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www.rhetorik.ch aktuell: (03. Feb, 2011)

Das Paradox der Wahl

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Der Psychologe Barry Schwarz hatte vor Jahren ein Buch "Das Paradox der Wahl" publiziert, das zeigt, dass mehr Wahl auch Qual sein kann. Er zeigt, dass die Vorteile der Wahl in unserer modernen Konsumgesellschaft auch mit Nachteilen versehen ist. Ein vor kurzem erschienener NZZ Artikel kommt darauf zurück. Aus diesem Artikel

Der Kapitalismus hat uns Wahlmöglichkeiten geschaffen, er hat uns Freiheiten gegeben im Sinne eines selbstbestimmten, grenzenfreien Lebens und hat uns trotzdem aufgezeigt, dass ein Mehr an Auswahl nicht immer mit einem Mehr an Glück gleichzusetzen ist: Wir können reisen, wir können unseren Beruf wählen, wir können entscheiden, wann und wen wir heiraten und ob wir heiraten wollen, welche Rasierklinge wir benutzen und welchem Arzt wir unser Vertrauen schenken möchten. Doch am Ende zeigt sich, dass wir durch die Vielzahl an Entscheidungen gezwungen sind, andere, vielleicht genauso gute und vielleicht sogar noch bessere Entscheidungen auszuschliessen, was zur Folge hat, dass wir das Leben als begrenzten Zustand in Anbetracht unbegrenzter Möglichkeiten aufwendig organisieren müssen.
Schwartz zeigt, dass Wahl auch Lähmung produzieren kann. Man kann sich nicht mehr entscheiden. Man will sich richtig entscheiden. Und man ist ungl&auum;cklich. Wenn etwas nicht perfekt ist, kann man sich leicht vorstellen, dass man eine falsche Wahl gemacht.

Beispiele:
  • Als Kunde hat man soviel Auswahl, dass man schlussendlich nicht mehr kauft. Die Firma Apple zum Beispiel hat das schon erkannt und produziert eine kleine Auswahl von Computern.
  • Es ist unmöglich ein Telefon zu kaufen, das nur telefoniert? Man hat eine riesige Auswahl. Beim Kauf wird immer ein Vorteil eines anderen Produkts verpasst. Die grosse Auswahl erhöht auch die Erwartungshaltung. Man ist unzufriedener. Schwartz: das Geheimnis des Glücks ist eine niedrige Erwartungshaltung.

  • An der Uni haben Studenten eine grosse Auswahl von Kursen. Einige sind attraktiv aber schwierig, andere sind einfacher aber weniger nützlich. Der Student kann sich nicht mehr entscheiden, muss beraten werden und ist schlussendlich unglücklich.

  • Man kann sich heute die Identität wählen, sogar das Geschlecht wählen. Als Eltern muss man sich entscheiden, ob man einen genetischen Test machen will oder nicht.

  • Ärzte geben keine klaren Antworten mehr. Der Patient bekommt die Wahl. Die Autonomie des Patienten wird zur Qual des Patienten. Die Verantwortung wird vom Doktor zum Patienten verlagert.
  • Man kann sich heute auch in der Freizeit die Arbeit mitnehmen. Man hat das Telefon, den Laptop dabei. Man muss sich nun ständig entscheiden, ob man doch noch etwas Arbeit machen will oder nicht.

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