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www.rhetorik.ch aktuell: (16. Dezember, 2005)

Moderatorenfehler und Tränenkollaps.



Nach dem Tränen-Kollaps von Superstar-Kandidat Stephan fragt sich "Bild": Darf man einen Menschen im TV so quälen?

Seit Jahren fand "Bild" die Exekutionsrhetorik Bohlens lustig und originell. Wir lasen nie ein Wort über die verbalen Erniedrigungen oder psychischen Schädigungen. Nachdem nun bei einem "falschen" Abstimmungsresultat der Schüler Stephan vor laufender Kamera einen Heulkrampf erlitten hatte, lesen sie in der Boulevardpresse:

Kollaps! Tränen! Verzweiflung! TV-Sender RTL und das grausame Spiel mit den Superstar-Kandidaten: Ging in der Show alles mit rechten Dingen zu oder war das alles Schiebung?


Für "Bild" war es ganz klar ein abgekartetes Spiel. Riesen-Aufregung bei den "Superstar" Fans. Iin Briefen im Internet machten sie ihrer Empörung Luft.

Bei den beleidigenden verbalen Ohrfeigen Bohlens gab es nie Mitleid. Nachdem nun jedoch ein Moderator ein Fehlurteil verkündet hatte, kommt es zu einer grossen Geschichte und Psychologen kommen zu Wort. Was war geschehen? Wir zitieren "Bild"

Moderator Marco Schreyl verkündete: Markus ist weiter, Stephan ist raus! Stephan erleidet einen Weinkrampf. Doch plötzlich erscheint der Notar der Sendung, verkündet: Alles falsch, das Ergebnis ist genau andersherum. Die TV-Zuschauer rätseln: Kann es wirklich sein, dass ein erfahrener Moderator vor laufender Kamera so einen Blackout hat? Oder hat RTL den Skandal inszeniert, um bessere Quote zu machen? RTL-Unterhaltungschef Tom Sänger zu "Bild": Definitiv nicht. Schreyl hat in der Aufregung den falschen Namen genannt. Er war tief betroffen von dem Fehler, den er gemacht hat.

Verwunderlich war allerdings die Kameraführung.


Der Regisseur war über die Abstimmungsergebnisse informiert, wusste also genau, wer rausfliegt. Als die ersten beiden Verlierer, Julian und Luca verkündet wurden, hielt die Kamera direkt auf ihre Gesichter, um alle Gefühlsregungen einzufangen. Normalerweise hätte die Kamera bei der letzten Entscheidung also Derwall zeigen müssen und nicht Nervenbündel Stephan. Doch die Kamera war in Grossaufnahme bei Stephan. Als hätte der Regisseur den Versprecher von Schreyl geahnt. Das Ergebnis war ein Weinkrampf des jungen Kandidaten, der sich vor Aufregung fast erbrochen hätte.


So die dramatische Schilderung in der Boulevardpresse.

Auf der "RTL Webseite liest man:



RTL Ausschnitt aus der Superstar Sendung: Moderatorenfehler.
Grosse Verwirrung herrschte am Ende der Entscheidungssendung von DSDS. Neben den Moderatoren, Tooske Ragas und Marco Schreyl, befanden sich noch Markus Derwall, Luca Krykon, Julian Kasprzik und Stephan Darnstaedt auf der Bühne. Auf der Karte, die zuvor von Notar Dr. Fleischauer gebracht wurde, standen die Namen der drei Kandidaten, die nicht vom Publikum weitergewählt wurden. An dieser Stelle passierte der Fehler. Marco Schreyl begann seine entscheidende Moderation bei dem letzten Kandidaten mit den Worten "und noch weiter ist..." statt mit "ausgeschieden ist...." - der Name Markus Derwall fiel. In diesem Moment reagierte Notar Dr. Fleischauer blitzschnell: "Das von mir festgestellte und auf der Karte notierte Ergebnis entsprach nicht der Ansage des Moderators".


"Bild fragt: "Darf ein Sender so mit den Emotionen seiner Kandidaten spielen?" Bei den Dutzenden von beleidigenden Bemerkungen Bohlens hörten wir diesen Satz nie im "Bild".

Medienpsychologin Constanze Fakhi wird im "Bild" zitiert: Diese Achterbahnfahrt führte bei Stephan zu einem Schockzustand. Das kann einem Menschen noch lange zusetzen, ihn sogar monatelang krank machen! Nach unserem Dafürhalten wurden Dutzende von Kandidaten aus der Bahn geworfen. Dieses fragwürdige Spiel wurde bislang toleriert. Ob "Bild" etwas gelernt hat?


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