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www.rhetorik.ch aktuell: (18. Nov, 2008)

Palin und der Truthahn

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:


Spiegel
Sarah Palin ist noch nicht ganz in Vergessenheit geraten. Auch im Abseits kann sie noch Schlagzeilen provozieren. Ein Interview mit Palin, wo im Hintergrund Truthähnen der Kopf abgehackt wird, ist besonders interessant. In diesem Interview wird eine wichtige Regel der Medienrhetorik missachtet:

Weil der Hintergrund die Botschaft beeinflussen kann, gilt es den Hintergrund bei Kameraaufnahmen unbedingt mit zu berücksichtigen.




Weitere Beispiele:
  • Eine Lehrerin wehrte sich in einem Lokalfernsehen, eine "Ferientchnikerin" zu sein und erzählte, was sie alles in der unterrichtsfreien Zeit macht. Sie merkte nicht, dass hinter ihr ein Plakat mit einem Palmenstrand hing. Damit wurde die verbale Aussage negativ beeinflusst.
  • Ein Schulkommandant mit einem Schiessunfall wurde vom Fernsehjournalisten im Büro vor zwei gekreuze Gewehr an der Wand positioniert. Er war jedoch ausgebildet und verlangte einen anderen Aufnahmeort. Er sprach dann vor dem Gebäude vor einem Brunnen. Er hat dann auch glaubwürdig gesprochen.
"Bild": Truthahn-Schlachtung bei Palin-Interview Von CLAUDIA HAJ ALI

Sarah Palin (44), Gouverneurin von Alaska (USA) und ehemalige Vizepräsidentschaftskanditatin der Republikaner, ist immer für einen Lacher gut: Sie gab auf einer Farm in Wasila ein Interview, während hinter ihrem Rücken Truthähne getötet werden. Seit 1947 ist es Tradition, dass der US-Präsident ein bis zwei Truthähnen zum #Thanksgiving" das Leben schenkt. Diesen Brauch übernahmen schliesslich auch Gouverneure. Das Fest wird am vierten Donnerstag im November in den USA gefeiert. Jährlich werden in den USA 50 Millionen Truthähne verspeist. So auch an diesem Donnerstag. Die Gouverneurin von Alaska ist auf einer Farm in Wasilla. Ein lokales TV-Team begleitet sie. Palin sucht sich ein Tier heraus, gibt ihm den Namen #Thanksgiving". Dann folgt das Interview. Die Kulisse: Ein Glasbau, wo die Truthähne auf den Tod warten und ein Truthahn-Mahlwerk. Bitte aktuelle Flash-Version installieren Quelle: Gouverneurin Palin plaudert sichtlich fröhlich über ihre Arbeit als Gouverneurin. Doch was geschieht im Hintergrund? Palins Gnadenakt wird durch den Tod eines anderen Truthahnes überschattet. Die Szenen sind unwirklich. Schräg hinter ihr steht der Schlachter bei der Arbeit, die Hosen voller Blutflecken. Er schiebt ein Truthahn durch eine Art Trichter. Der Truthahn zappelt und wackelt. Blut tropft. Der Mann schaut in die Kamera, ist sichtlich irritiert. Dann zieht er den Truthahn wieder heraus, geht weg. Ein paar Sekunden später kommt er zurück, die gleichen Szenen spielen sich ab. Etwa drei Minuten dauert das Interview. Zum Schluss erzählt die ehemalige Vizepräsidentschaftskandidatin, dass sie immer für die Zubereitung des Truthahns in ihrer Familie zuständig sei. Ganz Amerika rätselt? Hat sie gewusst, was sich hinter ihr abspielt? Laut dem US-Fernsehsender MSNBC sei sie darauf hingewiesen worden. Palins Antwort sei gewesen: #Keine Sorge." Dennoch ist es nicht klar, ob Palin sich wirklich bewusst war, dass die Szenen auch gefilmt wurden.


Nachtrag vom 24. November 2008: mehr Details:

Der Blick weiss mehr über das Truthahn Massaker:

WASILLA (USA) - Sie wollte doch nur wieder mal ein wenig vor der Kamera plaudern. Aber das ging tierisch daneben. Denn während Sarah Palins Interview werden hinter ihr Truthähne abgeschlachtet. Was für eine Bescherung! Den Kaffeebecher von "Starbucks" in der Hand schwatzt Sarah Palin munter drauflos. So geschehen in der "Triple D Farm & Hatchery" in der Nähe von Wasilla, der Heimatstadt von Palin. Die 44-Jährige war dorthin eingeladen worden, um einem Truthahn symbolhaft "die letzte Ehre zu erweisen". Und noch ein bisschen Schleichwerbung für sich selbst zu machen. Doch daraus wird einmal mehr ein kräftiger Tritt ins Fettnäpfchen. Denn während die Gouverneurin von Alaska ihr Fernsehinterview gibt, werden im Hintergrund Truthähne geschlachtet! Der Schlächter steckt die lebendigen Truthähne in einen Trichter, wo sie dann zappelnd um ihr Leben kämpfen. "Truthahn-Bestatterin" Palin scheint aber davon rein gar nichts mitzubekommen. Und quasselt dauergrinsend weiter. Zum Beispiel darüber, dass sie für die Zubereitung des Thanksgiving-Truthahnes in der Familie zuständig sei. Thanksgiving wird kommenden Donnerstag gefeiert. Traditionellerweise wird dazu Turkey, also Truthahn, gegessen. Nicht bekannt ist, ob die törichte Politikerin auch gleich noch ein erledigtes Exemplar mit nach Hause genommen hat. Bekannt ist hingegen, dass der Sender Sarah Palin noch auf das Hintergrund-Motiv aufmerksam gemacht hat. "Das geht schon in Ordnung", soll die Republikanerin abgewunken haben.



Nachtrag vom 26. November: Auch Nachtkomiker, wie Letterman haben ihren Spass am Palin Gaffe: die 10 Ausreden von Palin:

  • Gib nicht mir die Schuld. Der Schuldige is "Joe, der Truthahnschlächter".
  • Gut, gut. Aber ich bin doch noch immer süss, nicht, Amerika?
  • Hmmm, Bauchschmerzen?
  • Nein, sehen sie, wir müssen Steuern senken, und bei all dem gehts um Jobsecurity, und wir müssen auch bohren ("drilling" = Kopf abdrehen = nach Öl bohren)
  • Ich dachte, sie würden nur den kleinen Mann foltern
  • Das waren doch Al Quaida Truthähne.
  • Mein Remington Schiesseisen braucht keine Entschuldigung.
  • Das waren doch wieder die "Gotscha" Medien, die mich angegriffen haben.
  • Ich kann nicht mehr gut Denken, weil ich die ganze Nacht alle Zeitungen und Zeitschriften gelesen habe.
  • Ich kann zwar Russland sehen, aber nicht, was 3 Meter hinter mir passiert.



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