Politologin Regula Stämpfli meint in einem
"Kleinreport": publizierten Artikel
Schöne werden nicht
besser gewählt - aber lieber erforscht:
Schöne Nachrichten für die Werbewirtschaft: Plakate entscheiden
gemäss Nationalfonds-Wahlstudie offenbar die Wahlen. Nicht
nur das: Schöne Menschen auf schönen Plakaten seien sogar
wahlentscheidend. Also aufgepasst, liebe Werberinnen und Politiker: Macht
schöne Fotos auf schönen Plakaten, dann habt ihr nicht nur ein
schön dickes Portemonnaie, sondern auch ein schönes Parlament!
Ein Blick ins real existierende Parlament befremdet indessen: Wenn
tatsächlich Wahlentscheidungen aufgrund von Attraktivität
gefällt werden, dann finden entweder die meisten Wählerinnen
und Wähler unattraktive Politiker attraktiv. Oder aber die Studie -
mit Hunderttausenden von Steuerfranken finanziert - weist erhebliche
Mängel auf. Schon in den 1970er Jahren wurde behauptet, dass
Männer dank guten Aussehens kompetenter wirken während seit
den 1990er Jahren schönere Frauen öfters Karriere machen
sollen. Beides stimmt nicht. Kompetente Männer sind ebenso
Mangelware wie schöne Männer. Und beide Kategorien weisen
nicht die geringste Korrelation auf, siehe Carl Hirschmann ... Auch
Karrierefrauen sind nach wie vor weder überdurchschnittlich
schön noch besonders häufig an der Zahl.
Die US-amerikanischen Wahlforscher Scott Armstrong und Andreas Graefe
zeigen, wie die Kombination von Karriere, Schule sowie Militär,
Familie, Biographie und besondere Eigenschaften wie persönliches
Charisma viel mehr Gewicht haben als ein einzelnes Merkmal wie Partei,
Schönheit, Zivilstand etc. Auf die Werbung übersetzt: Eine
Miss Schweiz macht noch kein gutes Plakat und garantiert auch nicht
automatisch einen Parlamentssitz. Gute Wahlkampagnen setzen auf eine
Kombination der genannten Faktoren, Bilder und Zusammenhänge.
Auf den Nationalfonds übersetzt: Wenn weiterhin soviel Forschungsgeld
in von Nationalfondtudienleitern vermessenen Körbchengrössen
hübscher Parlamentariererinnen gesteckt wird anstatt in
tatsächliche Forschung, erstaunt es nicht, dass die Schweiz im
internationalen Wissenschaftskontext oft mit einem Lächeln quittiert
wird. Wenn zwei FDP-Frauen für die Berner Grossratswahlen 2009 mit
dem Slogan "4 Brüste für ein Halleluja" werben (siehe "Blick am
Abend" vom 09.11.2009), dann ist es höchste Zeit, bei Nationalfonds,
Studienleitungen, Universitäten und öffentlich-rechtlichen
Rundfunk für echte Forschung, Wissenschaft, vielleicht sogar für
Klugheit zu werben. Wie wäre es mit einer Kampagne à la
"Nicht immer ist Denken schön, aber Nicht-Denken dafür umso
hässlicher"?
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Politikerin Natalie Rickli
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Es ist nicht einfach ist, die Wirkung einer Persönlichkeit zu messen. An der Studie
kann man bemängeln, dass 25 Testpersonen keine repräsentativen Schnitt durch die
Bevölkerung gibt.
Würde die rapportierte These wie im 10 vor 10 rapportiert
zutreffen, würde es eine Schönheitskönigin im ersten Anlauf ins Parlament
schaffen. Eine positive Korrelation heisst noch nicht, dass ein schöner Mensch auch
automatisch gewählt wird. Und das hat die Studie auch nicht behauptet.
Vereinfachen ist zwar bei Kommunikationsprozessen gut. Simplifizieren ist hingegen
ist immer fragwürdig.
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Studie [PDF]
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