Die Diskussionen im Zusammmenhang mit dem jüngsten Karikaturenstreit
haben immerhin etwas geklärt:
- Karikaturen können die Wirklichkeit bis zur Unkenntlichkeit verzerren.
- Es gibt Karikaturen, die die Grenzen des guten Geschmacks überschreiten.
- Karikaturen dürfen Tabus brechen.
- Karikaturen dürfen auch lächerlich machen und verletzen.
Sie dürfen dies nicht nicht nur, sie müssen
es sogar, um wirksam zu sein.
- Alle Versuche, Karikaturisten mundtot zu machen sind bisher gescheitert.
Ein Karikaturist, der sein Handwerk versteht, kann jede Zensur
umtänzlen und ihrerseits lächerlich machen. In Deutschland gibt
es nicht erst seit dem "Simplizissimus" eine Tradition der kritischen,
aufklärerischen Karikaturen, die sich an den Machthabern reiben.
Eine satirische Zeitschrift konnte in Deutschland sogar den gekreuzigten
Jesus als Toilettenhalter abbilden, auch wenn dies die Gefühle der
Gläubigen verletzt hatte. Die allgemeine Öffentlichkeit begegnet in
unserem Kuturkreis die Karikatur meist mit Gleichgültigkeit. Das
Schlimmste, was einer Karikatur geschehen kann ist, dass sie die Menschen
gar nicht mehr interessiert und sich um die Grenzüberschreitung
ignoriert. Karikaturen können nur jene verletzen, die verletzbar
sind. Karikaturen können nur den zum Lachen reizen, der sich an
den karikierten Zuständen stösst. Wer lacht, stimmt letztlich
dem Karikaturisten zu. Ein erfolgreicher Karikaturist drückt
eigentlich das aus, was andere nicht zu sagen wagen. Im Guten wie
im Schlechten. Misslungene Karikaturen hingegen sagen nichts über den
Karikierten aus, sondern viel über den Karikaturisten selbst. Sie
beleidigen nur. Sie treffen nicht. Einige der heute in arabischen
Ländern veröffentlichten Israel Karikaturen nehmen Anleihen
an den judenfeindlichen Karikaturen der Nazis. Gelungene Karikaturen
fragen stets nach der Macht. Sie stellen die Mächtigen nicht die
Ohnmächtigen in Frage. Hass gebiert immer Hass. Es gibt somit
auch eine unmenschliche Sprache bei den Karikaturen.
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