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www.rhetorik.ch aktuell: (03. Apr, 2008)

Wie sich SVP Medienpräsenz verschafft

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:


Gestern traf ich einen PR- Spezialisten. Wir kamen auch auf die SVP Kampagnen zu sprechen. Der Werber vertrat die Meinung, die SVP verstehe es unglaublich gut - sich auf verschiedene Art und Weise - in den Medien Präsenz zu verschaffen. Auch durch Gegner, welche die Partei vehement kritisieren.

Tatsächlich sprachen letztes Jahr alle vom Schäfchenplakat und der Blocherwahl. Auch die Abwahl Blochers führte zu einer enormen Medienpräsenz, wie es sich die andern Parteien nur wünschen könnten. Mit Provokationen und Kampagnen, die von den Medien nicht ausgeklammert werden können, geht es ständig um Aktionen oder Themen der SVP.

Der Werber - er selbst ist Mitglied der CVP - vermutete, die SVP sei von Profis beraten. Wer es nämlich schaffe, mit agieren, ständig die Medien zu besetzen - selbst mit negativen Berichten - der verschaffe sich Aufmerksamkeit und zwinge die anderen zum Reagieren, zur Rechtfertigung.



Tatsächliche können wir ständig feststellen, mit welch einfachen Mitteln - vor allem mit Bildern - es die SVP versteht, mit Plakaten Fehler der Gegner zu nutzen. Jüngst den fragwürdigen Auftritt der Aussenministerin zu nutzen - mit wenig Worten und nur einem Bild.

Auch die jüngste Eveline Widmer-Schlumpf Aktion, ist eine gezielte Kampagne, um der Bevölkerung zu demonstrieren, dass es die grösste Partei der Schweiz fertig bringt, durch gezielte Opposition ins politische Geschehen einzugreifen. Damit kann die neue Bundesrätin nicht zurücklehnen in der Hoffnung, der Sturm der Entrüstung könne ausgestanden werden. Es ist vorauszusehen: im Jahre 2008 versteht es die SVP erneut, das Süppchen, das sie kocht, warm zu behalten. Die Medien müssen - ab sie wollen oder nicht - die Kampagne kommentieren und begleiten.


Nachtrag vom 9. April, 2008

Politologen teilen unsere These vom 3. April, dass die SVP Aktionen stets zu Reaktionen der anderen Parteien führen und somit die SVP die Agenda der Medien besetzt. Es scheint, dass nur die SVP nach dem Motto politisiert: Agieren statt reagieren. Die Bevölkerung scheint dies zu honorieren. Nach 20 Min vom 9.4.08 zeigen die Unterstützungsbekundungen für Bundesrätin Schlumpf einmal mehr eines: Andreas Ladner:

"Die SVP bestimmt, was passiert. Die anderen Parteien reagieren immer nach dem gleichen Muster. Das hat zur Folge, dass man wochenlang nur über die SVP spricht. Die Bevölkerung weiss gar nicht mehr, dass es noch andere Parteien gibt".


Auch der Politologe Daniel Bochsler sagt:

"Es ist der SVP gelungen, auch nach der Blocher-Abwahl konstant die Themen zu setzen".


Sei es die Abwahl von Christoph Blocher, die von Bundesrat Couchepin ausgelöste Mörgeli/Mengele-Affäre oder das Ausschlussverfahren gegen Widmer-Schlumpf, stets dominiert die SVP das Tagesgeschehen und steigt seit Jahren als lachendes "Sünneli" aus den Polemiken hervor. Die letzte "Abrechnung" vom vergangenen Wochenende hat der SVP sowohl im Kanton Uri als auch im Thurgau noch einmal massive Gewinne eingebracht. Die andern Parteien erhofften sich eine Einbusse nach den Rücktrittsforderungen der Bundesrätin, die Blocher aus dem Sattel gehoben hatte. Einig sind sich die Politologen auch in einem anderen Punkt: Den Siegeszug der SVP stoppen können nur die anderen Parteien selbst. "Sie müssten die eigenen Sachen thematisieren", sagt Bochsler. Ladner fordert: "Die anderen Parteien müssten die Wähler davon überzeugen, bessere Lösungen zu haben und dafür politische Mehrheiten finden".



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