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www.rhetorik.ch aktuell: (05. Jan, 2010)

Der höchste Turm der Welt

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In Dubai wurde das höchste Gebäude der Welt, der Burj Dubai eröffnet. Er heisst nun Burj Chalifa und ist 828 Meter hoch. Wahrscheinlich war die Namensänderung eine Bedingung für die Finanzhilfe des Nachbarstaates Abu Dhabi. Noch aus 100 Kilometern kann man den Turm noch sehen. 12'000 Menschen werden im Turm leben und arbeiten. 8 Grad ist der Temperaturunterschied zwischen Basis und Spitze.
Spiegel
Die NZZ:
Da kommen einem Erinnerungen an den Turm zu Babel. Seit damals werden Turmbauten gleichgesetzt mit menschlicher Hybris, aber auch mit Macht und Selbstbewusstsein. So markierte der Islam seinen Siegeszug nach Westen mit hochhausartigen Minaretten: zunächst in Kairouan, dann in Marokko, um schliesslich mit der Giralda von Sevilla ein zeitloses Juwel zu realisieren. Zum Abbild des menschlichen Strebens nach Gott sollten dann die oft erst im 19. Jahrhundert vollendeten Türme der gotischen Kathedralen werden. Erst aber als vor gut hundert Jahren eine neue Stahlbautechnik und leistungsstarke Aufzüge den Bau von hohen Büro- und Wohngebäuden möglich machten, wurden Türme zum Zeichen des Fortschritts. Im nunmehr profanierten Turmbau klangen aber weiterhin kirchliche Vorbilder nach. So verströmt das Chrysler Building ein quasisakrales Fluidum, und das - ähnlich wie nun der Burj Dubai - mitten in einer Weltwirtschaftskrise vollendete Empire State Building scheint gotische Formen zu beschwören. Ihm tun es die Petronas Towers in Kuala Lumpur gleich, auch wenn diese Doppelturmanlage, die 1998 einen neuen Weltrekord setzte, an Minarette denken lässt. Damals träumte Norman Foster von einem 840 Meter hohen Millennium Tower, der wie eine Nadel in den Himmel über Tokio ragen sollte. Doch dann zeigte der 11. September 2001, dass man die wirtschaftliche und politische Potenz verkörpernden Wolkenkratzer auch hassen konnte. Die von der Zerstörung der Twin Towers ausgelöste Angst währte aber nicht lange. Denn schon 2003 sorgte die orientalisch dekorierte Stahlbetonkonstruktion des 509 Meter hohen Taipei 101 in Taipeh für den nächsten Höhenrekord.
You Tube


Blick
Nachtrag vom 9. Januar, 2010: Auch base jumper sind schon vom Turm gesprungen.

Quelle: Blick


Nachtrag vom 10. Januar, 2010:

20 Minuten::

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt tatsächlich: wenn ein neues "höchstes Gebäude der Welt" eingeweiht wird, geht es der Wirtschaft in der Regel schlecht:
  • Das 186 Meter hohe Singer-Gebäude in New York wurde kurz vor der Börsenpanik von 1907 eröffnet.
  • Das Empire State Building in New York wurde 1931 auf dem Höhepunkt der Grossen Depression vollendet. Geplant worden war es während der Booms der 20er Jahre.
  • Die Türme des World Trade Center wurden 1973 eröffnet, der Sears Tower in Chicago ein Jahr später. In den USA herrschten damals hohe Arbeitslosigkeit und Inflation.
  • Als die Petronas Towers in Kuala Lumpur (Malaysia) 1998 fertig gestellt wurden, litten die so genannten "Tigerstaaten" massiv unter der Asienkrise.
Bereits 1999 hatte der in Hongkong ansässige Analyst Andrew Lawrence in seiner Studie "Der Wolkenkratzer-Index" argumentiert, der Bau von Mega-Gebäuden sei ein Vorzeichen für schlechte Zeiten. Auch Mark Thornton hatte bereits 2005 festgestellt, dass Wolkenkratzer der physische Ausdruck der Bullenmärkte sind, die sie erbaut haben: "Alle Komponenten eines grösseren Boom- oder Crash-Zyklus sind vorhanden."

Die Zusammenhänge liegen auf der Hand: Eine lockere Geld- und Kreditpolitik treibt die Landpreise hoch, also wird in die Höhe gebaut. Hinzu kommen aufgeblasene Egos, wie Thornton festhielt: "Es geht um Hochmut: Man will noch etwas höher bauen und in solche Prestigebauten einziehen, denn das hebt den Wert einer Visitenkarte."



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