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10 vor 10 Bericht vom 5. Februar
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Freudscher Versprecher? Quelle: 10 vor 10.
| In einer Kommissionssitzung des Schweizer Nationalrats über die Forschung am Menschen soll Bundesrat Pascal Couchepin erklärt haben, es brauche in diesem Bereich eine klare Gesetzgebung, sonst könne es zu Szenen kommen wie im Dritten Reich, als ein SS-Arzt sein Unwesen trieb - "fast hätte ich Doktor Mörgele gesagt, natürlich meine ich aber Mengele". |
"20 Minuten" schrieb in der ersten Meldung am 6. Februar 2008:
Quelle: Bundespräsident Pascal Couchepin ist auf dem Verbal-Parkett ausgerutscht. In einer Kommissionssitzung nannte er SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli in einem Atemzug mit dem Nazi-Arzt Josef Mengele. Zur Fotografie Mengeles stand folgender Text: Josef Mengele war ein KZ-Arzt im Vernichtungslager Auschwitz und berüchtigt für seine Menschenversuche. Er nahm Selektionen unter den Neuankömmlingen für die Gaskammern vor, wobei er die Ermordung von ca. 40 000 Menschen anordnete. In erster Linie steht der Name Mengele heute jedoch für grausame pseudo-wissenschaftliche Experimente an den Häftlingen. Das besondere Interesse des ehrgeizigen Anthropologen und Genetikers galt der Zwillingsforschung. Er erkannte und nutzte die Möglichkeiten, die sich ihm in Auschwitz boten, hemmungs- und skrupellos: Hunderte Zwillingspärchen, vor allem Kinder, waren ihm hilflos ausgeliefert. Daneben führte Mengele an vielen anderen Personen pseudowissenschaftliche Versuche durch, die von medizinisch sinnlosen, ohne Betäubung durchgeführten "Übungsoperationen" bis zur bewussten Infektion seiner Opfer mit tödlich verlaufenden Krankheiten reichten. Ziel seines Handelns und Mordens war eine Habilitation, zu der es aber nie kam. Nach dem Krieg floh er aus Deutschland, wurde weltweit verfolgt, aber nie gefasst. Er starb 1979 in Brasilien. Pascal Couchepin konnte angeblich ein Wortspiel nicht verkneifen "Fast hätte ich Doktor Mörgele gesagt, natürlich meine ich aber Mengele." So jedenfalls soll sich der Bundespräsident laut mehreren Parlamentariern am Freitag an der Sitzung der nationalrätlichen Wissenschaftskommission geäussert haben. Josef Mengele war während des Dritten Reiches als SS-Arzt im Konzentrationslager Auschwitz tätig und hat den Tod Tausender zu verantworten. Keiner der an der Sitzung anwesenden Nationalräte glaubte nach der Sitzung an einen blossen Versprecher Couchepins. "Das war als Witz gedacht, als ein Seitenhieb gegen den Zürcher SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli", sagte ein FDP-Nationalrat. |
Als Pasqual Couchepin einmal Christoph Blocher mit Duce verglich, versuchte er damals die Beleidigung zu relativieren. Bei all seinen fahrlässigen Bemerkungen und verbalen Seitenhieben, gelang es ihm stets, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Wenngleich ein Parlamentarier Couchepins Vergleich als Witz zu beschönigen versucht, vertrete ich die Meinung, dass Worte immer ernst genommen werden müssen. Worte sind Waffen! Fahrlässige Bemerkungen - auch Beleidigungen - könnten sogar eingeklagt werden. Frauenfeindliche Bemerkungen oder rassistischen Äusserungen - selbst wenn sie humoristisch gemeint waren - haben oft gerichtliche Folgen Nach meinem Dafürhalten darf Couchepins jüngster unerhörter Vergleich nicht unter den Tisch gekehrt werden. Obwohl der Spruch - "Der Krug geht zum Brunnen, bis er bricht!"- für den Bundespräsidenten kaum Gültigkeit hat. Denn: Die Immunität wird dem Magistraten wahrscheinlich wiederum vor weiterem Ungemach bewahren. Christoph Mörgeli wird die Beleidigung nicht ad acta legen. |
