Rhetorik.ch

Knill+Knill Kommunikationsberatung

Knill.com
Aktuell Artikel Artikel Inhaltsverzeichnis Suche in Rhetorik.ch:

www.rhetorik.ch aktuell: (20. Nov, 2010)

Das Wie, das Was und das Wer

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:

Christoph Blocher

Moritz Leuenberger

Cédric Wermuth

Christoph Mörgeli

Doris Leuthard

Simonetta Sommaruga

Karin Keller-Sutter

Philippo Leutenegger

Bastien Girot

Alexander Tschäppät
Wer ist der beste Rhetoriker im Land?

Umfrage beim Tagi. 6000 Leute haben sich an der Umfrage beteiligt. Das Resultat ist rechts zu sehen.
Christoph Blocher          24.5%
Moritz Leuenberger         20.7%
Cédric Wermuth             15.6%
Christoph Mörgeli           8.9%
Doris Leuthard              8.6%
Simonetta Sommaruga         7.4%
Karin Keller-Sutter         5.9%
Filippo Leutenegger         4.3%
Bastien Girod               2.1%
Alexander Tschäppät         2.1%
Viele Berater konzentrieren sich auf das "Wie" des Kommunizierens und schleifen an der Präsentationsform der Klienten. Andere trainieren vor allem das "Was", das Argumentieren und das Botschaftenmanagement und sind überzeugt, der Inhalt sei alles. Im Alltag entscheiden bei Kommunikationsprozessen nicht nur das "Wie" und das "Was" sondern auch das "Wer" eine Rolle: die Persönlichkeit und der Ruf einer Person haben einen grossen Einfluss.

Ein Artikel aus Tagesanzeiger in einer "Rhetorik" Serie macht den Eindruck dass die bodenständige Schweizer Rhetorik ausgedient habe und Céderic Wermuth dadurch gepunktet habe, weil er den Gegner in Rage bringen konnte. Ein zitierter Berater meint, die Verpackung sei alles. Wermuth wird gelobt, weil er auf die Argumente nicht eingegangen ist, weil er vor allem mit dem Moderator, anstatt mit dem Gegner geredet habe. Wermuth habe gepunktet, weil er den Gegner mit spöttischen Einwürfen abgekanzelt habe. Wir sind anderer Meinung. Ein guter Rhetoriker überzeugt den Adressaten. Wer stur seine Behauptungen herunterleiert, nicht zuhört und das Gegenüber nur provoziert und abkanzelt, ist nicht glaubwürdig. Ein guter Kommunikator kann seine Argumente verständlich und glaubwürdig darlegen.

Effekthascherei kann zwar kurzfristig beeindrucken, wird aber auch von Laien erkannt. Tricks, Kniffs -mit theaterzentriertes Verhalten kann nur vorübergehend Punkte holen.

Im Alltag erlebt man, dass jene Personen überzeugen, die selbst von der Sache überzeugt sind. Wermuth eine Paradebeispiel einer Persönlichkeit, die nicht überzeugt. Er hat zwar die Fähigkeit das Gegenüber fertig zu machen, die Ausstrahlung, die Wirkung und Glaubwürdigkeit ist aber dahin.

Zuhören können und auf die Argumente des Gegenübers einzugehen ist keine Schwäche. Schlagfertigkeit nichts mit Schlagen oder mit "Fertigmachen" zu tun. Bei echten Dialogen geht es weder um Duelle noch um Egomanie.
Laut der nicht repäsentativen Umfrage im Tagi wurde mit rund einem Viertel der Stimmen Christoph Blocher zum besten Rhetoriker der Schweiz erkoren, eine Wahl, die nicht überrascht. Blocher punktet mit einer bodenständigen Rhetorik, die Sachverhalte schlüssig vereinfacht, die Zuhörer emotional berührt und mitreissen kann. Wermuth schaffte es auf Platz drei. Die Auswahl der Kandidaten, die Wahl der Filmsequenzen und die Präsentationsordnung haben sicher das Resultat der Wahl beeinflusst: Wermuth zum Beispiel wird bei einer Videosequenz gezeigt, die ihn bei der Destabilisierung von Köppel zeigt und er wurde im Tagesanzeiger mit mehreren Artikeln vorher gewürdigt.
Aus dem Tagi::
Wie man das Volk verführt (Rhetorik Serie I) Der Erfolg von Politikern verdankt sich meist der richtigen Rhetorik. Aber was ist gute Rhetorik? Und wer ist der beste Schweizer Redner und Debattierer? Cédric Wermuth Foti Das Jungtalent setzt sich über die Spielregeln nicht nur der gegnerischen, sondern auch der eigenen Partei hinweg und beherrscht das Spiel mit der Provokation.

