Kim Borsky kommt auf einen zentralen Punkt beim effizienten Lernen: weniger kann mehr sein,
wenn man sich auf das Wesentliche konzentriert. Die Maturantin unterstreicht
die Bedeutung des Markierens, des Rhythmisierens. Die Tipps sind beachtenswert.
Als Ombudsman der Kantonsschule Schaffhausen habe ich immer
wieder Schülerinnen und Schüler in der Beratung, die nie
gelernt hatten, systematisch zu lernen.
Immer wieder stelle ich bei Schulbesuchen fest, dass wir viel zu viel vom Gruppenlernen
halten. Meist arbeitet in der Gruppe nur einer und die andern sind
passiv. Dass sich das Ausklinken bei mathematischen Problemen nicht lohnt,
haben viele hautnah erlebt.
Der Tip mit den Spicks schmälert etwas die Notenpracht der Supermaturantin.
Kim Borsky habe zwar "nicht gross gespickt", trotzdem ist
der Gebrauch von Spicks während der Prüfung wie der Gebrauch von
Doping im Sport. Spicks als Vorbereitung sind jedoch sehr empfehlenswert:
wer gute Spicks schreiben kann, hat gelernt, die Fülle an Wissen
auf das Wesentliche zu reduzieren. Das Spickschreiben ist
ein Lernprozess. Ein Lehrer könnte zum Beispiel selbst gefertigte Spicks = Zusammenfassungen
begutachten und daraus erkennen, wer fähig ist, das Wesentliche
auf den Punkt zu bringen.
Zu den Tips der Supermaturandin muss man auch sagen, dass sie wohl eher für
gute Schüler gelten. Kann ein durchschnittlicher Schüler immer wissen,
wann man ausklinken muss? Diese Entscheidung setzt voraus, dass man mit dem Material
schon gut vertraut ist. Auch der Tip, Hausaufgaben mal liegen zu lassen, könnte misverstanden werden
und Munition dafür liefern, Hausaufgaben zu vernachlässigen.
Wer die Hausaufgaben nicht macht, wird garantiert kein Supermaturand.
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