Bereits im Dezember 2000 zitierte ich Blochers umstrittenen Aussage
über die Führung aus der SonntagsZeitung vom 2. Dezember 2000:
"Führung misst sich am Erfolg. Kommunikation, Umgangsformen
machen nicht das Wesentliche der Führung aus ... Erfolgreiche
Führungspersönlichkeiten haben vor allem eine gemeinsame
Eigenschaft. Sie zeigen manchmal - fast eine unheimliche Verpflichtung -
gegenüber der Sache."
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Damals bekannte sich Blocher zur fragwürdigen Aussage:
"Von menschenorientierter Führung halte ich nichts."
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Mich ärgere damals diese absolute These. Für einen
Kommunikationsberater kann die Sache nicht wichtiger sein als der
Mensch. Für mich ist es immer eine Selbstverständlichkeit
gewesen, dass Botschaft und Mensch gleichermassen wichtig sind. Aus
meiner Sicht müsste deshalb in jedem Führungsprinzip der
Auftrag und der Mensch unter einen Hut gebracht werden können. Es
gibt in dieser Frage kein "Entweder- oder", sondern ein "Sowohl als auch".
Nachdem nun am 25. Juni Matthias Ackeret sein jüngstes
Buch "Das Blocher Prinzip" in roten Salon des Landesmuseums in Zürich
vorstellen durfte, interessierte es mich, vor Ort zu erfahren, was
Blocher heute zur Bedeutung des Menschen in der Kommunikationslandschaft
meint. Das Buch "Das Blocher Prinzip" ist attraktiv aufgemacht und
leserfreundlich geschrieben. In verschiedenen Interviews mit
Blocher trug der Autor die wichtigsten Erfolgsformeln zusammen und
schälte diese Prinzipien heraus. Es ist unbestritten, dass
Christoph Blocher als Vater, als Offizier, Manager und Politiker
überall erfolgreich war. Ackeret muss sich gefragt haben: An was
kann dies wohl liegen? Christoph Blocher war an der Buchvernissage
persönlich anwesend und Peter Rothenbühler interviewte den
Bundesrat vor den geladenen Gästen und der Presse. Ich stellte
bei den Antworten des Bundesrates fest, dass Blocher seine These
aus dem Jahre 2000 revidiert hat. Mit der früheren pointierten
Bemerkung habe er bewusst einen Kontrapunkt setzen wollen zum heutigen
verbreiteten Führungsverständnis,
das den Auftrag oft vernachlässigen. Viele Vorgesetzte hätten
zu menschenorientiert geführt. Es wurde mir bewusst: Für
Christoph Blocher ist der Mensch letztlich nie Zweck, sondern nur Mittel
zur Auftragserfüllung. Deshalb spricht er immer noch von "Untergebenen"
und nicht von "Mitarbeitern". Damit lässt sich Blochers "neues"
Führungsprinz wieder ins ins klassische Kommunikationsdreieck
Ich-Du-Sache einnordnen. Es ist tatsächlich unbestritten, dass die
Auftragserfüllung in der Praxis zu oft ausser Acht gelassen wird
und es vielen Führungspersönlichkeiten in erster Linie nur darum
geht, teamorientiert zu führen und schön miteinander zu reden.
Blocher sagte zu seinen Prinzipien: "Meine Gegner werden mein Buch von
A bis Z falsch verstehen!" Ich bezweifle dies. Denn Blochers Aussagen
sind verständlich und einfach formuliert. Matthias Ackeret hat im
Freundeskreis erlebt, dass man nur ein Prinzip zu Besten geben müsse,
wie beispielsweise Blochers originelle These:
"Führungspersonen sollten bei Untergebenen keine Fragen zulassen,
sondern nur Anträge."
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Dann sei sichergestellt, dass die zitierte Blocherthese
garantiert Anlass zu grössten Auseinandersetzungen gebe.
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