Land hat den nuklearen
Notfall ausgerufen. Die Explosion soll nicht im Reaktor passiert sein, doch es sind
erhöhte Strahlungswerte gemessen worden.
Als Folgen des Erdbebens und des Tsunamis waren Kühlsysteme
ausgefallen. Japan hat 55 Atomkraftwerke, die etwa einen
Drittel der Elektrizität in Japan produzieren.
Etwas Konfusion in der Kommunikation ist zu sehen: Aus dem Blick:
"Die japanische Behörde für Kernkraftsicherheit habe
offiziell eine Kernschmelze bestätigt.
Doch Premier Naoto Kan weist dies zurück".
Nachtrag am Abend: Der Reaktor wird mit Meerwasser gekühlt um ein
Schmelzen zu verhindern. Trotzdem sind 140'000 Leute evakuiert worden. Die
Information ist unklar. Es mangelt an Information aus erster Hand. Die Telefon und
internet Verbindungen sind oft ungenügend.
Quelle: Spiegel
Aus dem Spiegel:
Im beschädigten Atomkraftwerk in Fukushima 1 hat es eine Explosion
gegeben. Die Aussenhülle des Reaktors scheint abgesprengt worden
zu sein, berichtet der Fernsehsender NHK. Die Betreiberfirma des AKW,
Tokyo Electric Power Company, bestätigte die Explosion. Vier Arbeiter
seien bei dem Vorfall verletzt worden, die Verletzungen seien aber nicht
lebensbedrohlich. Die Ursache sei allerdings noch unklar.
Yuko Edano, Sprecher der japanischen Regierung, sagte: "Wir untersuchen
immer noch, welche Art von Schäden am Kraftwerk entstanden
sind." Über den Zustand des Gebäudes gebe es derzeit keine
gesicherten Informationen. Man wisse nicht, wie viel Radioaktivität
ausgetreten sei. "Wir sind dabei, Strahlungsintensitäten an
verschiedenen Orten zu überprüfen." Die Situation nach der
Explosion in Fukushima 1 sei "vermutlich sehr ernst" bezeichnet. Er rief
die Bevölkerung auf, ruhig zu bleiben.
Nach NHK-Angaben war die Strahlung an der Zufahrt zum AKW um 15.29
Uhr (Ortszeit) um ein Vielfaches erhöht. Die Internationale
Atomenergiebehörde (IAEA) hat nach eigenen Angaben noch keine
weiteren Informationen zu dem Vorfall.
Die Behörde für Nuklear- und Industriesicherheit erklärte,
zwei radioaktive Substanzen, Caesium und Jod, seien in der nähe
des Kraftwerkes Fukushima 1 festgestellt worden. Dies deute darauf hin,
dass einige der Metallbehälter mit Uranbrennstoff zu schmelzen
begonnen haben.
Nachtrag vom 12. März, 2011 : Die Lage im AKW Fukushima wird heikler:
Japans Regierung geht davon aus, dass in zwei Reaktoren des Krisen-AKWs eine Kernschmelze
in Gange ist. Die Frage ist unklar.
Doris Leuthard am Sonntagabend in einem Blick Interview. Quelle: Blick.
Nachtrag vom 14. März, 2011:
Drei der sechs Reaktoren des AKW Fukoshima haben massive Sicherheitsprobleme.
In Block 3 gab es eine Wasserstoffexplosion, in Komplex 2 ist die Kühlung ausgefallen.
Eine Kernschmelze droht. Ob die Schutzhüllen halten werden ist noch offen.
Spiegel.
Der japanische AKW-Betreiber Tepco beginnt mit regionalen Stromabschaltungen.
Interessant ist jetzt die Berichterstattung in den Medien und die Reaktionen der Politiker
und die Verwendung der Begriffe. Ein Gau zum Beispiel ist der grösste anzunehmender
Unfall, für den Sicherheitssysteme noch ausgelegt werden müssen. Unfälle die darüber
hinausgehen, wie Tschernobyl, werden in den Medien häufig mit "Super Gau" umschrieben.
Quelle:Bundesampt für Strahlenschutz.
Die INES Skala braucht den Begriff Gau nicht. Es wird in Stufen 0-7 unterteilt.
Quelle.
