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www.rhetorik.ch aktuell: (12. Aug, 2009)

Pellis Eiertanz

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Das Kandidaturtheater von Fulvio Pelli rund um die Nachfolge Couchepins sorgt für Verwirrung und Irritationen. Pelli sagte lange zu wenige deutlich Nein. Jüngst liess er verlauten, er kandidiere nicht. Dann liess er die Medien doch wissen, er kandidiere, falls er von der FDP Fraktion vorgeschlagen werde. Eine Bundesratskandidatur halte er zwar nach wie vor nicht für notwendig. Wenn ihn die Fraktion vorschlage, werde er jedoch nicht Nein sagen.

Seine Formulierungen, wie bei dieser doppelten Verneinung, sind so umständlich und irrtierend wie Pellis Verhalten. Statt nicht Nein zu sagen, wäre auch die eindeutige Formulierung möglich gewesen: "Ich werde zusagen".

In einem NZZ Interview vom 12. August wurde Pelli gefragt: Hand aufs Herz: Möchten Sie nun Bundesrat werden oder nicht? Pelli antwortet mit einer doppelten Verneinung:

"Es ist nicht so, dass ich nicht am Bundesratsamt interessiert wäre."


Fulvio Pelli liebt den vagen Konjunktiv. Dazu noch ein Beispiel: Auf die Frage, ob Pelli den Entscheid vom CVP Kandidat abhängig machen wolle, antwortete er im Fernsehen wortwörtlich:

"Ich würde NEIN antworten."


Diese Antwort mit dem Konjunktiv "würde" veranschaulicht, dass Pelli lieber unklar und vage kommuniziert als eindeutig.

Cartoon im Tagi vom 11. 8. 2009
Auch bei älteren Analysen stellten wir fehlende Eindeutigkeit fest. Die Echos in den Medien waren denn auch entsprechend schlecht.

Es ist zwar denkbar, dass Pellis Eiertanzverhalten am Schluss noch Erfolg hat. Politologin Regula Stämpfli sagte zu Pellis politischen Spielchen in 20 Minuten vom 11. August:

"Im Tollhaus des momentanen Bundeshauses scheint je länger je mehr nur noch solches Vorgehen auch erfolgreich zu sein. Peinlich, aber sehr politpraktisch."


Quellen:


Nachtrag vom 17. August, 2009 Pelli scheinen die Felle davonzuschwimmen. Ist dies eine Folge des Eiertanzverhaltens?

"Blick":

  • Die FDP: Fraktionschefin Gabi Huber sagte in der "NZZ am Sonntag": "Mein persönlicher Wunsch ist, dass Fulvio Pelli Parteipräsident bleibt". Sie macht deutlich, dass die FDP unter den offiziellen Kandidaten Didier Burkhalter, Pascal Broulis, Martine Brunschwig Graf und Christian Lüscher Leute hat, die den Sitz erobern können.
  • Die SP: Vize-Fraktionschef Andy Tschümperlin sagte in der "Zentralschweiz am Sonntag", Pelli sei für viele SPler nicht wählbar. Weil aber die SP den FDP-Anspruch anerkenne, wäre Pellis Kandidatur "eine echte Gefahr für den zweiten FDP-Sitz". Will heissen, CVP-Kandidat Urs Schwaller würde erben.
  • Die SVP: Noch am Freitag sagte SVP-Vize Christoph Blocher in seinem Internet-sender: "Wir müssen mit Pelli leben". Aber in der SVP haben jetzt andere das Sagen. Nach der Parteileitungssitzung Ende Woche rapportierte Blocher: "Namhafte Vertreter unserer Partei sind der Ansicht, dass wir einen eigenen Kandidaten nominieren sollen", sagte Blocher dem SonntagsBlick. Im Vordergrund steht der Freiburger Jean-François Rime.
  • Die NZZ: Auch FDP-nahe Medien gehen auf Distanz. "Klug wäre, wenn die freisinnig-liberale Fraktion Pellis Bundesratsambitionen hintanstellen würde", schrieb die "NZZ". "Der Freisinn muss Pelli eine goldene Brücke zum Rückzug bauen", forderte "NZZ am Sonntag".
Quelle: Blick
Nachtrag vom 25. August, 2009:

Bei einer 20 Minuten Leserumfrage ist Jean_Francois Rime auf Rang 1 und bei der FDP Didier Burkhalter.




Nachtrag vom 29. August, 2009

Nach Hearings der FDP-Fraktion entscheided die Fraktion: Auf dem Zweierticket stehen Christian Lüscher und Didier Burkhalter. Pelli soll Parteichef bleiben. Die CVP entschloss sich für eine Einer-Kandidatur.




Nachtrag vom 2. September, 2009

Der Tagesanzeiger hat einen Barometer.



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