Eine Meldung aus der "Mittellandzeitung:" Wie mehrere Nationalräte bestätigen, hat Bundespräsident Couchepin Christoph Mörgeli mit Mengele verglichen. - Das Scheusal Mengele, das scheint heute nicht mehr jeder zu wissen, war ein Massenmörder. Er war in Auschwitz für die Menschenversuche zuständig, infizierte Menschen mit Krankheiten, führte experimentelle Operationen an Juden durch ohne Betäubung. - Auf diese Menschenversuche spielte Couchepin an. Die Wissenschaftskommission diskutierte die Forschung am Menschen als Couchepin erklärte, es brauche in diesem Bereich klare Gesetze, sonst könne es zu Szenen kommen wie im Dritten Reich. Damals habe ein SS-Arzt sein Unwesen getrieben "fast hätte ich Mörgele gesagt, natürlich meine ich Mengele", so Couchepin in der Nacherzählung eines Nationalrates. " Allen Anwesenden war klar, dass dies ein Seitenhiebe gegen Mörgeli war," sagte der Parlamentarier und fügte hinzu "immerhin ist Mörgeli als Leiter des Medizinhistorischen Museums der Uni Zürich an ärztlichen Experimenten selber interessiert. Das sollte wohl auch der eigentliche Witz von Couchepins Spruch ausmachen." Couchepin ist zu intelligent für einen Versprecher. Mörgeli war zur Zeit von Couchepins "Wortspiels" nicht zugegen. Er wollte darum zuerst das Sitzungsprotokoll studieren, eher er zu dieser Sache Stellung bezieht. |
Couchepin merkte rasch, dass er für grosse Aufregung gesorgt hat und bedauert seinen "Versprecher". Ich fragte mich, ob dies Christoph Mörgeli genügt, um einen Strich unter die verbale Entgleisung zu ziehen. In dieser Situation hätte eine Entschuldigung die Angelegenheit sofort entspannt. |
"News.ch - online" Wiederum sorgt eine Äusserung von Bundespräsident Pascal Couchepin für Aufregung. Das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) widersprach nämlich der Darstellung in den Zeitungen, Couchepin habe den Zürcher SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli mit dem Nazi-Massenmörder verglichen. Es habe sich um einen Versprecher gehandelt, den Couchepin sofort korrigiert habe, hiess es in einer Medienmitteilung. Es verstehe sich wohl von selbst, dass niemand in der Schweiz heute mit dem Auschwitz-Arzt Mengele verglichen werden könne, vor allem nicht ein demokratisch gewählter Parlamentarier. Falls sich jemand verletzt fühle durch diesen Versprecher, so bedaure dies Bundespräsident Couchepin, zumal er keine heute lebende Person anvisiert habe. Gegenüber der SF-Tagesschau sagte dann der gegenwärtig im Ausland weilende Mörgeli, Couchepins Verhalten stelle nicht nur ihm gegenüber eine "ungeheure Beleidigung" dar, sondern sei auch eine ungeheure Beleidigung der Opfer von Mengele und eine Verharmlosung von dessen Taten. Couchepin sei für die Schweiz als Bundespräsident nicht mehr tragbar. Couchepin hatte bereits letzten Herbst mit der Aussage für Aufregung gesorgt, indem er sagte, das derzeitige politische Klima erinnere ihn an die 1930-er Jahre und den Personenkult um den Duce Benito Mussolini. |
"Blick-online:" vom 6. Februar 2008: Wie SVP-Nationalrat Oscar Freysinger der Sendung "10vor10" sagte, habe er Couchepin darauf hingewiesen, dass er es nicht für angebracht halte, Witze über nicht anwesende Parlamentarier zu machen. Darauf habe Couchepin geantwortet: "Das war kein Witz". Das Departement des Innern liess heute mitteilen, dass Couchepin es bedaure, wenn sich jemand durch den Versprecher verletzt fühle. Er habe keine heute lebende Person anvisiert. "Ungeheure Beleidigung" Klar, das Christoph Mörgeli sich sofort auf die Hinterbeine stellt: Gegenüber der SF-Tagesschau sagte Mörgeli, Couchepins Verhalten stelle nicht nur ihm gegenüber eine "ungeheure Beleidigung" dar, sondern sei auch eine ungeheure Beleidigung der Opfer von Mengele und eine Verharmlosung von dessen Taten. SVP-Präsident Ueli Maurer sagte gegenüber der Tagesschau, Couchepin