SP-Jungspund Cédric Wermuth und "Weltwoche"-Verleger auf Tele Züri die Klingen, ein Wortgefecht, aus dem viele Wermuth als rhetorischen Sieger hervorgehen sahen. Bezüglich medialer Aufmerksamkeit war er das mit Sicherheit. Alle redeten über den Chef der Jungsozialisten, und vergangenen Sonntag wurde er mit einem Auftritt bei Viktor Giacobbo geehrt. Aber hat Wermuth tatsächlich den rhetorischen Sieg davongetragen? Hatte er wirklich so viel bessere Argumente als Köppel? Und was heisst eigentlich in diesem Zusammenhang rhetorisch?

Die Beherrschung der Argumentation mache lediglich 25 Prozent der Wirkung aus, sagt Rhetorikfachmann Klaus J. Stöhlker. So ging es denn beim Rededuell nicht in erster Linie um sachliche Argumente sondern darum, wer seine Botschaft vermitteln konnte. Wermuth punktete mit ruhig vorgebrachter Anti-Abzocker-Rhetorik. Köppel verlor, weil er versuchte, dagegen anzureden und wütend wurde. Es geht also um die Form, den Eindruck, den man hinterlässt. Tatsächlich kann ein und dieselbe Botschaft, vermittelt durch verschiedene Akteure, völlig unterschiedlich ankommen. Verpackung ist alles - besonders heute, da Politik vornehmlich medial vermittelt wird. Von der knackigen Formulierung der eigenen Ideen, Thesen und Positionen über ihre Präsentation bis zu Äusserlichkeiten wie Kleidung und Stil muss alles sitzen. All dies zusammen bestimmt darüber, wie man auf andere wirkt und in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Beim Duell Köppel/Wermuth konnte Wermuth punkten, weil er sich nicht den Spielregeln von Alphatier Köppel unterwarf und diesen so in Rage brachte. Rhetorisch geschickt wiederholte Wermuth seine Kernbotschaft, wandte sich beim Reden vor allem an Moderator Gilli, ging auf Köppels Gegenargumente kaum ein, sondern kanzelte ihn höchstens mit spöttischen Einwürfen ab. Wermuths Qualitäten, so Stöhlker, zeigten sich aber vor allem auch im grösseren politischen Zusammenhang. Laut Stöhlker kommt er auch deshalb so gut an, weil er Frische in das erstickende SP-Parteiklima bringe. Wermuth habe sich als Kämpfer mit einem guten Gespür für die richtige Story erwiesen. "Ein riesiges politisches Talent."

Dass es in der Politik nicht so wichtig ist, was man sagt, sondern vor allem, wie man es sagt, wussten schon die alten Griechen. Und so erfanden sie zum Staatswesen auch gleich noch die Rhetorik, welche zur politischen Meinungsbildung und vor allem dazu dienen sollte, die andern von der eigenen Meinung zu überzeugen. Die Kunst der Beredsamkeit hat seither nicht an Bedeutung verloren - im Gegenteil. In der Informationsgesellschaft entscheiden nach wie vor die rhetorischen Fähigkeiten darüber, ob ein Politiker es weit bringt oder im Mittelmass versumpft. Schliesslich geht es in der Politik ja nicht in erster Linie darum, was man sagt, sondern vor allem, wie man es sagt. Rhetorik und Ausstrahlung sind heute auch deshalb so wichtig, weil Politik vornehmlich medial vermittelt wird und die Medien heute weder Zeit noch Raum bieten, komplexe Sachverhalte auszuführen. Es geht also vor allem darum, zu überzeugen, gut rüberzukommen, das richtige Gefühl zu vermitteln. Studien hätten ergeben, so Stöhlker, dass Zuschauer nach einer Fernsehdebatte kaum mehr wüssten, wer was gesagt habe. Sie könnten nur noch darüber Auskunft geben, wer besser auf sie gewirkt habe. Ausstrahlung ist alles, wobei sich Politiker darüber klar sein müssten, was sie verkörpern wollten, und dann alles daran setzen, das auch so rüberzubringen.

