Die US-Regierung kaufte Schauspieler ein, die Journalisten mimten und
vor laufender Kamera Regierungsbeamte zu Themen wie Drogenkontrolle oder
Gesundheit befragten. Die fertigen Beiträge, die selbstverständlich
frei von regierungskritischen Tönen waren, wurden noch mit fetzigen
Zusatztexten versehen und an alle TV-Stationen des Landes verschickt.
Dass die Sender diese Filme einfach so übernahmen, ist vielleicht dadurch
zu erklären, dass damit Geld gespart werden konnte.
Erstaunlich ist es trotzdem, dass 300 Sender die unkritischen Berichte
ins Programm aufgenommen hatten ohne die Quelle zu nennen.
22 Millionen Haushalte wurden so erreicht, meint das
"Government Accountability Office" (GAO), das im Auftrag des US-Kongresses
überprüft, wofür die Regierung öffentliche Gelder
verwendet. Der Ausschuss beschuldigt die Regierung, Steuergelder für
Propagandazwecke missbraucht und damit Bundesgesetze gebrochen zu
haben.
Man kann den Medien vorwerfen, dass sie sich nicht die Mühe genommen
hatten, die Zuschauer über den wahren Urheber
der Beiträge aufzuklären. Einige behaupteten danach, sie
hätten die Streifen aus Versehen gesendet, eine Fernsehstation
aus Illinois erkundigte sich sogar noch bei der PR-Agentur der
Regierung, ob der "Reporter" nicht auch noch einen Beitrag für die
Morgennachrichten machen wolle.
John Kerry, der letztes Jahr bei den Wahlen gegen Bush unterlag, und sein
Kollege Frank Lautenberg wollen ein Nachtragsgesetz einbringen, das die
Bundesbehörden - nicht nur die Medien - dazu zwingt, den Ursprung
von PR-Filmen zu deklarieren.
Auf Einsicht stossen diese Massnahmen im Weissen Haus nicht. Im Februar
war allen Behörden der GAO-Bericht mit den Propagandavorwürfen
zugestellt worden. Doch die Bush-Leute wiesen ihre Mitarbeiter an,
das Memorandum zu ignorieren.
Mit dem Schmieren von Reportern soll künftig Schluss sein. Das hat Bush
unlängst versprochen haben. Mit den Propagandafilmchen aber wollen seine
Leute jedoch weitermachen, denn nach Meinung des US-Präsidenten ist das
nichts Illegales.
Beispiele:
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Der konservative Kommentator Armstrong Williams kassierte 240'000 Dollar
von einer PR-Agentur, die im Auftrag der Regierung handelte. Er hatte
sich dazu verpflichtet, im Wahljahr regelmässig über Bushs
Bildungsprogramm "No Child Left Behind" zu berichten. Williams hat nicht
nur eine Radio-Show, sondern schreibt auch für mehrere Zeitungen.
Williams musste sich entschuldigen, konnte nicht mehr für
die Tribune Media schreiben.
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Maggie Gallagher, ebenfalls Kolumnistin für verschiedene Medien,
bekam 21'500 Dollar vom Gesundheitsministerium für ihre Berichte,
die ihre Leser zum Heiraten aufforderten. Verdächtigerweise hatte
sich Bush die gleiche Botschaft auf die Fahnen geschrieben.
Gallaghar sagte in einem CNN Interview, dass es falsch von ihr gewesen sei,
diese Information nicht mit ihren Lesern zu teilen, verneinte aber, für
ihre Meinung bezahlt worden zu sein.
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Als Beispiele nennt die "New York Times" einen Bericht über
einen jubelnden Amerikaner irakischer Herkunft, der anlässlich
des Falls von Bagdad im Irak-Krieg in die Kamera rief: "Danke Bush,
danke USA." In einem anderen Beitrag geht es um die Verschärfung
der Flugsicherheit, die der Reporter als "eine der bemerkenswertesten
Aktionen in der Geschichte der Luftfahrt" bezeichnete.
Quelle: Spiegel.
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