Auch in Schaffhausen traf ich im Hombergerhaus einen Christoph Blocher,
so wie ich ihn früher erlebt habe. Wie gewohnt - vor vollem Haus.
Er verstand es innert weniger Minuten, das Schaffhauser Publikum
persönlich anzusprechen.
Jemand habe ihm telefoniert: "Nach Schaffhausen müssen Sie nicht kommen,
die Schaffhauser sind in den Ferien". Einen andere Person habe ihm gesagt,
er solle doch kommen, denn nicht alle seien in den Sportwochen.
An das Publikum gerichtet, ergänzte dann der alt Bundesrat:
"Ist doch gut, dass die anderen (gemeint waren die Befürwortern)
in den Ferien sind". Nach diesem Einstieg, der mit einem Lachen quittiert
wurde, baute der gewiefte Rhetoriker seine Argumentationskette an einem
nachvollziehbaren roten Faden auf. - Es geht um die Frage, was wir mit
der Personenfreizügigkeit machen, wenn es der Schweiz schlecht geht.
- Blocher belegte mit Zitaten von Deiss und Calmy-Rey, dass der
Bevölkerung vor der ersten Abstimmung immer versprochen wurde, dass
jede Erweiterung dem fakultativen Referendum unterstellt sei.
"Es gibt keinen Automatismus" (Deiss) "Falls die EU weitere Staaten
aufnehmen will, kann die Schweiz dann wieder darüber abstimmen!"
Davon sei jedoch heute von den Befürworten nichts mehr
zu hören. Im Gegenteil: Sie sprechen von einer Guillotine. Wir
würden mit einem "Nein" die Bilateralen Verträge bodigen. Wir
hätten dann einen Scherbenhaufen. Dabei habe das Volk eindeutig
das Recht und die Möglichkeit, Stellung zu nehmen und nach dem Nein
müsste der Bundesrat das geschnürte Päcklein auflösen.
Denn niemand könnte nämlich sagen, welcher Teil des Paketes
mit den "Nein" verneint wird.
Mich erstaunte, wie strukturiert Blocher den Vortrag gliederte und die
Gegenargumente raffiniert konterte:
das geschnürte Päckli müsse mit einem Nein unbedingt
ausgepackt werden, damit man nachher über die zwei Fragen
getrennt abstimmen könne.
Man erlebte in Schaffhausen zum dritten Mal einen Rhetoriker, der
mich an die guten alten Zeiten erinnerte. An jene Zeiten, als Blocher
souverän und bestimmt Argumente auf den Punkt bringen konnte. Was
mir auffiel: Er polterte weniger und sprach nicht ständig mit
Hochdruck. Die Stimme blieb über längere Phasen moderat.
|