Rhetorik.ch

Knill+Knill Kommunikationsberatung

Knill.com
Aktuell Artikel Artikel Inhaltsverzeichnis Suche in Rhetorik.ch:

www.rhetorik.ch aktuell: (12. Mar, 2011)

Fukushima

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Quelle: Blick. (Film ohne Ton). Im Japanischen Atomkraftwerk Fukushima, das direkt an der Pazifikküste liegt, hat es eine Explosion gegeben. Das Land hat den nuklearen Notfall ausgerufen. Die Explosion soll nicht im Reaktor passiert sein, doch es sind erhöhte Strahlungswerte gemessen worden. Als Folgen des Erdbebens und des Tsunamis waren Kühlsysteme ausgefallen. Japan hat 55 Atomkraftwerke, die etwa einen Drittel der Elektrizität in Japan produzieren.

Etwas Konfusion in der Kommunikation ist zu sehen: Aus dem Blick: "Die japanische Behörde für Kernkraftsicherheit habe offiziell eine Kernschmelze bestätigt. Doch Premier Naoto Kan weist dies zurück".

Nachtrag am Abend: Der Reaktor wird mit Meerwasser gekühlt um ein Schmelzen zu verhindern. Trotzdem sind 140'000 Leute evakuiert worden. Die Information ist unklar. Es mangelt an Information aus erster Hand. Die Telefon und internet Verbindungen sind oft ungenügend. Quelle: Spiegel
Aus dem Spiegel:
Im beschädigten Atomkraftwerk in Fukushima 1 hat es eine Explosion gegeben. Die Aussenhülle des Reaktors scheint abgesprengt worden zu sein, berichtet der Fernsehsender NHK. Die Betreiberfirma des AKW, Tokyo Electric Power Company, bestätigte die Explosion. Vier Arbeiter seien bei dem Vorfall verletzt worden, die Verletzungen seien aber nicht lebensbedrohlich. Die Ursache sei allerdings noch unklar. Yuko Edano, Sprecher der japanischen Regierung, sagte: "Wir untersuchen immer noch, welche Art von Schäden am Kraftwerk entstanden sind." Über den Zustand des Gebäudes gebe es derzeit keine gesicherten Informationen. Man wisse nicht, wie viel Radioaktivität ausgetreten sei. "Wir sind dabei, Strahlungsintensitäten an verschiedenen Orten zu überprüfen." Die Situation nach der Explosion in Fukushima 1 sei "vermutlich sehr ernst" bezeichnet. Er rief die Bevölkerung auf, ruhig zu bleiben. Nach NHK-Angaben war die Strahlung an der Zufahrt zum AKW um 15.29 Uhr (Ortszeit) um ein Vielfaches erhöht. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hat nach eigenen Angaben noch keine weiteren Informationen zu dem Vorfall. Die Behörde für Nuklear- und Industriesicherheit erklärte, zwei radioaktive Substanzen, Caesium und Jod, seien in der nähe des Kraftwerkes Fukushima 1 festgestellt worden. Dies deute darauf hin, dass einige der Metallbehälter mit Uranbrennstoff zu schmelzen begonnen haben.
Nachtrag vom 12. März, 2011 : Die Lage im AKW Fukushima wird heikler: Japans Regierung geht davon aus, dass in zwei Reaktoren des Krisen-AKWs eine Kernschmelze in Gange ist. Die Frage ist unklar.

Quelle.

Quelle.

Nachtrag vom 13. März, 2011:

Doris Leuthard am Sonntagabend in einem Blick Interview.
Quelle: Blick.
Nachtrag vom 14. März, 2011:

Drei der sechs Reaktoren des AKW Fukoshima haben massive Sicherheitsprobleme. In Block 3 gab es eine Wasserstoffexplosion, in Komplex 2 ist die Kühlung ausgefallen. Eine Kernschmelze droht. Ob die Schutzhüllen halten werden ist noch offen. Spiegel. Der japanische AKW-Betreiber Tepco beginnt mit regionalen Stromabschaltungen.

Interessant ist jetzt die Berichterstattung in den Medien und die Reaktionen der Politiker und die Verwendung der Begriffe. Ein Gau zum Beispiel ist der grösste anzunehmender Unfall, für den Sicherheitssysteme noch ausgelegt werden müssen. Unfälle die darüber hinausgehen, wie Tschernobyl, werden in den Medien häufig mit "Super Gau" umschrieben. Quelle: Bundesampt für Strahlenschutz. Die INES Skala braucht den Begriff Gau nicht. Es wird in Stufen 0-7 unterteilt. Quelle.