sei für die Schweiz als Bundespräsident nicht mehr tragbar. Couchepin erläuterte hernach vor den Medien, wie es zu diesem "Lapsus" kam. In der Kommissionssitzung über die Forschung am Menschen habe er das "Monstrum" Josef Mengele erwähnen wollen, um deutlich zu machen, dass die Gesetzgebung so streng ausfallen müsse, dass es nie zu Verletzungen der Menschenwürde kommen könne. Ein Beispiel nennen wollen. Die Polemik berühre ihn tief, mache ihn traurig und schockiere ihn, weil sie den Kern seiner politischen Überzeugungen treffe, sagte Couchepin. Er habe sich immer für den Respekt der Menschenwürde und den Kampf gegen Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz eingesetzt. Er habe den KZ-Arzt Mengele, "den Unmenschen von Auschwitz", beispielhaft nennen wollen, um der Nationalratskommission zu zeigen, um welch ernste Fragen es gehe. Dabei sei ihm der Name nicht gerade präsent gewesen, er habe bei einem Nachbarn nachgefragt, und dann sei ihm das Ungeschick passiert, sagte Couchepin. Der Gedanke an den Holocaust habe ihn in den letzten Tagen erneut umgetrieben, weil er am 28. Januar in Genf an einer Gedenkveranstaltung für jene Menschen teilgenommen habe, die den Juden in den finsteren Jahren der Nazi-Zeit geholfen hätten, sagte Couchepin. Mengele sei für ihn die Inkarnation des Bösen. Es käme ihm nie in den Sinn, einen Volksvertreter mit dem Massenmörder Mengele zu vergleichen, sagte Couchepin. Nach seinem Versprecher habe er ein Kommissionsmitglied lachen hören, und er habe sofort gesagt, "es gibt nichts zu lachen, es geht um eine ernste Sache". Mörgeli ist an der Sitzung nicht anwesend gewesen. Mörgeli wollte dies so nicht akzeptieren. Der SVP-Nationalrat sagte in der Sendung "Echo der Zeit" von Schweizer Radio DRS am Donnerstagabend, dass er die Erklärung Couchepins so nicht akzeptieren könne. Der Bundespräsident wisse, was er sage. Auch CVP-Nationalrätin und Kommissionsmitglied Kathy Riklin wollte nicht an einen Versprecher glauben. "Das ist immerhin eine gute Variante, um sich wieder hinauszuschwatzen. Aber das Ganze ist eine peinliche Geschichte", sagte sie gegenüber Radio DRS. FDP-Nationalrätin Doris Fiala (ZH) gehört ebenfalls der Kommission an. Sie fände es "sehr umsichtig und auch klug", wenn Couchepin sich "klar und in aller Deutlichkeit" entschuldigen würde. |
Couchepins Verhalten wurde immer fragwürdiger. War es eine ungewollte Panne oder ein Freudscher Versprecher, ein Wortspiel oder ein unbedachter Gag, vielleicht sogar eine gezielte Provokation? Für Couchepin war alles nur ein sprachlicher Irrtum. Er bezeichnet den Versprecher nur als Lapsus. Was wir nicht verstehen ist, dass der Bundespräsident den Medienwirbel und die Empörung seines verbalen Ausrutschers nicht verstehen will. Einem Bundespräsidenten düfrte eine Verwechslung nicht unterlaufen. In einer derartigen Situation gäbe es nur eines: Kein Lavieren, kein Relativieren, kein Beschönigen, keine Ausflüchte. Couchepin müsste so rasch als möglich seinen Fehler eingestehen und die Geschichte mit einem "Mea Culpa" beenden. Der Bundespräsident darf schockiert sein. Aber nicht ob der angeblichen Polemik (die übrigens gar keine Polemik ist), sondern ob seines eigenen gravierenden verbalen Fehltrittes. Nun geht es um seine Glaubwürdigkeit. |
"Tages Anzeiger" vom 7.2.08 Die Polemik berühre ihn tief, mache ihn traurig und schockiere ihn, weil sie den Kern seiner politischen Überzeugungen treffe, sagte Couchepin. Die Polemik berühre ihn tief, mache ihn traurig und schockiere ihn, weil sie den Kern seiner politischen Überzeugungen treffe, sagte Couchepin. Bundespräsident Pascal Couchepin versuchte dann - nach einigem Medienwirbel - am 7.2. den Sachverhalt zu seinem Mörgeli-Mengele-Versprecher zu klären. Es sei weder ein Scherz gewesen, noch habe er damit SVP-Nationalrat Mörgeli attackieren wollen, sagte er vor den Medien. Eine Entschuldigung komme deshalb auch nicht in Frage. |
