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www.rhetorik.ch aktuell: (2. September, 2005)

Doris Schröder geisselt Angela Merkel





Zu Überraschung der Öffentlichkeit schaltete sich auch noch die Kanzlergemahlin in den Wahlkampf ein. Doris Schröder-Köpf warf der Kanzlerkandidatin Angela Merkel in einem Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit" familienfeindliche Politik und Ahnungslosigkeit in Familienfragen vor. Die ehemalige "Focus" Journalistin war bis jetzt viel zurückhaltender als im Jahre 2002.




"Spiegel online" zitiert Doris Schröder: "Merkel verkörpere mit ihrer Biografie nicht die Erfahrungen der meisten Frauen, die es beschäftige, wie sie Familie und Job unter einen Hut bekämen, ob sie nach der Geburt für mehrere Jahre aussteigen wollten oder wie sie ihre Kinder am besten erzögen. "Das ist nicht Merkels Welt", sagte die Kanzlergattin, die der CDU-Politikerin auch eine Mitschuld an der geringen Geburtenzahl in Deutschland gab. Schliesslich habe sie als zuständige Ministerin im Kabinett Kohl keine frauen- und familienfreundliche Politik gemacht."


Es ist unverständlich, dass eine erfahrene intelligente Journalistin den Kopf verliert und die eigenen Situation als Mutter gegen eine kinderlose Kandidatin ausspielt. Wir finden, dass solche Attacken von mangelndem Fingerspitzengefühl zeugen, ungeschickt, undiplomatisch und unklug sind. Der Angriff wird kontraproduktiv sein, denn Frau Schröder schadete mit diesen Worten nicht nur sich selbst, sondern auch ihrem Mann.


Kritik an Schröders Worten kam von einer ungewohnten Ecke. Die "Emma" Herausgeberin Alice Schwarzer reagierte in der "Berliner Zeitung". Sie kritisiert Doris Schröder aus einem ganz anderem Grund als wir es tun:

"Ich halte es für unverantwortlich, dass die Kanzlergattin es wagt, die Kanzlerkandidatin deswegen anzugreifen". Schröder-Köpf treffe damit Millionen Frauen. denn sie propagiere damit ein Frauenbild aus dem 19. Jahrhundert, d as weit hinter die praktizierte Frauenpolitik der SPD und auch hinter die der CDU zurückfalle. "Das Mindeste, was ich von einer Kanzlerin Merkel erwarte, ist, dass ich Sprüche wie die der sozialdemokratischen Kanzlergattin nicht mehr hören muss. Und dass die kleinen Mädchen in Deutschland sehen: Frau kann auch Bundeskanzlerin werden".


Nachtrag vom 3. September 2005: Der Ausrutscher wurde zum Bumerang.

Ein Vertrauter der Kanzlergattin versuchte gestern den eindeutigen Faux pas zu beschönigen, indem er die Aussage zu relativieren versuchte. Doris Schröder habe nur sagen wollen, dass Frau Merkel als Frauenministerin nichts für die berufstätigen Frauen getan habe. Wir finden: Warum wurde denn das von der Kanzlergattin nicht in diesem Sinne gesagt? Wer kritisiert muss stets bedenken: Gesagt ist gesagt! Die Aussagen werden wörtlich genommen. Uebrigens: Die FDP-Europa-Politikerin Silvana Koch-Merin doppelte nach und rüffelte Doris Schröder aus einer andern Ecke:

"Persönliche Ausfälle gegen die Unions-Kanzlerkandidatin sind allerunterstes Niveau! Die Zeiten von Mutterkreuz und Gebärprämie sind glücklicherweise vorbei."


Link:

"Leg Dich nicht vorschnell mit der Boulevardpresse an." (Nachtrag)


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