Internationale Bewertungsskala für nukleare Ereignisse (INES):

7: Katastrophaler Unfall Schwerste Freisetzung von Radioaktivität, Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt in einem weiten Umfeld (Katastrophe von Tschernobyl 1986)
6: Schwerer Unfall Erhebliche Freisetzung von Radioaktivität, voller Einsatz der Katastrophen- schutz- Massnahmen (Katastrophe von Kyschtym 1957)
5: Ernster Unfall Begrenzte Freisetzung von Radioaktivität, teilweiser Einsatz der Katastrophenschutz- Massnahmen Reaktorkern / radiologische Barrieren schwer beschädigt (Atomunfälle von Windscale/Sellafield 1957, Three Mile Island 1979 und Tokaimura 1999)
4: Unfall Geringe Freisetzung von Radioaktivität, Strahlenbelastung der Bevölkerung etwa in Höhe natürlicher Quellen Reaktorkern / radiologische Barrieren erheblich beschädigt, Strahlen- belastung von Mitarbeitern mit Todesfolge (Atomunfälle von Windscale/Sellafield 1973, Saint-Laurent 1980)
3: Ernster Störfall Sehr geringe Freisetzung von Radioaktivität, Strahlenbelastung der Bevölkerung in Höhe eines Bruchteils natürlicher Quellen Schwere radioaktive Kontaminierung, Mitarbeiter erleiden akute Gesundheits- schäden Beinahe-Unfall: keine weiteren Sicherheits- vorkehrungen, die einen Unfall verhindert hätten (Störfall von Vandellòs 1989)
2: Störfall Erhebliche radioaktive Kontaminierung, unzulässige Strahlen- belastung von Mitarbeitern Störfall mit erheblichen Ausfällen von Sicherheits- vorkehrungen (Störfälle von Philippsburg 2001 und Forsmark 2006)
1: Störung Abweichung von den zulässigen Bereichen für den sicheren Anlagenbetrieb (Störung durch Ventilschaden im südhessischen Atomkraftwerk Biblis, Block A im Dezember 1987)
0 Keine oder sehr geringe sicherheits- technische Bedeutung




In Krisensituationen sind fachgerechte Informationen wichtig.


Heute konnte man im Radio von Horst-Michael Prasser von der ETH eine verständliche Information über Details der Abläufe und Beeinflussungsmöglichkeiten der von Stromausfall und Tsuami betroffenen Werke in Japan hören. Er spielte die Katastrophe nicht hinunter. Doch half seine medeingerechte Fachinformation, die Relationen zu wahren. Ob die Schutzhüllen weiterhin hält, ist zwar noch völlig offen. Alle Experten nehmen die aktuelle Situation ernst.

Wie bei jeder Krise ist es für die Medien jetzt wichtig, zwischen Vermutungen, Hypothesen und Fakten zu unterscheiden. So wie Journalisten gelernt haben, zwischen Information und Kommentar zu differenzieren.

In der Schweiz hat Bundesrätin Doris Leuthard für den Moment Gesuche um neue AKWs gestoppt: 20Min, Blick. Auch in Deutschland will Angela Merkel Laufzeitverlängerungen aussetzen: Spiegel. Und auch in den USA werden Stimmen laut, die Bewilligung von neuen Reaktoren für den Moment zu suspendieren NYT, Spiegel.
Nachtrag vom 15. März: Die Situation in Japan wird immer kritischer. Eine neue Explosion, ein Brand und die erhöhte Strahlenbelastung machen auch Experten Angst. Eine nukleare Katastrophe scheint sich anzubahnen. Die Lage ist mehr als ernst.
Nachtrag vom 17. März: Animation der Radioaktiven Wolke.
Quelle: NYT
Nachtrag vom 25. März: Aus heise:

Die Situation im havarierten Atomkraftwerk Fukushima Eins ist nach wie vor nicht unter Kontrolle. Es wird vermutet, dass Brennstäbe im Reaktor 3 beschädigt sind und Radioaktivität freigeben. Die Arbeiten an den Reaktoren 1 und 2 wurden gestoppt. Dort wurde Wasser mit hoher Radioaktivität gefunden. Drei im AKW Fukushima verstrahlte Techniker standen bei ihrem Einsatz in Wasser, das nach Angaben der Betreibergesellschaft Tepco eine zehntausendfach erhöhte Radioaktivität aufwies. Die Reaktorsicherheitsbehörde (NISA) forderte Tepco daraufhin zu einem wirksameren Strahlenschutz auf. Nach den Messwerten könnten Kernbrennstäbe im Reaktor 3 des Atomkraftwerks beschädigt worden sein. Die japanische Regierung ist besorgt, dass die Kühlung des AKW Fukushima mit Meerwasser von aussen zu einer Salzverkrustung der Kernbrennstäbe und damit zu neuen Risiken führen könnte. Die Regierung plant derzeit keine Ausweitung der Evakuierungszone um das AKW Fukushima. Regierungssprecher Yukio Edano sagte aber, den Bewohnern des Gebiets in einer Entfernung von 20 bis 30 Kilometern um das Kraftwerk Fukushima-Eins werde empfohlen, sich freiwillig in weiter entfernte Regionen zu begeben.
Nachtrag vom 4. Juni

Rhetorik.ch 1998-2011 © K-K Kommunikationsberatung Knill.com