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www.rhetorik.ch aktuell: (02. Dez, 2008)

Christine Maier's Moderation im Club

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Im "Club" des Schweizer Fernsehens vom 25. November 2008 war das Thema "Irre Raser, was kann sie stoppen?" In dieser Sendung wurde deutlich, weshalb Christine Maier so erfolgreich moderiert.
  1. Persönlichkeiten finden Zur gründlichen Vorbereitung gehörte es, Persönlichkeiten zu finden, die zum Thema etwas zu sagen haben. Das hatte Christine Maier gefunden: In der Sendung diskutierten Jürg Boll (Staatsanwalt, Chef "Rasergruppe" Zürich), Karin Keller-Sutter (Regierungsrätin und Vorsteherin des Justizdepartementes in SG), Jacqueline Bächli, (Verkehrspsychologin), Roland Wiederkehr, (Stiftung Stassenopfer), Rebecca Narducci, (Cousine eines Raseropfers), Manolo Huber (Raseropfer).
  2. Thematische Vorbereitung Die Moderatorin hatte sich auch thematisch gut vorbereitet und wusste über die die Trainingskurse (Schauspiel- oder Lügenrhetorikseminare?) für Raser Bescheid, wo Rasern in Deutschland gegen einen Betrag von 450 Fr geschickten Antworten eingetrichtert werden, damit die Psychologen einen wohlwollenden Bericht zu schreiben. Ziel: Den Ausweis so rasch als möglich wieder zu erhalten.
  3. Thema im Zentrum Christine Maier veranschaulichte, dass Moderieren ein Kunst ist und Gespräche nur dann etwas bringen, wenn die Gespräche zielorientiert geführt werden. Die Moderatorin muss über der Sache stehen und sollte es fertig bringen dank Einfühlungsvermögen, andere zum Reden zu bringen und die Teilnehmenden zum eigentlichen Thema zurückzuführen.
  1. Gesprächsführung Etwas von Schwierigsten ist es, die Balance zu finden zwischen Gesprächsführung mit langer und mit kurzer Leine. Dank jahrelanger Erfahrung ist es Christine Maier gelungen, einmal zu stoppen, ein andermal wieder Aussagen herauszulocken und wichtige Beiträge laufen zu lassen.
  2. Verhandlungstechnik Beim Harvard Konzept wird das Gegenüber ernst genommen, ohne dass seine Meinung geteilt wird. Den Anderen verstehen heisst nicht, einverstanden zu sein. Es geht um die Wertschätzung der Gesprächsteilnehmer. Christine Maier moderierte mit Einfühlungsvermögen, ohne die Zügel der Gesprächsführung schleifen zu lassen. Mit den Menschen wird "weich" kommuniziert in der Sache hingegen "hart".
  3. Einfühlungsvermögen Christine Maier hakte freundlich aber unnachgiebig nach, als die Verkehrspsychologin Jacqueline Bächli immer wieder auswich und keine konkrete Antwort gab auf die Frage, was mit Wiederholungstätern geschieht, die immer wieder ohne Ausweis den Verkehr unsicher machen.
Die "Club" Sendung mit Christine Maier ist ein Beispiel einer vorbildlichen Moderation. Auch altgediente Moderatoren wie Frank A. Meyer könnten von Christine Maier lernen, wenngleich Meier sich im letzten Interview merkbar zurückgenommen hat und nicht mehr so penetrant seine eigenene Meinung kundtut, statt andere zum Reden zu bringen.
Gemäss Kurt Felix muss ein guter Moderator folgende Bedingungen erfüllen:

  1. Talent
  2. Begeisterungsfähigkeit
  3. Selbstwertgefühl
  4. Allgemeinwissen
  5. Glamour Faktor
  6. Telegene Aura
  1. Körper- und Sprachgefühl
  2. Disziplin
  3. Extravertiertheit
  4. Offenheit
  5. Mentale Stärke
  6. Verzicht auf Privatleben
Dass es auch Profimoderatoren an Disziplin mangeln kann, konnte man in der Sendung "Bayerisch - Bissig - Bunt" vom 30. November im Bayrischer Rundfunk erleben. Am runden Tisch diskutierten "Focus"-Herausgeber und Chefredakteur Helmut Markwort, der Karikaturist Dieter Hanitzsch und der Generaldirektor des Deutschen Museums in München Wolfgang M. Heckl mit dem Gast des Tages Sandra Maischberger.
Das Gespräch zeigte, dass auch Profis unfähig sein können, einander zuzuhören. Die Gesprächspartner fielen sich ins Wort. Selten sprach eine Person allein. Dass Moderatoren sich selbst ins Wort fallen, ist enttäuschend, weil sie Disziplin von ihren Gesprächspartnern erwarten. Die Regie der Sendung muss das auch bemerkt haben: Markwort stoppte plötzlich das undisziplierte Geplapper und wies darauf hin, dass die Zuschauer nicht viel mitbekommen, wenn mehrere gleichzeitig reden. Es besserte vorübergehend mit der Gesprächsdisziplin - aber nur für ein paar Minuten.


Moderieren ist eine Kunst, die erlernt werden muss.





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