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www.rhetorik.ch aktuell: (28. Januar, 2006)

Angela Merkel - eine Medienkanzlerin?





Gerhard Schröder war der unumstrittene Medienkanzler. Er verstand sich vor Mikrofon und Kamera mediengerecht zu verhalten. Er nutzte die Medien. Er rügte die Medien, wenn sie sich nicht instrumentalisieren liessen. Nun fanden wir im Spiegel online eine längere Debatte, bei der es um die Frage ging, ob Merkel - trotz des zum Teil linkischen Verhaltens - sich innert weniger Wochen zur Medienkanzlerin. Im "Spiegel" schreibt Nils Minkmar:

"Ihre Auftritte widersprechen allen Gesetzen des Medienzeitalters: Dennoch ist Angela Merkel beliebter, als es Gerhard Schröder und Helmut Kohl je waren. Ihr betont normaler Stil entspricht den reduzierten Erwartungen der Öffentlichkeit an die Politik. Sie ist der Albtraum. Beim Gehen winkelt sie die Arme nach oben ab und wirkt trotz energischen Ausschreitens wie von einem Elektromotor angetrieben. Ihre optische Erscheinung ist ganz und gar der Laune der Fotografen anheimgestellt. Homestories sind undenkbar. Hält sie eine wichtige Rede, verspricht sie sich. Geht sie zu einem festlichen Empfang, hat ihr Kleid einen Fleck. Kommt ihr ein Gegner in einer Debatte frech, verstummt sie. Kurz: Es ist wie bei jedem normalen Menschen."


Auch wir vertreten die Meinung, dass Angela Merkel nach den ersten Wochen ihrer Kanzlertätigkeit in der Öffentlichkeit sehr gut angekommen ist. Es gilt aber auch das alte Sprichwort zu bedenken: "Neue Besen kehren gut".




Es bleibt nun abzuwarten, ob die Medien später Merkels Aussagen nicht kritischer hinterfragen als heute, wenn sich dann zeigen würde, dass sich auch ihre Botschaften widersprechen. Wir teilen die Meinung der Spiegelredaktion: Angela Merkel besticht durch Ihre Natürlichkeit. Die Öffentlichkeit schätzt Politikerinnen, bei denen man das Gefühl hat, sie spielen nicht falsch. Wer sich treu bleibt, darf Fehler machen. Das Publikum will keine Schauspieler, sondern Menschen wie Du und Ich.

Weil sich Angelika Merkel bemüht, die Gedanken und die Aussagen ins Zentrum zu rücken und auf Shows bei Medienauftritten verzichtet, schlug die Liebe zwischen Merkel und dem Publikum so rasch ein. Merkel blieb bis anhin stets bei der Sache. Bei der Medienrhetorik ist Merkel Kosmetik fremd. Der Spiegel bringt es mit folgender Formulierung auf den Punkt: "Merkel ist eine wie alle!" Das Publikum ist tatsächlich der Wiederholungen und Neuinszenierungen der politischen Sternstunden überdrüssig.(z.B. Bei Schröder, Fischer usw.).

Ob die derzeitige positive Bilanz kein Strohfeuer ist, werden wir sehen. Jedenfalls werden wir das Verhältnis "Merkel- Medien" weiterhin mit grossem Interesse - auch kritisch- mitverfolgen. Angela Merkel könnte sicherlich ebenfalls eine Medienkanzlerin bleiben. Die Voraussetzungen hätte sie jedenfalls dazu.


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