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Die Wachkoma-Patientin als Politikum
Seit 15 Jahren liegt Terri Schiavo im Wachkoma. Genau so lange
dauert auch der Rechtsstreit um das Leben der inzwischen
41-jährigen. Wärend die Eltern die Fortdauer der
lebenserhaltenden Massnahmen wollen, wünscht ihr Mann
keine Lebensverlängernde Massnahmen mehr.
Er behauptet, seine Frau habe ihm gesagt, unter solchen Umständen
nicht leben zu wollen. Etwa 20 Gerichte haben sich schon mit
diesem Fall befasst.
- 25. Februar 1990: Auf Grund einer Stoffwechselstörung erleidet
Terri Schiavo einen Herzstillstand und fällt ins Wachkoma.
- November 1992: Ehemann Michael Schiavo gewinnt mehr als eine Million
Dollar in dem Kunstfehlerprozess um den Herzstillstand seiner Frau.
- 29. Juli 1993: Die Eltern Mary und Bob Schindler, wollen mit einer
Klage die Vormundschaft des Ehemannes aberkennen lassen. Das Verfahren
wird jedoch abgewiesen.
- 11. Februar 2000: Bezirksrichter George Greer erlaubt auf Antrag des
Ehemannes die Entfernung von Terris Magensonde.
- April 2001: Die Gerichte des Landes weigern sich, in die Angelegenheit
einzugreifen. Die Sonde wird zuerst entfernt, nach einer weiteren
richterlichen Anordnung zwei Tage später wieder eingesetzt.
- 13. Februar 2002: Vermittlungsversuche zwischen Michael Schiavo und seinen
Schwiegereltern scheitern. Michael versucht erneut, eine Erlaubnis zur
Entfernung der Ernährungssonde zu bekommen.
- 22. November 2002: Richter Greer sieht es nach einem medizinischen Gutachten
für erwiesen, dass Terris Chancen auf Genesung hoffnungslos sind
und ordnet erneut die Einstellung der künstlichen Ernährung an.
- 14. Oktober 2003: Ein Berufungsgericht in Florida lehnt es ab, die
Entscheidung zur Beendigung der lebenserhaltenden Massnahmen und für
die Sterbehilfe aufzuheben.
- 15. Oktober 2003: Ärzte entfernen erneut die Magensonde von Terri Schiavo.
- 21. Oktober 2003: Sechs Tage nach dem Abbruch der künstlichen
Ernährung der Koma-Patientin ordnet Jeb Bush, der Gouverneur von Florida
per Gesetz die Wiederaufnahme der künstlichen Ernährung an.
Ein Berufungsgericht lehnt Michaels Antrag auf eine einstweilige Verfügung
gegen die "Lex Terri" ab.
- 13. November 2003: Ein Gericht entscheidet, dass Michael Schiavo seinen Kampf
gegen ein Gesetz zur Beibehaltung der künstlichen Ernährung
fortführen und gegen Gouverneur Jeb Bush klagen darf, weil nach
Ansicht des Richters jede weitere Verzögerung des Sterbeprozesses
gegen die Verfassung verstösst.
- 23. September 2004: Der Oberste Gerichtshof von Florida erklärt
das als "Lex Terri" bekannt gewordene Gesetz für verfassungswidrig.
- 25. Februar 2005: Richter Greer erlaubt erneut die Einstellung der
künstlichen Ernährung.
- 18. März 2005: Die Ärzte entfernen die Magensonde. Ein Versuch
republikanischer Abgeordneter im Repräsentantenhaus, die Sonde
wieder einsetzen zu lassen, scheitert vor dem Obersten Gericht.
- 19. März 2005: Im US-Kongress erstellen die konservative Regierungspartei
der Republikaner im Eilverfahren eine Gesetzesvorlage, um einem
Bundesgericht zu ermöglichen, die Entscheidung Michael Schiavos
rückgängig zu machen.
- 20. März 2005: Der Senat in Washington billigt eine Gesetzesvorlage,
mit der eine neue Klage für die Wiedereinsetzung der Magensonde
ermöglicht werden soll.
- 21. März 2005: Das Repräsentantenhaus und
Senat verabschieden ein Gesetz, nach dem nun ein Bundesrichter
noch einmal darüber zu befinden hat, ob die seit 1990 im
Koma liegende Frau weiter - wie von ihren Eltern gewünscht -
künstlich ernährt werden soll oder nicht.
Bush unterzeichnet das Gesetz, das damit rechtskräftig wird.
- 22. März 2005: Bundesrichter James Whittemore lehnt die Berufungsklage ab.
Die Eltern der Koma-Patientin rufen ein Berufungsgericht in Atlanta an.
- 23. März 2005: Das Berufungsgericht lehnt den Eilantrag ab. Die Eltern
kündigen eine weitere Berufung ab.
- 26. März 2005: Letzte Appelation an die Staatliche
Gerichte sind abgelehnt worden.
- 28. März 2005: Terry kriegt am Ostersonntag die
"letzte Ölung", einen Tropfen Wein auf die Lippen.
Quellen: Time Magazin, Spiegel.
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