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www.rhetorik.ch aktuell: (10. Juni, 2005)

Zum Abschuss freigegeben



Wir hatten die Thematik Medienopfer schon in frühreren Beiträgen beleuchtet:
Der "Zeit" Journalist Roland Kirbach hat in der Wochenzeitung "Die Zeit" im "Dossier" vom 9. Juni einen längeren lesenswerten Beitrag über Medienopfer publiziert. Seine Ausführungen basierten mitunter auf Interviews mit Mario Gmür und Marcus Knill.






Nachtrag: Wurde der Chefredaktor Zeit selbst zum Medienopfer?

(Quellen: Frankfurter Rundschau artikel und Berliner Zeitung"). Giovanni di Lorenzo Dass eine der grössten Wochenzeitschriften die Thematik Medienopfer traktandiert und Fälle beim Namen nennt, kann riskant sein. Jedenfalls stellen wir uns die Frage: Ist es nur Zufall, dass der Chefredaktor kürzlich mit einer fragwürdigen Titelgeschichte im "Bild" attackiert wurde?

Zeit-Chef Giovanni di Lorenzo wurde in den Medien viel gelobt, weil er seit Amtsantritt vor knapp einem Jahr ordentlich zulegen konnte. Die "Süddeutschen Zeitung" schrieb vom ehemaligen und heiss vermissten Kollegen: "Auflage gestiegen, Stimmung gut, Neues im Sinn." Vor wenigen Tagen landete nun di Lorenzo auf der Titelseite von Bild - allerdings nicht wegen seines publizistischen Erfolgs, sondern wegen einer angeblichen Affäre.

"Heimliche TV-Liebe" titelte das Blatt und berichtete, dass es zwischen einer "schönen Moderatorin" und dem "klugen Talkmaster" (die Lorenzo moderiert auch noch die Talkshow "Drei nach Neun" bei 'Radio Bremen') gefunkt habe.

"Schöner kann eine Liebe nicht sein", schreibt das "Bild" Blatt im Inneren weiter und versuchte die Geschichte auf dünner Faktenbasis zu untermauern: Die "Promi-Szene tuschele", "Gerüchte" gebe es - was man so schreibt, wenn man sich im Bereich der Privatssphäre bewegt.

Interessant ist für uns das Timing, denn die Zeit gerade die zunehmende Rücksichtslosigkeit der Medien und insbesondere der Bild-Zeitung in einem Artikel beschrieben hatte (siehe oben). Darin wird ja uach die Entwicklung des Boulevardblatts unter Chefredakteur Kai Diekmann aufgezeigt. Persönlichkeitsrechtsverletzungen, Kampagnen, Erfindungen und Rufmorde. Dass nun ausgerechnet einen Tag, bevor diese Fundamantalkritik an Bild erscheint, im Boulevardblatt über das Privatleben des Zeit-Chefredakteurs berichtet wird, könnte Zufall sein. Es könnte aber möglicherweise auch ein weiteres Beispiel dafür sein, wie sich "Bild" an Journalisten und Prominenten "revanchiert", wenn sie sich ihren Wünschen widersetzen oder die Zeitung kritisieren.


Zuletzt wurde die Schauspielerin Alexandra Neldel wochenlang durch die Schlagzeilen gezerrt, nachdem sie sich gegen Nacktaufnahmen in einem anderen Springer-Blatt gewehrt hatte.

Für seine Berichterstattung über die Methoden von "Bild" hatte der Zeit-Reporter Roland Kirbach auch Fragen an Diekmann gerichtet, zuletzt am Montagabend. Man wusste also bei Bild, dass der kritische Zeit-Artikel erscheinen werde. Offen bleibt, ob man die Zeit genutzt hat, um bis zum Erscheinen den Gegenschlag vorzubreiten.

Uns sind einige Medienopfer (Prominente, Spitzensportler selbst Journalisten) bekannt - die wir beraten hatten und deshalb nicht beim Namen nennen können, welche ebenfalls von Boulevardjournalisten unter Druck gerieten (mit happigen Drohungen), nur weil sie sich weigerten, den Wünschen nach Homestorys zu entsprechen.




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