Die "NZZ-online" schrieb: Bundespräsident Pascal Couchepin hat gewiss die Nazigräuel nicht verharmlosen wollen, als er sie beim Thema "Forschung am Menschen" warnend in Erinnerung rief. Umso klarer müsste ihm bewusst gewesen sein, dass selbst eine echte, unabsichtliche Verwechslung der Namen Mengele und Mörgeli für den Betroffenen so verletzend wie für den Redner peinlich ist und empörten Reaktionen am besten mit einer sofortigen Entschuldigung vorgebeugt wird. Nun ist die Sache in die Öffentlichkeit getragen und von Mörgelis Partei, der SVP, zum (vorerst kleinen) Politikum gemacht worden. Doch auch für diese "Polemik" scheint Couchepin das Sensorium zu fehlen. Zuungunsten des "Angeklagten" wirkt sich die "Vorgeschichte" aus. Es ist unvermeidlich, sich an Couchepins Interview im Wahlkampf zu erinnern, in dem er sagte, das Wohlergehen des Landes hänge nicht vom "Duce" ab. Spätestens seit jener Anspielung, die man auf Bundesrat Blocher beziehen musste, traut man dem angriffigen Politiker zu, mit deplacierten Vergleichen zu spielen. Über den genauen Wortlaut der Äusserungen mag die Tonbandabschrift, soweit sie zugänglich sein wird, Klarheit schaffen; über Mimik, Hintergedanken und Wirkung bei den Zuhörern wird man sich kaum einig werden. Ohnehin droht eine Eigendynamik zu entstehen. In der Schweiz wird vermehrt "ohne Pardon" politisiert, so dass ein Bundespräsident in einem solch heiklen Fall der Kritik, speziell seitens einer "Opposition", nicht einfach mit dem Verneinen eines Angriffs und mit allgemeinen Bekenntnissen beikommen kann. |
Der "Tagesanzeiger" kommentierte am 7. Februar: Mörgele-Mengele kalauerte Bundespräsident Pascal Couchepin an einer Kommissionssitzung vor Nationalräten. Der SVP-Parlamentarier Christoph Mörgeli, Professor und Vorsteher des Medizinhistorischen Museums in Zürich, einerseits - KZ-Arzt Josef Mengele, einer der grössten Verbrecher der Menschheit, anderseits. Der verbale und allenfalls auch intellektuelle Kurzschluss scheint zu Pascal Couchepin zu passen. Es ist nicht sein erster. Couchepin liebt die grossen und die kleinen Sprüche. Er macht gerne Witze, wenn auch nicht immer die besten. Und er macht sich gerne auf Kosten anderer lustig. Das geht nicht immer gut, und man nimmt ihm das zuweilen übel.... ....Pascal Couchepin hat gegenüber den Medien erklärt, nach dem Namen Mengele gesucht zu haben, und dabei sei ihm Mörgele eingefallen. Das mag so gewesen sein. Hingegen muss Couchepin realisiert haben, dass der KZ-Arzt nicht Mörgele heissen kann - vor allem nachdem Christoph Mörgeli kurz zuvor die Kommissionssitzung verlassen hatte. Deshalb hätte er den Mörgele besser für sich behalten. Aber Couchepin konnte die Worte nicht halten und gibt sich nun schockiert über die Polemik von Politikern und Medien. Solches Verhalten ist Ausdruck einer Naivität, die man von Couchepin, dem alten Politfuchs, dem scharfen Denker und agilen Wortakrobaten, eigentlich nicht kennt. |
Offensichtlich gibt es noch kein Ende der "Mengele- Lehre": Die Menge an Kommentaren und Berichten erhielt eine neue Dimension. Jetzt wird das Opfer und das Fernsehen beschuldigt! |
