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www.rhetorik.ch aktuell: (16. April, 2005)

Propaganda und naive Medien



Unter der Bush Administration hat die amerikanische Regierung auf ein effektives Mittel der PR zurückgegriffen: vorgefertigte Fertignachrichten werden an die Nachrichtenstationen geschickt. Nach "New York Times" haben mindestens 20 Regierungsabteilungen wie das Verteidigungsministerium in den letzten 4 Jahren hunderte von Fernsehsegemente produziert. Die wurden von den Fernsehstationen gesendet, ohne zu sagen, wer die Quelle ist. Weiter zeigte sich, dass eine Handvoll Kolumnisten von der Regierung bezahlt worden sind. Nun schaltet sich die Kommission für die Überwachung des Rundfunkmarktes ein.


Die US-Regierung kaufte Schauspieler ein, die Journalisten mimten und vor laufender Kamera Regierungsbeamte zu Themen wie Drogenkontrolle oder Gesundheit befragten. Die fertigen Beiträge, die selbstverständlich frei von regierungskritischen Tönen waren, wurden noch mit fetzigen Zusatztexten versehen und an alle TV-Stationen des Landes verschickt.

Dass die Sender diese Filme einfach so übernahmen, ist vielleicht dadurch zu erklären, dass damit Geld gespart werden konnte. Erstaunlich ist es trotzdem, dass 300 Sender die unkritischen Berichte ins Programm aufgenommen hatten ohne die Quelle zu nennen. 22 Millionen Haushalte wurden so erreicht, meint das "Government Accountability Office" (GAO), das im Auftrag des US-Kongresses überprüft, wofür die Regierung öffentliche Gelder verwendet. Der Ausschuss beschuldigt die Regierung, Steuergelder für Propagandazwecke missbraucht und damit Bundesgesetze gebrochen zu haben.

Man kann den Medien vorwerfen, dass sie sich nicht die Mühe genommen hatten, die Zuschauer über den wahren Urheber der Beiträge aufzuklären. Einige behaupteten danach, sie hätten die Streifen aus Versehen gesendet, eine Fernsehstation aus Illinois erkundigte sich sogar noch bei der PR-Agentur der Regierung, ob der "Reporter" nicht auch noch einen Beitrag für die Morgennachrichten machen wolle.

John Kerry, der letztes Jahr bei den Wahlen gegen Bush unterlag, und sein Kollege Frank Lautenberg wollen ein Nachtragsgesetz einbringen, das die Bundesbehörden - nicht nur die Medien - dazu zwingt, den Ursprung von PR-Filmen zu deklarieren.

Auf Einsicht stossen diese Massnahmen im Weissen Haus nicht. Im Februar war allen Behörden der GAO-Bericht mit den Propagandavorwürfen zugestellt worden. Doch die Bush-Leute wiesen ihre Mitarbeiter an, das Memorandum zu ignorieren.

Mit dem Schmieren von Reportern soll künftig Schluss sein. Das hat Bush unlängst versprochen haben. Mit den Propagandafilmchen aber wollen seine Leute jedoch weitermachen, denn nach Meinung des US-Präsidenten ist das nichts Illegales.

Beispiele:



Der konservative Kommentator Armstrong Williams kassierte 240'000 Dollar von einer PR-Agentur, die im Auftrag der Regierung handelte. Er hatte sich dazu verpflichtet, im Wahljahr regelmässig über Bushs Bildungsprogramm "No Child Left Behind" zu berichten. Williams hat nicht nur eine Radio-Show, sondern schreibt auch für mehrere Zeitungen. Williams musste sich entschuldigen, konnte nicht mehr für die Tribune Media schreiben.
Maggie Gallagher, ebenfalls Kolumnistin für verschiedene Medien, bekam 21'500 Dollar vom Gesundheitsministerium für ihre Berichte, die ihre Leser zum Heiraten aufforderten. Verdächtigerweise hatte sich Bush die gleiche Botschaft auf die Fahnen geschrieben. Gallaghar sagte in einem CNN Interview, dass es falsch von ihr gewesen sei, diese Information nicht mit ihren Lesern zu teilen, verneinte aber, für ihre Meinung bezahlt worden zu sein.
Als Beispiele nennt die "New York Times" einen Bericht über einen jubelnden Amerikaner irakischer Herkunft, der anlässlich des Falls von Bagdad im Irak-Krieg in die Kamera rief: "Danke Bush, danke USA." In einem anderen Beitrag geht es um die Verschärfung der Flugsicherheit, die der Reporter als "eine der bemerkenswertesten Aktionen in der Geschichte der Luftfahrt" bezeichnete. Quelle: Spiegel.


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