Nachdem auf Bundesebene die Bemühungen nach Koordination der
Information allmählich durchschlagen ist und das Bundesamt für
Veterinärwesen und das Bundesamt für Gesundheit regelmässig
informieren, sind sich nun Gesundheitsdirektoren darüber
uneins, wie weit die Pandemievorsorge gehen soll.
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BAG Direktor Thomas Zeltner fand es richtig und wichtig, dass
"praktisch alle Kantone und Kantonsspitäler Reserven des
Grippemittels Tamiflu haben".
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Markus Dürr, Präsident der
Gesundheitsdirektorenkonferenz, erklärte jedoch am 28. Oktober
auf Anfrage (nach "Tagesanzeiger" vom 29.10 2004), er finde
die "Tamiflu Horterei" falsch:
"Man sollte nicht ein Mittel horten, wenn
man nicht weiss, ob es gegen eine Pandemie nützt oder nicht."
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Dürrs Kritik ging noch weiter. Weil die die Vorsorge in den Kantonen
unterschiedlich gehandhabt werden, sollten sie ihre Massnahmen
nicht öffentlich kommunizieren. Nach Dürr führt das
voreilige Bekanntgeben einiger Kantone, wieviel Tamiflu
eingelagert wird, zu einer Beunruhigung. Der Generalsekretär
der Gesundheitsdirektorenkonferenz, Franz Wyss, sandte allen
Regierungsräten ein Mail, darin stand unter Anderem
"Es herrscht eine chaotische Situation in Bezug auf Massnahmen des
Bundes und der Kantone in den Bereichen Grippeimpfung, Vogelgrippe
und allfällige Pandemie."
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Demnach sollten einzelne Kantone die Kommunikation über diese
unterschiedlichen Informationen unterlassen. Sonderaktionen
würden nur die Bevölkerung verunsichern.
Das unmissverständliche Schreiben provozierte sofort
Kritik. Der Walliser Gesundheitsdirektor verteidigte umgehend seine
Informationsoffensive:
"Ich erhielt sehr positive Reaktionen aus der Bevölkerung."
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Thomas Burgener teilte der Bevölkerung in einer
eigens einberufenen Pressekonferenz mit, der Kanton Wallis habe
150'000 Packungen
Tamiflu, 1 Million Gesichtsmasken und genügend Handschuhe eingekauft,
um im Krisenfall gewappnet zu sein. Nach Burgener verunsicherte nicht
seine Kommunikation, sondern "das unkoordinierte Auftreten" des diversen
Instanzen auf Bundesebene - und nichts anderes.
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Wer sich mit Risiko-Kommunikation beschäftigt, der weiss,
wie wichtig die Koordination der Information ist - vor allem in der
Vorbereitungsphase. Experten sind sich alle einig:
- Information ist Chefsache.
- Die Kommunikationsprozesse bei der Thematik "Vogelgrippe-Grippe-Pandemie"
muss Europa- und weltweit koordiniert werden.
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Die Forderung nach
einem Koordinator auf schweizerischer Ebene ist nicht neu und bekommt
nach dem Informationsdilemma innerhalb der Kantone neuer Aufwind.
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Umso erstaunter nehmen wir bei der bestehenden Informationsverwirrung
zwischen den Gesundheitsdirektoren zur Kenntnis, dass Bundesrat
Pascal Couchepin, welcher noch vor Tagen vor einer "Hysterie" gewarnt
hatte, zum Informationschaos der Gesundheitsdirektoren durch seinen
Pressesprecher lediglich verlauten liess: "No comment".
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Davon ausgehend, der Pressesprecher Jean-Marc Crevoisier habe
am 28, Oktober tatsächlich die Chance verpasst und den Medien
anstatt einer Begründung (weshalb er nichts sagen kann) nur ein
dürftiges "No-comment" vermittelt, so wäre dies von einem
Profisprecher mehr als bedenklich.
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