Zitat: Punkt.ch Freitag, 8.2.08 Die Stiftung Gedenkstätte Buchenwald und Mittelbau-Dora kritisierte in einem Communiqué, das ehemalige KZ habe "ganz offensichtlich im Sinne von Herrn Mörgeli für eine Innerschweizer parteipolitische Auseinandersetzung funktionalisiert" werden sollen. Laut der Stiftung besass SF keine Dreherlaubnis. Als der entsprechende SF-Mitarbeiter darauf hingewiesen worden sei, dass die Filmaufnahmen nicht gestattet seien, habe er den Eindruck vermittelt, das Drehverbot zu akzeptieren. In bisher einzigartiger Weise hätten sich aber ein Fernsehteam und ein Politiker über die Regeln der Stiftung zum Schutz der Würde des Ortes und der Opfer hinweggesetzt. Bei SF zeigt man sich nach dem Interview mit Mörgeli in Buchenwald selbstkritisch. Im Nachhinein müsse man sich fragen, ob ein neutraler Hintergrund anstelle des ehemaligen KZ nicht besser gewesen wäre, sagte SF-Sprecher David Affentranger. Entgegen den Vorwürfen der Stiftung Buchenwald habe das Interview jedoch nicht auf dem Gelände des ehemaligen KZ selber stattgefunden. Man habe rund 200 Meter entfernt auf dem Besucherparkplatz mit Mörgeli geredet. Im Bericht sei aber erwähnt worden, dass das Gespräch in Buchenwald geführt worden sei. SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli wehrt sich gegen den Vorwurf, er habe mit seinem TV-Interview in Buchenwald das ehemalige KZ instrumentalisieren wollen. Es habe sich zufällig ergeben, dass er zu diesem Zeitpunkt dort gewesen sei. Weiter erklärte Mörgeli, er habe nun die Tonprotokolle der fraglichen Kommissionssitzung mit Couchepin gehört. Daraus gehe hervor, dass es sich nicht um einen Versprecher handle, und es sei lautstark gelacht worden. |
Die Beschuldigung Mörgelis, er habe Buchenwald für seine Partei missbraucht, kommt Pascal Couchepin gelegen. Er gerät aus dem Schussfeld und das Opfer wird zum Brandstifter. Uns interessiert deshalb der Sachverhalt: Kann tatsächlich nachgewiesen werden, dass Christoph Mörgeli nach Cochepins verbaler Entgleisung, Buchenwald für seine Verteidigung missbraucht hat? Hat sich das Fernsehen tatsächlich über offizielle Abmachungen hinweggesetzt? Persönlich finde ich es ungeschickt, sich nicht an einem neutralen Ort filmen zu lassen. |
St. Galler Tagblatt: Couchepin ist bekannt dafür, dass er manchmal sagt, was er gerade denkt, aber gescheiter nicht sagen sollte. Auch gilt der Walliser in Bundesbern als unsensibel, mitunter rüpelhaft und wenig einfühlsam im Umgang mit anderen Menschen. Im vorliegenden Fall ist er der Versuchung erlegen, mit den beiden Worten Mörgele und Mengele zu spielen. Nur: Das vermeintliche Amüsement ist weder lustig noch intelligent, sondern einfach dumm. Insbesondere dann, wenn es aus dem Munde des Bundespräsidenten kommt. Dass Couchepin sich aufgrund dieser Ausgangslage nicht entschuldigt, ist deshalb naheliegend. Eine offizielle Entschuldigung würde seinem Wortspiel ein viel zu grosses Gewicht verleihen. |
Seit Tagen ist in unserem Land medial der Teufel los. Ich vertrete - im Gegensatz des Kommentators des St. Galler Tagblattes- nach wie vor die Meinung, dass eine Entschuldigung Couchepins der Geschichte weniger Gewicht verleihen würde. Mit einer Entschuldigung hätten wir endlich Ruhe. Es geht nämlich mehr als nur um einen einmaligen Patzer oder ein dummes Wortspiel. Selbst wenn man "Wadenbeisser" Mörgeli nicht mag. Der Vorfall ist aus meiner Sicht keine Bagatelle, über die man nicht leichtfertig hinwegsehen darf. Couchepin ist ein verbaler Wiederholungstäter, der leider schon zu oft fahrlässig gesprochen hat. Mit einer billigen Relativierung ist es diesmal nicht getan. |
Am Sonntag, 10. Febr orientiert 20 Minuten online: SVP schlägt zurück: Das "Mörgele"-Protokoll und der "Führer" Die Kontroverse über den angeblich unabsichtlichen Mörgele-Mengele-Versprecher von Bundespräsident Pascal Couchepin ist auch in der Sonntagspresse weitergegangen. Die Blätter veröffentlichten eine Abschrift des geheimen Sitzungsprotokolls, das ihnen vom Zürcher SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli zur Verfügung gestellt wurde. Ueli Maurer beklagt sich derweil, von Couchepin jeweils als "Der Führer" tituliert worden zu sein. |
Die Endlosgeschichte wird jetzt brisant: |
"Sonntag.ch" lesen wir:
