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www.rhetorik.ch aktuell: (15. August, 2006)

Marken als generische Sprachbegriffe

Sprachpolizei Medienrecht


In "20 Minuten" haben wir gelesen:

"Je mächtiger der Suchmaschinenbetreiber Google wird, desto weniger Spass scheint er zu verstehen. Denn Google droht allen, die das Verb googeln verwenden, um die Google-Suchabfrage zu umschreiben, mit legalen Konsequenzen."


Tatsächlich soll die Amerikanische Zeitung "Washington Post" einen Brief von Google erhalten haben, in dem gegen die "Generizität" des Verbs "google" protestiert wird.

Es gibt schon viele Fälle, wo Markennamen zu Vokabular geworden sind, weil sie einen so grossen Marktanteil eingenommen hat, dass die Kunden das Produkt mit dem Überbegriff benennen. Das ist vor allem dort auch der Fall, wo der Markenname kürzer als der Produktbegriff ist:

Wo ist denn der Hoover? Wo ist denn der Staubsauger?
Da brauch ich einen Bostitch. Da brauch ich eine Metallklammer.
Kannst Du mir das xeroxen Kannst Du mir das durch die Kopiermaschine lassen?
Ich habe auf dem Netz gegoogelt Ich habe auf dem Netz die Suchmaschine gebraucht.
Hier ist ein Memory Spiel. Hier ist ein Gedächtnisspiel.
Kann ich das in Excel haben? Kann ich das als Tabellenkalkulationsprogramm haben?
Ich gab einen Powerpoint Vortrag.Ich gab einen Vortrag mit Hilfe einer Präsentationssoftware.
Brauch doch etwas Nivea! Brauch doch etwas Hautcreme!
Zum Morgenessen nehm ich einen Nescafe.Zum Morgenessen nehm ich einen Pulverkaffee.
Hast Du diesen Jeep gesehen? Hast Du diesen Geländewagen gesehen?
Ich schau das im Duden nach. Ich schau das im Deutsch-Wörterbuch nach.
Stell Deinen Ipod ab! Stell Dein portables MP3 Abspielgerät ab!
Wo ist mein Walkman? Wo ist mein portables CD Abspielgerät?
Lasst uns Frisbee spielen. Lasst uns mit der fliegenden Plastikscheibe spielen.
Zum Glück hab ich ein Kleenex dabei Zum Glück hab ich ein Papiertaschentuch dabei.
Ich liebe das Rollerbladen. Ich liebe das Fahren mit Inline-Rollschuhen.

Barney Google
Übrigens hatte Google den Begriff Google auch geleiht:

Im Angelsächsischen Raum gab es den Comic Strip Charachter "Barney Google".
Im Jahre 1940 hatte der 9 Jahre alte Neffe Milton Sirotta des US Mathematikers Edward Kasner (1878-1955) die Zahl 10100 = 1 Googol angegeben, als er gefragt wurde, eine grosse Zahl zu sagen.

Das Kind war vermutlich "Barney Google" inspiriert worden. Der Name der Firma Google ist dadurch inspiriert.
Barney Google
1 Googol = 10000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000


Das Verb "to google" ist im Sprachgebauch schon fest verankert und auch ganz offiziell im "Oxford English Dictionary", im "Merriam-Webster's Collegiate Dictionary" oder im Duden enthalten.

Die Firma "Google", die ihren Erfolg zum Grossen Teil auf dem Prinzip "Be not evil" (Sei Fair) aufgebaut hat, kann mit solchen Juristenspielchen viel Goodwill verlieren.

Es ist oft so, dass je grösser und mächtiger eine Firma wird, desto weniger die Gründerideale respektiert werden. Ob Google der Spagat zwischen Gewinnoptimierung und dem Respekt vor dem Sprach-Allgemeingut gelingt?

Google weiss die Gefahr von schlechter PR von rechtlichen Schritten sicher auch. Warum also geht die Firma diesen Weg? Für ein Unternehmen ist es tatsächlich eine Gefahr, falls eine Marke generisch wird. Dies weil sich in gewissen Ländern damit der Markenschutz nicht mehr Aufrecht erhalten lässt.

Es gibt bestimmt Konkurrenten von Google, die grösstes Interesse daran hätten, die Marke "Google" zu schwächen oder an deren Reputation anzuzapfen. Die Strategie von Google, mit einem Verbot der Verwendung des Verbs die Generisierung zu verunmöglichen, ist fragwürdig, die Intention jedoch absolut nachvollziehbar.




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