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www.rhetorik.ch aktuell: (21. Nov, 2010)

Tablet Zeitung

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Rupert Murdoch will als erster eine Zeitung lancieren, die nur noch elektronisch auf Tabletgeräten, wie dem Ipad zu lesen sind. Die Zeitung wird nicht mehr online und nur zusätzlich auf einer App erhältlich sein. Neu ist, dass die Ausgabe "exklusiv" nur als App auf dem Tablet auf den Markt kommt.

Dieses Modell ist attraktiv für die Zeitungsherausgeber, denn die geschlossene Umgebung einer "App" erlaubt es dem Kunden nicht mehr, den Inhalt wegzukopieren. Der Kunde ist in der App gefangen und kontrolliert.

Ein Nachteil für die Zeitung ist, dass man man auf einen Artikel nicht mehr linken kann. Das hindert die Verbreitung.

Die "News Corporation" von Murdoch soll sich mit "Apple" zusammenarbeiten, um die Zeitung zu lancieren. Eine Woche soll nur einen Dollar kosten. Das ist billiger als eine richtige Zeitung. Allerdings ist die Verbreitung auch billiger, weil kein Papier gedruckt werden muss.

Es sollen schon 100 Journalisten für die neue digitale Zeitung angeheuert worden sein.

Quelle.
Ob sich die Tablet Zeitung durchsetzen wird, ist heute unklar. Es warten alle gespannt auf den Ausgang dieses Experiments. Eine kleine Rechnung zeigt aber die Schwierigkeit: nur um die 100 Journalisten zu zahlen, müsste das Projekt eine Million Abbonnenten haben. Das ist unrealistisch. Die "News Corporation" muss also auch zusätzlich Werbung verkaufen müssen und auch Kundeninformation wie Lesegewohnheiten oder Statistiken an Firmen weiterverkaufen.

Gerade dies aber könnte dem Leser sauer aufstossen. Bei einer auf Papier gekauften Zeitung oder bei einer online gelesenen Zeitung, ist man als Leser relativ anonym. Wenn man aber ein Abbonement zur neuen Murdoch Zeitung bezahlen muss, ist man unter seinem vollen Namen registriert. Von jedem Leser der Zeitung hat der Verlag ein genaues Profil, wie lange, wo und wann jeder Artikel gelesen wird. Nach einem Jahr besitzt die Zeitung genaue Kenntnisse über Vorlieben jedes Lesers.

Wenn diese Daten verkauft würden, könnte eine Firma herausfinden, wann und wo ihre Mitarbeiter Zeitung lesen. Als Leser muss man sich mit dem Gefühl vertraut machen, dass einem beim Zeitungslesen ständig eine grössere Gruppe von Leuten über die Schultern guckt. Diese Komponente alleine könnte der Grund sein, dass dieses Projekt zum Scheitern verurteilt ist.

Andererseits zeigt der Erfolg von Firmen wie "Facebook", dass sich die grosse Masse keinen Deut darum kümmert, dass ihre persönlichsten Informationen wie Ware verarbeitet und vermarktet werden und ihre Daten an Dritte verhökert werden.

Nachtrag vom 25. November, 2010: Auch Richard Branson plant, zum iPad Verleger zu werden.
Nachtrag vom 18. Dezember, 2010: Der register sieht voraus, dass die iPad ähnlichen Anwendungen Google eine Decke über die Augen ziehen könnte. Eine Zeitung auf dem Ipad ist für den Suchgiganten nicht mehr sichtbar. Das macht das Format für Verleger so attraktiv denn sie kriegen wieder mehr Kontrolle über den Inhalt.

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