Couchepin nannte Maurer "Führer":
Am Rand der Von-Wattenwyl-Gespräche soll Pascal Couchepin den
SVP-Präsidenten Ueli Maurer mit "Führer" begrüsst
haben. Ein von Christoph Mörgeli erstelltes Tonprotokoll wirft
Fragen auf zu Couchepins Rolle in der Affäre. Die Aussagen sind
brisant. "Couchepin scheint einen abgrundtiefen Hass auf die SVP zu
haben", sagt SVP-Präsident Ueli Maurer - und erzählt von
Erlebnissen der eher unangenehmen Art, die er persönlich mit
Bundesrat Pascal Couchepin hatte. "An den Von-Wattenwyl-Gesprächen
begrüsste mich Couchepin jeweils so: #Ah, der Präsident,
der Führer. Wie geht es dem Führer?#" Natürlich seien
Couchepins Sticheleien als Scherz dahergekommen, sagt Maurer. "Nur
provoziert Couchepin sehr bewusst." In der SVP habe man sich "an seine
Anspielungen gewöhnt, die stets nur gegen die SVP gerichtet sind -
und nimmt sie gar nicht mehr ernst". Nach der "Mengele/Mörgele"-
nun die "Maurer/Führer"-Affäre? Couchepin-Sprecher Jean-Marc
Crevoisier will zu Maurers Aussagen keinen Kommentar abgeben. Couchepins
"Maurer/Führer"-Scherze legen vor allem einen Schluss nahe: Die
Erklärung des Bundespräsidenten, ihm sei beim insinuierten
"Mörgele/Mengele"-Vergleich aufgrund einer Gedächtnislücke
ein Lapsus passiert, verliert an Glaubwürdigkeit. Die Kratzer an
Couchepins Gedächtnis-Lücken-Theorie verstärken sich
noch, seit SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli gestern Mittag
seine persönliche Abschrift des Tonbandprotokolls der Sitzung
der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur (WBK) vom
1. Februar veröffentlicht hat. Er habe das "qualitativ einwandfreie
Tonprotokoll" am Freitag bei den Parlamentsdiensten abhören
können, schreibt Mörgeli.
Mörgelis Tonband-Protokoll und jene Version, die Couchepin den
Medien präsentierte, unterscheiden sich in zwei Punkten wesentlich und
werfen damit entscheidende Fragen auf: Gelächter: Gemäss
Mörgelis Tonprotokoll gab es im Verlaufe von Couchepins
Mengele-Erklärung viermal "teilweise grosse Heiterkeit". Couchepin
hingegen sprach von einer Einzelperson: "Ich habe jemanden gesehen,
der gelacht hat." Ein Kommissionsmitglied, das Mörgelis Abschrift
insgesamt als zutreffend bezeichnet, betont aber: "Das Lachen ist
in dieser Abschrift überzeichnet. Wenn es Lacher gab, dann
aus Verlegenheit oder Schock." Reaktion Couchepins: Der Knackpunkt
der beiden Versionen ist die Frage, wie Couchepin auf den oder die
Lacher reagiert hat. An der Medienorientierung betonte er, sofort
und entschieden reagiert zu haben: "Das ist nicht zum Lachen. Das ist
ernst." In Mörgelis Tonprotokoll sieht das ganz anders aus. Nachdem
Kommissionsmitglieder schon dreimal gelacht haben, fragt Couchepin
"Pourquoi vous riez?" (Warum lacht ihr?). Das löst weitere Lacher
aus, doch Couchepin beendet seine Aussagen zu Mengele. Nahm er die Lacher
bewusst in Kauf? Provozierte er sie gar? Und: Erzählte er an der
Medienkonferenz die Unwahrheit? Dass sich Pascal Couchepin nicht an den
Namen Josef Mengele, den "Todesengel von Auschwitz", erinnern konnte,
scheint aus mehreren Gründen zumindest fragwürdig. Mengele
gilt mit seinen Versuchen an Insassen des Konzentrationslagers als
einer der scheusslichsten Verbrecher des Nazi-Regimes. Und Couchepin
ist ein Kenner des Zweiten Weltkrieges. --> 1999 spricht Couchepin
im Zusammenhang mit einer SVP-Initiative von einem "Angriff auf die
demokratische Grundordnung";
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Nachtrag vom 10. Februar 2008
Das "Mörgele"-Protokoll
In der Sonntagspresse wurde das
Tonband-Protokoll der fraglichen Kommissionssitzung vom 1. Februar in
einer Abschrift von Nationalrat Christoph Mörgeli publiziert, welcher
sich nicht mehr ans Kommissionsgeheimnis gebunden fühlt.
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