Sind die seit einer Woche anhaltenden Unruhen in Griechenland ein
Einzelfall oder wird die Wirtschaftskrise auch an anderen Orten
gewaltsame Proteste provozieren?
Schon sind in Frankreich, Italien und Spanien Steine in
Schaufensterscheiben geflogen oder Autos angezündet worden.
Die Organisatoren der Proteste in Griechenland haben den Tod eines
Jugendlichen gebrauchen können, um dank Internet
Blogs und SMS eine Bewegung zu formen. Demonstrationen werden
übers Internet organisiert.
Dass der unterfinanzierte und korruptionsanfällige Staat keine
vernünftigen Leistungen erbringen kann, hat seit einigen
Jahren fatale Folgen in den Bereichen, die für die Zukunft
entscheidend sind. Vor allem im Bildungswesen, wo Griechenland laut
Unesco-Rangliste am schlechtesten von allen EU-Mitgliedsländer
abschneidet. Unterbezahlte und schlecht qualifizierte Lehrer sorgen
dafür, dass jeder Schüler, der einen Studienplatz ergattern
will, eine zweite, private Schule absolvieren muss. Über 90 Prozent
aller griechischen Schulabsolventen haben das "Frontistirio" besucht,
in dem sie jeden Nachmittag das Pensum pauken, das ihnen der staatliche
Unterricht am Morgen nicht vermittelt.