Daher auch die Tendenz zur Personifizierung der Politik auf einzelne Köpfe. "Mut zum Ich", sagt Stöhlker, "hängt eng mit Rhetorik zusammen." Denn in einer Zeit, da die Schweiz nicht mehr nur vom Röstigraben, sondern von zahlreichen Rissen durchzogen wird, verlangt das Publikum nach einem starken Ich, das diese Gräben überwinden kann. Die typisch schweizerische Rhetorik sei deshalb auch eine eher bodenständige Rhetorik. Und obschon es auch Ansätze zur grossen, intellektuellen, eleganten Rhetorik gebe, wie sie etwa Kurt Furgler pflegte und woran sich Pascal Couchepin vergeblich versucht habe, sei diese heute im Aussterben begriffen. Das bedeutet nun aber nicht, dass Redner heute von Sachgeschäften nichts mehr verstehen und nur noch Phrasen dreschen müssen. Im Gegenteil. Nur wer über eine komplexe Materie Bescheid weiss, kann diese auch sinnvoll verkürzen. Wichtiger aber noch ist laut Stöhlker die innere Überzeugung. "Politik ist Mitreissen", sagt der Fachmann. Deshalb seien sich grosse Rhetoriker immer ihres Publikums bewusst, auch wenn sie mit einem Journalisten sprechen, richteten sie sich an die ganze Nation. Und auch Provokationen, wie sie Cédric Wermuth verkörpert, seien ein wichtiges politisches Instrument.
Tagi Serie 3: Das erotische Kapital und die Politik:
Politiker ziehen alle rhetorischen Register, um ihre Ziele zu erreichen, wozu auch das immer wichtiger werdende "erotische Kapital" gehört. Denn das Image beeinflusst das Publikum mehr als Fakten. Rhetorik gehört zum Handwerk von Politikerinnen und Politikern. Rhetorische Brillianz macht Redner gross, stand von jeher aber auch im Verdacht, die Zuhörer zu manipulieren. In einer Serie beschäftigt sich Tagesanzeiger.ch/Newsnetz mit Rhetorik und fragt, wer der grösste Rhetor unter den Schweizer Politikern ist. Politik hat ein schlechtes Image. Sie gilt als verlogen und Politiker stehen oft unter dem Verdacht der Rattenfängerei, die mit ihrer Rhetorik allen etwas vormachen. So tönte es gestern auch in den Kommentaren zum Rhetorik-Artikel. Überzeugungskraft sei kein Qualitätsmerkmal, sondern gefährlich, hiess es. Rhetorisch begabte Politiker hantierten mit "Schwertern, die in Watte gehüllt sind". Tatsächlich sind diese Vorwürfe so alt wie die Rhetorik selbst - und zeigen zugleich, dass auch Rhetorikkritiker nicht ohne Rhetorik auskommen. Immer schon stand die Redekunst im Verdacht, unredlich zu sein, die schwächere Sache als stärkere darzustellen und denen, die sie beherrschen, durch Täuschung zu Macht zu verhelfen. Entwickelt haben die Kunst der Überredung die Sophisten im spätantiken Griechenland, und Sophist bedeutet bis heute so viel wie Wortverdreher und Volksverführer. Das kommt nicht von ungefähr, wie ein kleiner Blick ins politische Geschehen nahelegt. Der Beruf eines Politikers beinhaltet im Wesentlichen, andere zu repräsentieren und dabei gleichzeitig persönliche Ziele zu verfolgen. Dazu muss man andere für sich einzunehmen wissen, ihnen vermitteln, dass man ihre Interessen am besten vertreten kann - und tut gut daran, die persönliche Motivation hinreichend zu verschleiern. Genau dies, die Kunst zu überreden, schön zu reden, andere von den eigenen Ansichten zu überzeugen, war von jeher der Zweck der Rhetorik. Gegen die skrupellose Verdrehung der Wahrheit brachte sich als Erster der Philosoph Plato in Stellung. Er bemängelte den fehlenden wissenschaftlichen Charakter der Rhetorik, bei der es eben nicht um das Gute und Gerechte gehe, sondern nur darum, dem grossen Haufen nach dem Maul zu reden. Nach Platos Vorstellung aber sollte die Rhetorik mit all ihrer Macht, das Publikum zu beeinflussen, in den Dienst der Wahrheit gestellt werden. Weil die Redekunst letztlich auch Seelenführung der Zuhörer sei, erfordere sie auch ein pädagogisches Ethos. Rhetorik ohne Philosophie sei wertlos. Oder eben Rattenfängerei. Doch damals wie heute gibt es ein entscheidendes Problem bei aller Rhetorikkritik. Genauso, wie man nicht nicht-kommunizieren