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www.rhetorik.ch aktuell: (29. Sep, 2007)

Ein neuer Pauli Eklat

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:


Beim CSU-Partei in Bayern wurde der neue Partei-Chef und der neue Ministerpräsidenten Bayerns bestimmt. Der Machtkampf um die Posten des zurückgetretenen Edmund Stoiber ging so zu Ende.

Günther Beckstein wurde der neue Ministerpräsident Erwin Huber wurde der neue CSU Chef


Als ob der Blamagen von Gabriele Pauli noch nicht genug wären, (hier sind die Geschichten), kam es zu einem neuen Eklat, als die Landrätin das Wort ergriff. Pauli forderte eine Entschuldigung, weil Beckstein sie in einem Interview als "Fall für den Psychiater" genannt hatte. Sie sei als Königsmörderin bezeichnet und mit dem Rotlichtmilieu in Verbindung gebracht worden. Ihre Schelte wurde mit eisigem Schweigen beantwortet. Später wurde Beckstein mit 96.6 Prozent gewählt. Als Beckstein Pauli am Rand des Parteitages persönlich ansprechen wollte, wies sie seine ausgestreckte Hand zurück und liess ihn stehen. In seiner kurzen Dankesrede bot Beckstein Pauli dann ein persönliches Gespräch an. Er wolle sie keineswegs herabwürdigen, auch wenn er einige ihrer jüngsten Forderungen für völlig unverständlich halte. Pauli hatte kürzlich die Befristung von Ehen auf sieben Jahre gefordert, um die Scheidungsrate zu senken.

Dass die Stoiber-Stürzerin, Latex-Landrätin auf dem Parteitag einen Taucher erleben würde, war selbstverschuldet. Gabriele Pauli demontierte sich selbst. Sie wurde zuerst als grosse Heldin gefeiert, kam in den Medien als mutige Powerfrau daher, die sich für die Basis stark macht. Später wurde sie zur "roten Hexe aus Franken" ohne Rückhalt innerhalb ihrer Partei. Das unkluge Verhalten ist vor allem unverständlich, weil Pauli ihre Dissertation über Polit-PR geschrieben hatte. Auch mit dem Vorschlag "Ehen laufen nach sieben Jahren aus" schaffte sie sich zwar in die internationale Presse, doch kaum mehr Rückhalt in der Partei.


Gefragt, ob sie es denn nicht verstehen könne, dass viele Menschen ihre Idee "abstrus finden" meinte Pauli:

"Querdenken ist 'kein Wert an sich'. Aber wir haben so viele Regeln in unserer Gesellschaft, für die es keinen inhaltlichen Grund gibt. Da wird vorgegeben, 'wie wir denken sollen, wie wir uns verhalten sollen - etwa ob man bestimmte Handschuhe trägt oder nicht.'


Diese Antwort verdeutlicht, wie wenig sie von sozialer Kompetenz versteht. Im Alltag spielt es eine Rolle, wie man beim Adressaten verstanden wird. Ihr scheint nicht bewusst zu sein, dass Politiker eine Rolle spielen, die mit ihrer Aussage und Stimme, Kleidung und Verhalten übereinstimmen soll.

Das "Wie und das Was" muss zur der jeweiligen Situation passen. Die Wirkung beim Adressaten ist keine Bagatelle.


Mit ihren unbedachten Verhalten hat sich die einst erfolgreiche Kommunalpolitikerin demontiert und in der Öffentlichkeit, aber auch vor ihrer Partei endgültig unglaubwürdig gemacht.

Quellen:




Nachtrag vom 21. November 2007: Parteiaustritt Der Spiegel titelt: Die letzte Show der Latex-Landrätin" und fasst am 20. November zusammen:

"Sie stürzte Stoiber, wurde zum Polit-Popstar aus der bayerischen Provinz: Gabriele Pauli hat die CSU aufgemischt, doch man hat es ihr nicht gedankt. Jetzt geht sie und ausser Horst Seehofer trauert ihr in der Partei keiner nach."



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