Hier ist ein Gedanke der Politologin Regula Stämpfli:
|
Einzelthemen, Neues und Personen lassen sich immer einfacher verkaufen als
Gerechtigkeit, Geschichte und Prozesse. Die SP hat diesbezüglich also
ein strukturelles Problem: Zu viele Themen, zu wenig Neues und nicht nur
eine, sondern mehrere Personen. Dann kommt noch etwas hinzu, was schon
in Italien und in Österreich bei Haider und Berlusconi beobachtet
wurde: Die Linke streitet unteinander lieber als dass sie für
etwas streitet. Das sieht man an den hässlichen, persönlichen
Attacken, die Linke, die Grünen gegen die SP, die Grünliberalen
gegen die Grünen, die SP gegen die Grünliberalen etc. fahren.
|
All das merken die Menschen und wenden sich von der Politik ab oder sie
folgen den Phrasendreschern. Und solange alle Medien Phrasendreschern
gerne Plattformen gibt während die Anti-Phrasendrescher auf
sich selber konzentriert sind statt Politiken mehrheitsfähig zu
machen, bleiben die Verluste nicht nur der SP, sondern auch der CVP
beispielsweise.
|
Dem können wir noch beifügen:
Das Prinzip: Intern streiten - nach aussen jedoch "geeint mit einer
Stimme auftreten" macht sich immer bezahlt. Wenn sich zwei streiten,
freut sich bekanntlich der Dritte. Dies gilt nicht nur für die
SP, sondern auch für den Bundesrat, der sich seit Monaten mit dem
Fehlverhalten "Jeder gegen Jeden" enorm geschadet hat. Doch der Bundesrat
hat nichts zu befürchten. Er wird nicht vom Volk gewählt. Als
Partei hätte unsere Exekutive ebenfalls Stimmen
verloren.
|
Nachtrag vom 26. März, 2009: Der Blick schreibt zum Zustand der SP:
- Michael Hermann::
Es sei eben eine Fehlüberlegung, dass die Menschen in der Krise
automatisch Vertrauen in den Staat fassten und deshalb in Scharen zur
Sozialdemokratie überliefen.
Auch komme die SP-Rhetorik der Umverteilung im Volk nicht gut an:
"Viele Leute haben Angst, dass die SP mit ihren gross
angelegten Hilfsprogrammen zu viele Steuergelder verpulvern würde".
Zudem fragten sich die Wähler, wer am meisten Kompetenzen habe,
mit den wirtschaftlichen Problemen umzugehen - "und da denken sie nicht
in erster Linie an die Sozialdemokraten".
- Der Zürcher Professor für Innenpolitik, Hanspeter
Kriesi verweist auf den Aufstieg Hitlers in Folge
der grossen Wirtschaftsdepression der 30er-Jahre.
"Dennoch müsste man meinen, dass die SP in der aktuellen Krise eine
Chance haben sollte", betont Kriesi. Wieso das nicht so ist, sei auch
ihm ein Rätsel. Er vermutet, dass es den
Genossen an attraktiven Köpfen fehle und sie deshalb in den Medien
zu wenig Gehör bekämen.
Ein grosses Problem sieht Kriesi in den sprachlichen Defiziten des
Präsidenten Christian Levrat: "In einem Land mit 70 Prozent
Deutschschweizern ist ein Romand an der Spitze eine unglückliche
Besetzung." Hermann bezeichnet Levrat zwar als smart und aktiv - "doch
um in der Deutschschweiz eine Identifikationsfigur zu werden, wirkt er
zu technokratisch".
- Der Lausanner Professor Andreas Ladner sieht die Ursachen für die SP-Taucher
eher in ihrer traditionellen Offenheit gegenüber der EU und
Bereitschaft zur Aufnahme von Immigranten. "In Krisenzeiten können
Menschen, die um ihre Jobs bangen, solchen Rezepten nur wenig abgewinnen",
betont er. Und erinnert an die fremdenfeindliche Schwarzenbach-Initiative
in den wirtschaftlich schwierigen 70er-Jahren: Der Vorstoss bekam damals
breite Unterstützung aus der SP-Wählerschaft.
In der aktuellen Krise bekommt die SP nun zwar Recht: Sie hatte immer
vor den Auswüchsen der neoliberalen Wirtschaft gewarnt. Doch sie
kann daraus keinen Profit schlagen. Das liegt für Ladner daran,
dass niemand Besserwisser mag. "Statt das Mantra vom stärkeren Staat
herunterzubeten, müsste die SP klarmachen, wie die Rollenteilung
zwischen Staat und Wirtschaft künftig konkret aussehen soll".
|
|