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www.rhetorik.ch aktuell: (29. Oktober, 2005)

Rückschritt auf dem Weg zur Koordination der Grippe-Informationen

Links: Vogelgrippe: Gefahr oder Hysterie? Vogelgrippe und die Medien


Nachdem auf Bundesebene die Bemühungen nach Koordination der Information allmählich durchschlagen ist und das Bundesamt für Veterinärwesen und das Bundesamt für Gesundheit regelmässig informieren, sind sich nun Gesundheitsdirektoren darüber uneins, wie weit die Pandemievorsorge gehen soll.

Thomas Zeltner BAG Direktor Thomas Zeltner fand es richtig und wichtig, dass

"praktisch alle Kantone und Kantonsspitäler Reserven des Grippemittels Tamiflu haben".


Markus Duerr, Quelle:http://www.lu.ch Markus Dürr, Präsident der Gesundheitsdirektorenkonferenz, erklärte jedoch am 28. Oktober auf Anfrage (nach "Tagesanzeiger" vom 29.10 2004), er finde die "Tamiflu Horterei" falsch:

"Man sollte nicht ein Mittel horten, wenn man nicht weiss, ob es gegen eine Pandemie nützt oder nicht."


Dürrs Kritik ging noch weiter. Weil die die Vorsorge in den Kantonen unterschiedlich gehandhabt werden, sollten sie ihre Massnahmen nicht öffentlich kommunizieren. Nach Dürr führt das voreilige Bekanntgeben einiger Kantone, wieviel Tamiflu eingelagert wird, zu einer Beunruhigung. Der Generalsekretär der Gesundheitsdirektorenkonferenz, Franz Wyss, sandte allen Regierungsräten ein Mail, darin stand unter Anderem

"Es herrscht eine chaotische Situation in Bezug auf Massnahmen des Bundes und der Kantone in den Bereichen Grippeimpfung, Vogelgrippe und allfällige Pandemie."


Demnach sollten einzelne Kantone die Kommunikation über diese unterschiedlichen Informationen unterlassen. Sonderaktionen würden nur die Bevölkerung verunsichern.

Das unmissverständliche Schreiben provozierte sofort Kritik. Der Walliser Gesundheitsdirektor verteidigte umgehend seine Informationsoffensive:

"Ich erhielt sehr positive Reaktionen aus der Bevölkerung."


Thomas Burgener, Quelle: www.burgener-thomas.ch Thomas Burgener teilte der Bevölkerung in einer eigens einberufenen Pressekonferenz mit, der Kanton Wallis habe 150'000 Packungen Tamiflu, 1 Million Gesichtsmasken und genügend Handschuhe eingekauft, um im Krisenfall gewappnet zu sein. Nach Burgener verunsicherte nicht seine Kommunikation, sondern "das unkoordinierte Auftreten" des diversen Instanzen auf Bundesebene - und nichts anderes.


Wer sich mit Risiko-Kommunikation beschäftigt, der weiss, wie wichtig die Koordination der Information ist - vor allem in der Vorbereitungsphase. Experten sind sich alle einig:

  • Information ist Chefsache.
  • Die Kommunikationsprozesse bei der Thematik "Vogelgrippe-Grippe-Pandemie" muss Europa- und weltweit koordiniert werden.


Die Forderung nach einem Koordinator auf schweizerischer Ebene ist nicht neu und bekommt nach dem Informationsdilemma innerhalb der Kantone neuer Aufwind.



Pascal Couchepin Umso erstaunter nehmen wir bei der bestehenden Informationsverwirrung zwischen den Gesundheitsdirektoren zur Kenntnis, dass Bundesrat Pascal Couchepin, welcher noch vor Tagen vor einer "Hysterie" gewarnt hatte, zum Informationschaos der Gesundheitsdirektoren durch seinen Pressesprecher lediglich verlauten liess: "No comment".


Jean-Marc Crevoisier,
 Quelle: http://c2d.unige.ch/col99/pages/webphotos/crevoisier1.jpeg Davon ausgehend, der Pressesprecher Jean-Marc Crevoisier habe am 28, Oktober tatsächlich die Chance verpasst und den Medien anstatt einer Begründung (weshalb er nichts sagen kann) nur ein dürftiges "No-comment" vermittelt, so wäre dies von einem Profisprecher mehr als bedenklich.


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