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www.rhetorik.ch aktuell: (20. Juli, 2006)

Tsunami-Warnungen bewusst verschwiegen

Links: Zur Tsunamikatastrophe 2005


Die Regierung von Indonesien hatte der Bevölkerung die Warnung vor dem Tsunami bewusst unterbunden. Sie wollten mit diesem Informationsverzicht eine unnötige Panik vermeiden.

Einen Tag nach der Tsunami-Katastrophe gab die Regierung zu, dass sie die Bevölkerung nicht gewarnt hatte. 45 Minuten vor dem Aufprall der Riesenwelle auf die Insel Java hatte die Regierung nachweisbar zwei Tsunami-Warnungen erhalten, diese aber nicht weitergeleitet.

Die Panik brach nicht aus, dafür wurden die Menschen überrascht und der Tsunami riss nach jüngsten Angaben mindestens 341 Menschen in den Tod, 229 wurden am Dienstag immer noch vermisst.

Die Rechtfertigung der Regierung

Vizepräsident Jusuf Kalla erklärte auf Anfrage von Journalisten, eine Warnung der Bevölkerung sei überflüssig gewesen, weil viele Menschen nach dem Beben der Stärke 7.7 ohnehin aus Angst ins Landesinnere geflüchtet seien. Dieses "natürliche Frühwarnsystem" habe genügt. Von mehreren Dutzend Menschen, die ein Reporter der Nachrichtenagentur AP am Dienstag befragte, war zu erfahren, dass die Leute jedoch nur leichte Erdstösse gefühlt haben. Ein Wissenschaftler musste zudem eingestehen: Die Experten hätten die Stärke des Seebebens zunächst unterschätzt. Das Beben führte zu einer zwei Meter hohen Flutwelle, welche die Urlaubsorte und Fischerdörfer an einem rund 180 Kilometer langen Küstenabschnitt von Java zerstörte. Über 600 Menschen wurden verletzt. Rund 42'000 Menschen waren nach der Flutwelle auf der Flucht, entweder weil ihre Häuser zerstört wurden oder weil sie einen weiteren Tsunami befürchteten.

Bei anbahnenden Krisen muss informiert werden!


Es ist fahrlässig und verantwortungslos wenn eine Behörde bei anbahnenden Krisen Informationen bewusst unterbindet. Ein wichtigster Grundsatz der Krisenkommunikation wurde in Java missachtet:

Offene Informationspolitik schafft Vertrauen.


Wenn Informationen vorenthalten werden, entstehen Gerüchte Die Folge ist Panik.

In der von einem Tsunami schwer getroffenen Stadt Pangandaran haben Gerüchte über eine weitere Riesenwelle eine Massenpanik ausgelöst. Hunderte von Menschen flüchteten ins Landesinnere. Indes stieg die Zahl der Opfer der Katastrophe bereits auf über 530. Erkenntnis: Die fragwürdige Informationsverhinderung hatte sich sofort negativ ausgewirkt. Nachdem die Regierung die Öffentlichkeit beim ersten Beben bewusst nicht gewarnt wurde, um eine Panik zu verhindern, führte das Nachbeben sofort zu Gerüchten. Die Behörde stellte fest: Die Gerüchte führten nachträglich ausgerechnet zu einer Panik, die man ursprünglich verhindern wollte.

Fazit: Ungewissheit und "Nichtinformieren" fördert die Tendenz zu Gerüchten.


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