kann, ist Rhetorik immer dann im Spiel, wenn sich jemand mitteilt. Wer sie beherrscht, erhöht ganz einfach seine Chance, auch gehört zu werden. Ein weiteres Problem erkannte der römische Rhetoriker Quintilian: "Philosophie kann man simulieren. Redekunst nicht." Und so berufen sich grosse Redner von Barack Obama bis Christoph Blocher auf dieselbe Rhetorik, die Platons Schüler Aristoteles systematisierte und die die grossen römischen Redner wie Cicero und Quintilian perfektionierten. Von ihnen kann man bis heute lernen, wie man eine überzeugende Rede konzipiert, wie man die richtigen Argumente findet und sie überzeugend anordnet. Danach folgt die sprachliche Ausgestaltung und schliesslich das Auswendiglernen der Rede und ihr mündlicher Vortrag - wobei es heute natürlich zu jedem einzelnen Punkt ausführliche Literatur gibt. Besonders Letzteres, also die Präsentation ist in der medialen Informationsgesellschaft, die den Rednern immer weniger Zeit und Raum für Argumente zur Verfügung stellt, zunehmend wichtiger. Wo das Verbale an Boden verliert, gewinnt nämlich die nonverbale Kommunikation an Bedeutung - also die stimmlichen, mimischen und gestischen Mittel, Haltung und Blick des Redners, seine persönliche Präsenz und seine Körpersprache. Darunter fallen auch die sogenannten Blend-Effekte. Wenn beispielsweise Micheline Calmy-Rey sich für ihren Besuch in Teheran mit einem Kopftuch schmückt oder Ueli Maurer sich in Jerusalem ein Käppi überzieht, dann würde mit diesen Accessoires von den Inhalten abgelenkt, sagt Rhetorikexperte Klaus J. Stöhlker. Doch wer dauerhaft erfolgreich sein wolle, müsse die Regeln kennen - Blend-Effekte wirkten nur kurzfristig, so der Experte. In eine ähnliche Richtung geht das sogenannte "Erotic Capital", das momentan ein grosses Thema in der politischen Rhetorik ist. Geprägt hat den Begriff die amerikanische Wirtschaftswissenschaftlerin Catherine Hakim. Sie beschreibt es als "schwer greifbare Mischung aus Sexappeal, äusserer Schönheit und sozialer Attraktivität. Wesentlich ist, dass das erotische Kapital nicht einfach mit angeborener Schönheit gleichgesetzt wird, vielmehr handelt es sich um eine Art "Ausstrahlung", eine schwer fassbare Qualität, die sich nicht über Geschlecht, Alter oder konventionelle Schönheit definiert. Vielmehr geht es dabei um die soziale Präsentation, die über Kleidung und Stil funktioniert. Vom erotischen Kapital lebt zum Beispiel eine Politikerin wie Doris Leuthard, so Stöhlker. So bestehe beispielsweise grosse Ähnlichkeit zwischen Leuthard und Evelyne Widmer-Schlumpf. Eigentlich seien sich die Politikerinnen sehr ähnlich, sowohl inhaltlich als auch im Sprachduktus, also wie sie eine Sache erklären, sich bemühen, etwas zu verdeutlichen. Die Verpackung aber sei ganz anders. Leuthard habe eine gewaltige Strahlkraft entwickelt, bespiele ihr "erotisches Kapital" voll. So gezielt Politiker auf ihre Wirkung bedacht sind, ist es dennoch falsch, die Kritik nur bei der Rhetorik beziehungsweise den Sendern einer Nachricht anzusetzen. Denn wie geschickt ein Politiker auch reden mag, das Publikum lässt sich weit mehr durch dessen Image beeinflussen, als durch das, was er tatsächlich sagt. Dies ergab ein Experiment des Image-Forschers Christian Fichter von der Uni Zürich. Dafür bat er SP-Parteipräsident Christian Levrat und SVP-Präsident Toni Brunner einen identischen Text vorzutragen und zeichnete das Ganze auf. Später wurden die Videos 200 Passanten vorgespielt, welche die Botschaft der Politiker bewerten und politisch einordnen mussten. Die Befragten ordneten die Inhalte eindeutig dem politischen Flügel zu, welchem der jeweilige Redner angehörte - obschon es sich dabei um ein und denselben Text handelte, den übrigens die CVP verfasst hatte. Dasselbe Experiment wurde auch mit Zeitungsartikeln durchgeführt. Ein Text im Layout des "Blicks" wurde als boulevardesk beurteilt, derselbe Text im Layout der NZZ bezeichneten die Leser als ausgewogen und seriös. Das Image eines Politikers beeinflusst die Wahrnehmung stärker als die Fakten, so der Schluss, den die Forscher zogen.
