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Blick::
Der BP-Chef in einem neuen Werbespot Tony Hayward redet sich um Kopf und Kragen
WASHINGTON - Ein neuer Werbespot rund um CEO Tony Hayward soll das Image
des Ölkonzerns BP wieder ins rechte Licht rücken. Gemäss
Umfragen und Experten erreicht er genau das Gegenteil. Von Natascha
Eichholz
"Die Ölpest im Golf von Mexiko ist eine Tragödie, die
nie hätte passieren dürfen" - mit diesem Satz beginnt ein
einminütiger Spot des britischen Ölkonzerns BP. Darin wendet
sich CEO Tony Hayward an die Öffentlichkeit, beteuert, dass BP
alles tue, "damit so etwas nie wieder geschieht".
Die gross angelegte Werbeoffensive soll das schwer angeschlagene Image
nach dem Untergang der Bohrinsel "Deepwater Horizon" vor fast sieben
Wochen reparieren.
Barack Obama reagiert wütend
US-Präsident Barack Obama kritisierte bereits, dass BP zurzeit besser
kein Geld für kostenspielige Werbeaktivitäten ausgeben sollte.
Der Schweizer Kommunikationsprofi Marcus Knill bezweifelt im Gespräch
mit Blick.ch gar die Wirkung des Spots: "Die Menschen können erst
wieder Vertrauen in BP fassen, wenn das Bohrloch gestopft ist und nicht,
wenn noch die Hälfte des Öls weiter ausströmt."
"Man nimmt Hayward die Betroffenheit nicht ab"
In der Werbung habe sich BP bemüht, nur beschönigende Bilder
zu zeigen, darunter keine von ölverschmutzten Tieren. "Die von den
Werbern erfolgreich gewählten Spot-Bilder können aber nicht
die Bilder von verendenden Tieren negieren, die sonst überall zu
sehen sind", sagt Knill.
CEO Tony Hayward ist für Knill zudem unglaubwürdig: "Ich
behaupte, Laien merken, dass der CEO geschult wurde, Betroffenheit
vorzuspielen. So nimmt man sie ihm nicht ab."
"BP macht nur Kosmetik", sagt Knill. "Sie wiederholen das Gute immer
wieder und zeigen es gross, das Schlechte wird im Spot beschönigt
und klein oder gar nicht gezeigt." So sagt Hayward am Ende des Spots:
"Wir werden es schaffen. Wir werden es richtig machen."
Dabei ist in der Kommunikation in Krisenzeiten laut Knill besonders
wichtig: "Man muss zuerst einmal die Wahrheit sagen, damit die Menschen
einem glauben können. Danach gilt es, echtes Mitgefühl zu
zeigen und zu kommunizieren, wie genau man mit einem Problem umgeht,
es löst und in Zukunft verhindert."
Zwei Drittel sind gegen Hayward
Wegen seines misslungenen Krisenmanagements lässt die
Öffentlichkeit kein gutes Haar am BP-CEO. Gemäss einer Umfrage
der Meinungsforschungsfirma "Ace Metrix" halten 75 Prozent Hayward
für die falsche Person, um BP aus der Ölpest-Katastrophe
herauszuführen.
Während das Öl weiter in den Golf von Mexiko läuft,
zog Grossbritannien indessen erste Lehren aus dem Unglück im Golf
von Mexiko. Die Anzahl Kontrollen von Ölplattformen in der Nordsee
soll künftig verdoppelt werden. Dies sagte heute Energieminister
Chris Huhne in London. Eine eigens gegründete Organisation
soll zudem sicherstellen, dass Grossbritannien immer ausreichend auf
mögliche Katastrophen vorbereitet ist. BP-CEO Tony Hayward im neuen
Firmen-Werbespot. (BP) BP-CEO Tony Hayward im neuen Firmen-Werbespot. (BP)
Der Schweizer Kommunikationsprofi Marcus Knill. (ZVG) Der Schweizer
Kommunikationsprofi Marcus Knill. (ZVG) Lesen Sie auch: " Ölpest:
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