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Vor der Tagesschau zeigt ein TV- Spot, wie Frühlingsrollen
zubereitet werden. Eine asiatische Mutter entkleidet ihre beiden
Kinder im Badezimmer, setzt sie in die Wanne, fügt dem Wasser
Blumenblüten bei, wäscht die Kleinen und wickelt sie in ein
Badetuch. Eine sinnliche Stimme kommentiert dazu:
"Das junge Gemüse schälen, waschen, kräftig
würzen, in den Teig einwickeln und servieren."
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Proteste wurden laut: - Die Bezeichnung der Kinder als junges Gemüse
sei völlig fehl am Platz - Nacktwerbung mit Kindern kann bei
vorhandener Ansprechbarkeit zu negativem Handeln animieren sagt Prof. Kurt
Kalbermatten von der Hochschule für Sozialarbeit Bern.
Der Migros Pressesprecher, Urs Peter Naef hat aber keine Bedenken:
Der Spot zeige in spielerischer Form die Herstellung von
Frühlingsrollen und fand:
"Wer schmutzige Gedanken hat, kann im Spot etwas Schmutziges sehen."
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Der Werbefilm wurde von der Migros nicht abgesetzt.
Wir finden:
Werbung darf kreativ, humorvoll sein. Sie darf sich Freiheiten erlauben
und gewisse Grenzen überschreiten die sonst nicht toleriert werden.
Doch wirkt in diesem Fall Analogieen - Konsum von "frischem echten
Gemüse" auf der "Konsum" und das "Schälen" von Kindern
deplaziert. Wir hätten jedenfalls auf diesen Spot verzichtet.
Umfragen deckten sich mit unserem Urteil, zumal der Betrachter in die
Rolle eines Voyeurs rutscht, der immer wieder durch den Türspalt ins
Badezimmer blickt. Die Bedenken haben damit nichts mit Prüderie
zu tun. Wir sind nicht so sicher, dass die Migros die Bedenken der
Bevölkerung langfristig ignorieren wird. Wir vermuten, dass der
Spot allmählich (sanft) aus dem Werbeprogramm herausgenommen.
Werber können die Wünsche der Kosumenten nicht ignorieren.
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