Schon früh hat sich der Drang nach Höherem auch architektonisch
geäussert: Die Grosse Pyramide, gigantisches Mausoleum des
ägyptischen Pharaos Cheops, erreichte bereits im 3. Jahrtausend
vor unserer Zeit eine geschätzte Höhe von damals knapp
150 Metern. Wie die Wolkenkratzer der modernen Zeit symbolisierte der
riesige Bau Macht und Grösse der Zivilisation, die ihn errichtete.
Das vertikale Streben, in der Bibel noch mit dem "Turmbau zu Babel"
als Sinnbild menschlicher Hybris diskreditiert, erreichte in den
himmelstürmenden gotischen Kathedralen des Mittelalters einen
weiteren Höhepunkt, bevor Ende des 19. Jahrhunderts in Chicago
die Ära der modernen Wolkenkratzer begann. Neue Technologien wie
der Stahlskelettbau und elektrische Fahrstühle ermöglichten es
damals, Bauwerke in zuvor ungeahnter Höhe zu errichten. Der Wettlauf
um das höchste Bauwerk der Welt war eröffnet.
In Dubai wird im Dezember das grösste Hochhaus der Welt fertiggestellt. Es ist
818 Meter hoch und hat 162 Stockwerke. Es wird seit 5 Jahren gebaut. Man kann das Gebäude
als billige Machtdemonstration oder Statussymbol abtun. Das Bauwerk kann jedoch als
Allegorie oder Omen für einen Transfer von Macht und Geld gesehen werden. Das technologische Können
kann auch als Werbung für die Region verstanden werden. "Image" ist besonders in der
Wirtschaft wichtig.
Dubai wächst. Man sieht dies auf diesen Satellitenbildern aus den Jahren 1973,1990 und 2006.
Sogar künstliche Inseln sind ins Meer gebaut worden.
Interessant, dass auf US Kabel News nichts von diesen Turbulenzen zu lesen ist. Man will den Leuten
nicht die "Thanksgiving" Ferien vermasseln.
Nachtrag vom 14. Dezember, 2009
Ein Spiegel artikel: "Gipfel des Grössenwahns"
fragt sich, ob der 818 Meter hohe Turm ein Symbol für die Hybris sein wird.
Und zitiert Peter Sloterdijk:
"Der Grössenwahn, die klassische Megalomanie, ist aus den Personen selbst ausgewandert.
Heute können die Menschen nicht so verrückt sein wie das System"
und der Artikel macht den Vergleich mit Babylon:
"Schon
einmal nämlich soll es einen so bahnbrechenden Turmbau im Morgenland
gegeben haben, in Babylon, der Stadt im Zweistromland zwischen Euphrat
und Tigris.
Archäologen haben bestätigt, dass ein solches Bauwerk im 3.
vorchristlichen Jahrtausend wirklich existierte: Auf damals sagenhafte 90
Meter schätzen sie den antiken Wolkenkratzer, errichtet über
einer 90 mal 90 Meter grossen Plattform - das wäre immerhin ein
Neuntel so hoch wie das neuzeitliche Weltwunder.