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www.rhetorik.ch aktuell: (3. Dezember, 2006)

Blindheit oder Verdrängung?



Karl Lagerfeld Am Freitag, dem 24. November, sagte Karl Lagerfeld in Berlin

"Ich habe noch nie magersüchtige Mannequins gesehen!"


Diese Aussage kann stimmen, falls jemand blind wäre, eine schwarze undurchsichtige Brille trüge oder gar ein Brett vor dem Kopf hätte. Dann könnte er nämlich die bis auf die Knochen abgemagerten Mannequins gar nicht sehen. Die Bilder sind bestens bekannt von den vielen spindeldürren Models mit einer Körperfülle, die uns an ausgehungerte KZ Häftlinge des zweiten Weltkrieges erinnert. Im Sommer dieses Jahres hatte Spanien mehreren Models die Teilnahme an Modeschauen verboten. Der Grund war Untergewicht. Die Mannequins dürfen den Körpermassindex von 18 nicht mehr unterschreiten. Ein Mädchen mit einer Grösse von 1.75 Metern müsste beispielsweise mindestens 56 Kilogramm auf die Waage bringen. Der Tod des an Magersucht leidenen Fotomodels Ana Calolina hatte die Debatte über den Körpermassindex ausgelöst. Die Geschichte wurde in den Medien thematisiert. Karl Lagerfeld ist angeblich gegen derartige Vorschriften. Wir finden auch, dass nicht alles staatlich reguliert werden müsste. Doch wenn es um die Gesundheit von Menschen geht und um die Vorbildfunktion von Mannequins für die Jugend (vor allem für Mädchen, die gefährdet sind, magersüchtig zu werden), so sind solche grosszügige Grenzen sicherlich zulässig.



Nachtrag vom 17. Dezember, 2006:

Wir sind uns bewusst, dass vor allem heute die Fettsucht Problem Nr 1 ist. Alles Extreme ist ungesund, so ist auch die Magersucht schädlich. Im "Blick online" und Spiegel online kann man lesen, dass nach Brasilien und Spanien hat auch Italien "Skelett-Models" den Kampf angesagt: Modekonzerne wollen sich vertraglich verpflichten, auch "vollschlanke Models von mediterraner Schönheit" einzusetzen.

Die italienische Regierung und die Modekonzerne des Landes kämpfen gemeinsam gegen die Magersucht bei jungen Mädchen. Das Büro von Ministerpräsident Romano Prodi erklärte, die Konzerne wollten in der kommenden Woche eine Selbstverpflichtung unterzeichnen, nach der künftig häufiger "vollschlanke Models von mediterraner Schönheit" auf den Laufstegen zu sehen sein sollen. Die Debatte um die teilweise dürren Mädchen war durch den Tod von Ana Carolina Reston im vergangenen Monat in Brasilien ausgelöst worden. Das 21-jährige Model war an Magersucht gestorben. Der Präsident einer italienischen Lobbyorganisation der Modefirmen, Stefano Dominella, erklärte, man wolle dafür sorgen, dass die Mode nicht für derartig dramatische Vorfälle verantwortlich gemacht werde.

Bereits Anfang Dezember hatte eine Modeschau in Brasilien Models unter 16 Jahren ausgeschlossen. Im September hatte die Madrider Modewoche angeordnet, dass alle Mädchen einen Body-Mass-Index von mindestens 18 vorweisen müssen. Ein Index von weniger als 18.5 gilt als untergewichtig.


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