Internationale Bewertungsskala für nukleare Ereignisse (INES):
7: Katastrophaler Unfall Schwerste Freisetzung von
Radioaktivität, Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt in einem
weiten Umfeld (Katastrophe von Tschernobyl 1986) 6: Schwerer Unfall Erhebliche Freisetzung von Radioaktivität,
voller Einsatz der Katastrophen- schutz- Massnahmen
(Katastrophe von Kyschtym 1957) 5: Ernster Unfall Begrenzte Freisetzung von Radioaktivität,
teilweiser Einsatz der Katastrophenschutz- Massnahmen
Reaktorkern / radiologische Barrieren schwer beschädigt
(Atomunfälle von Windscale/Sellafield 1957, Three Mile Island 1979 und Tokaimura 1999) 4: Unfall Geringe Freisetzung von Radioaktivität,
Strahlenbelastung der Bevölkerung etwa in Höhe
natürlicher Quellen Reaktorkern / radiologische Barrieren
erheblich beschädigt, Strahlen- belastung von Mitarbeitern mit
Todesfolge (Atomunfälle von Windscale/Sellafield 1973, Saint-Laurent 1980) 3: Ernster Störfall Sehr geringe Freisetzung von
Radioaktivität, Strahlenbelastung der Bevölkerung in Höhe
eines Bruchteils natürlicher Quellen Schwere radioaktive
Kontaminierung, Mitarbeiter erleiden akute Gesundheits- schäden
Beinahe-Unfall: keine weiteren Sicherheits- vorkehrungen, die einen Unfall
verhindert hätten (Störfall von Vandellòs 1989) 2: Störfall Erhebliche radioaktive Kontaminierung,
unzulässige Strahlen- belastung von Mitarbeitern Störfall
mit erheblichen Ausfällen von Sicherheits- vorkehrungen
(Störfälle von Philippsburg 2001 und Forsmark 2006) 1: Störung Abweichung von den zulässigen
Bereichen für den sicheren Anlagenbetrieb (Störung durch
Ventilschaden im südhessischen Atomkraftwerk Biblis, Block A im
Dezember 1987) 0 Keine oder sehr geringe sicherheits- technische Bedeutung
In Krisensituationen sind fachgerechte Informationen wichtig.
Heute konnte man im Radio von
Horst-Michael Prasser von der ETH eine verständliche Information
über Details der Abläufe und Beeinflussungsmöglichkeiten der von
Stromausfall und Tsuami betroffenen Werke in Japan hören. Er
spielte die Katastrophe nicht hinunter. Doch half seine medeingerechte
Fachinformation, die Relationen zu wahren. Ob die Schutzhüllen
weiterhin hält, ist zwar noch völlig offen. Alle Experten
nehmen die aktuelle Situation ernst.
Wie bei jeder Krise ist es für die Medien jetzt wichtig, zwischen Vermutungen,
Hypothesen und Fakten zu unterscheiden. So wie Journalisten
gelernt haben, zwischen Information und Kommentar zu differenzieren.
In der Schweiz hat Bundesrätin Doris Leuthard für den Moment
Gesuche um neue AKWs gestoppt:
20Min,
Blick.
Auch in Deutschland will Angela Merkel Laufzeitverlängerungen aussetzen:
Spiegel.
Und auch in den USA werden Stimmen laut, die Bewilligung von neuen Reaktoren für den Moment
zu suspendieren NYT,
Spiegel.
Nachtrag vom 15. März:
Die Situation in Japan wird immer kritischer. Eine neue Explosion,
ein Brand
und die erhöhte Strahlenbelastung machen auch Experten Angst. Eine nukleare
Katastrophe scheint sich anzubahnen. Die Lage ist mehr als ernst.
Nachtrag vom 17. März:
Animation der Radioaktiven Wolke. Quelle:
NYT
Die Situation im havarierten Atomkraftwerk Fukushima Eins ist nach wie
vor nicht unter Kontrolle. Es wird vermutet, dass Brennstäbe im
Reaktor 3 beschädigt sind und Radioaktivität freigeben. Die
Arbeiten an den Reaktoren 1 und 2 wurden gestoppt. Dort wurde Wasser
mit hoher Radioaktivität gefunden.
Drei im AKW Fukushima verstrahlte Techniker standen bei ihrem
Einsatz in Wasser, das nach Angaben der Betreibergesellschaft Tepco
eine zehntausendfach erhöhte Radioaktivität aufwies. Die
Reaktorsicherheitsbehörde (NISA) forderte Tepco daraufhin zu
einem wirksameren Strahlenschutz auf. Nach den Messwerten könnten
Kernbrennstäbe im Reaktor 3 des Atomkraftwerks beschädigt
worden sein.
Die japanische Regierung ist besorgt, dass die Kühlung des
AKW Fukushima mit Meerwasser von aussen zu einer Salzverkrustung
der Kernbrennstäbe und damit zu neuen Risiken führen
könnte. Die Regierung plant derzeit keine Ausweitung der
Evakuierungszone um das AKW Fukushima. Regierungssprecher Yukio Edano
sagte aber, den Bewohnern des Gebiets in einer Entfernung von 20 bis
30 Kilometern um das Kraftwerk Fukushima-Eins werde empfohlen, sich
freiwillig in weiter entfernte Regionen zu begeben.