Mit rund einem Viertel der Stimmen zum besten Rhetoriker der Schweiz erkoren wurde Christoph Blocher, eine Wahl, die nicht sehr überraschen dürfte. Blocher punktet mit einer bodenständigen Rhetorik, die Sachverhalte schlüssig vereinfacht, die Zuhörer emotional berührt und mitreissen kann. Allerdings sind sich im Urteil über Blocher nicht alle Experten einig. Rhetoriktrainer Matthias Pöhm etwa hält Blocher für allgemein überschätzt. Zwar verfehlten seine Reden nicht die Wirkung, aber Blocher fehle es an rhetorischer Brillanz, welche die wirklich grossen Redner auszeichne, seine sprachlichen Bilder und rhetorischen Stilmittel wie etwa Wiederholungen seien oft nicht ganz treffend, bemängelt der Schlagfertigkeits-Trainer. Anders sieht es Klaus J. Stöhlker. Blocher sei ein grosses Ausnahmetalent, sagt er, der seine klassische Rhetorik in ein bodenständiges Äusseres zu verpacken wisse, dabei aber auch Anpassungsfähigkeit ans jeweilige Publikum zeige. Moritz Leuenberger schaffte es mit 21 Prozent der Stimmen auf den zweiten Platz. Für ihn spräche neben der sprachlichen Brillanz insbesondere sein Humor, so Pöhm, und auch die Lust an der Kommunikation. Wenn Leuenberger die Zeit finde, für sich selber eine Rede zu schreiben, dann sei das eben hörbar. Stöhlker anerkennt Leuenbergers Gewandtheit, allerdings neige er auch zur Verschwurbelung. Newcomer Cédric Wermuth schaffte es trotz seines zarten Alters von 24 Jahren auf den sensationellen dritten Platz, was wohl auch mit seiner medialen Präsenz in jüngster Zeit zu tun hat. Zu seinen Stärken gehören laut Stöhlker die Lust an der Provokation, die Freude an der Auseinandersetzung und der Mut, verkrustete Strukturen zu durchbrechen. Denn wer in der Politik rhetorisch obenauf schwingen will, der muss auch den Mut haben, sich über den Parteibeton und die dort rituell wiederholten Formulierungen hinwegzusetzen, so erklärt es Stöhlker. Dazu kommt bei Wermuth auch eine innere Überzeugung, mit der er seine Sache vertritt. Er habe, so Stöhlker, das Potenzial, nach ganz oben zu kommen, müsse sich jetzt allerdings aber noch in der Langstreckendisziplin beweisen. Auf dem vierten Platz findet sich mit Doris Leuthard schliesslich die erste Frau. Sie erhielt neun Prozent der Stimmen, gleich viel wie Christoph Mörgeli. Bezeichnenderweise ist es Leuthard, der Rhetorikexperten auch das grösste "Erotic Capital" zugestehen, also die richtige Ausstrahlung, mit der sie ihre Inhalte an den Mann bringt - und natürlich auch an die Frau. Ansonsten hält man Leuthard ihre klare, sachliche Sprache zugute. Hinter Leuthard folgt Simonetta Sommaruga, die mit ihrer stets perfekten Vorbereitung und ihrer sauberen, knappen Argumentation punktet. Dicht gefolgt von Karin Keller-Sutter, die ähnliche Qualitäten mitbringe, aber zuweilen etwas verbissen wirke, so Stöhlker. Der alte Kommunikations-Haudegen Filippo Leutenegger landet mit nur 3 Prozent auf dem drittletzten Platz. Am Ende der Tabelle befinden sich Bastien Girod und Alexander Tschäppät.
Rhetorik-Serie (5): Die grössten Reden aller Zeiten
Churchill, Kennedy, Martin Luther King - sie bewegten mit ihrer Redekunst die Massen und beeinflussten den Lauf der Geschichte. Zum Abschluss unserer Rhetorik-Serie haben wir einige der berühmtesten Reden zusammen gestellt. Winston Churchill gehört zu den grössten Rednern des 20. Jahrhunderts. Vor dem Hintergrund der deutschen Offensive gegen Frankreich im Frühjahr 1940 und der Luftschlacht um England im Sommer desselben Jahres, wollte er seine Mitbürger auf den folgenden Kampf einstimmen. Im Juni 1940 hielt er seine berühmte Rede "Wir werden am Strand kämpfen" vor dem britischen Unterhaus, um den Widerstands- und Selbstbehauptungswillen der britischen Bevölkerung im Kampf gegen das nationalsozialistische Deutschland zu stärken.

Rhetorik.ch 1998-2011 © K-K Kommunikationsberatung Knill.com