Rhetorik.ch


Knill+Knill Kommunikationsberatung

Knill.com

www.rhetorik.ch aktuell: (14. Februar, 2005)

Kontroverse um einen Migros Spot





Vor der Tagesschau zeigt ein TV- Spot, wie Frühlingsrollen zubereitet werden. Eine asiatische Mutter entkleidet ihre beiden Kinder im Badezimmer, setzt sie in die Wanne, fügt dem Wasser Blumenblüten bei, wäscht die Kleinen und wickelt sie in ein Badetuch. Eine sinnliche Stimme kommentiert dazu:

"Das junge Gemüse schälen, waschen, kräftig würzen, in den Teig einwickeln und servieren."


Proteste wurden laut: - Die Bezeichnung der Kinder als junges Gemüse sei völlig fehl am Platz - Nacktwerbung mit Kindern kann bei vorhandener Ansprechbarkeit zu negativem Handeln animieren sagt Prof. Kurt Kalbermatten von der Hochschule für Sozialarbeit Bern. Der Migros Pressesprecher, Urs Peter Naef hat aber keine Bedenken: Der Spot zeige in spielerischer Form die Herstellung von Frühlingsrollen und fand:

"Wer schmutzige Gedanken hat, kann im Spot etwas Schmutziges sehen."


Der Werbefilm wurde von der Migros nicht abgesetzt.

Wir finden: Werbung darf kreativ, humorvoll sein. Sie darf sich Freiheiten erlauben und gewisse Grenzen überschreiten die sonst nicht toleriert werden. Doch wirkt in diesem Fall Analogieen - Konsum von "frischem echten Gemüse" auf der "Konsum" und das "Schälen" von Kindern deplaziert. Wir hätten jedenfalls auf diesen Spot verzichtet. Umfragen deckten sich mit unserem Urteil, zumal der Betrachter in die Rolle eines Voyeurs rutscht, der immer wieder durch den Türspalt ins Badezimmer blickt. Die Bedenken haben damit nichts mit Prüderie zu tun. Wir sind nicht so sicher, dass die Migros die Bedenken der Bevölkerung langfristig ignorieren wird. Wir vermuten, dass der Spot allmählich (sanft) aus dem Werbeprogramm herausgenommen. Werber können die Wünsche der Kosumenten nicht ignorieren.




Rhetorik.ch 1998-2012 © K-K Kommunikationsberatung Knill.com