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www.rhetorik.ch aktuell: (17. Januar, 2005)

Geschickter Werbegag von WEF Gegnern



Foto: Brigit Schneider (ex-press.ch) Einige Leser der Gratiszeitung "20 Minuten" mussten in ihrem Blatt erfahren, dass ihr Leibblatt gegen das Weltwirtschaftsforum WEF Stellung nimmt. Den Gegnern des Davoser Gipfeltreffens der Mächtigen und Reichen gelang ein Propaganda-Coup: In einigen Berner Ausgaben der Gratiszeitung "20 Minuten" war eine Sonderseite beigelegt, in der zu lesen war: "Die 20 Minuten-Redaktion unterstützt die Kampagne gegen das WEF. Denn wenn Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht. Heraus zur Demo gegen das WEF!" Der Layout und Textstil entsprachen dem Pendlerblatt, sodass die Leser leicht an eine redaktionelle Beilage glaubten.


Bei der Gratiszeitung ist man über diese Aktion nicht erfreut:

"Es ist skandalös, dass sich diese WEF-Gegner auf die Meinung der Redaktion stützen."


sagte Andreas Szilagyi, Verkaufsleiter von "20 Minuten" in Bern. Denn sie hätten mit der Beilage absolut nichts zu tun. Wie viele Exemplare mit der Propagandaseite versehen wurden, sei schwierig abzuschätzen. Wahrscheinlich sei die Anzahl gering. Die Seite sei wohl frühmorgens von Hand in die Zeitungen geschmuggelt worden, die in Boxen aufliegen. Der Redaktionsleiter von "20 Minuten" in Bern, Philipp Probst, reagierte umgehend mit einer Medienmitteilung.

"Die Redaktion distanziert sich in aller Form von dieser Aussage, wie auch von der ganzen Beilage"


"20 Minuten" ist laut dem Verkaufsleiter nicht zum ersten Mal von einer unautorisierten Kampagne betroffen: Bei den Wahlen im vergangenen Jahr hat eine Partei die Titelseiten von rund 15'000 Berner Exemplaren mit Werbung in eigener Sache überdeckt. Sie habe der Zeitung schliesslich den Werbewert zurückzahlen müssen.



Nach unserem Dafürhalten machte sich der Werbegag für die WEF Gegener bezahlt. Niedrige Kosten - grosse Wirkung. Gehört nun dieser Gag zur Werbung zur PR oder zu einem geschickten Marketing? Nach unserem Dafürhalten steckt hinter der Aktion immerhin Kreativität. Das Schreiben und Reden über die Kampagne führte jedenfalls zu einem willkommenen Dominoeffekt.




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