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www.rhetorik.ch aktuell: (19. Nov. 2000)

Wer in Medien auftritt, muss wissen, was er nicht sagt


Thomas Borer, Photo: Markus Senn http://www.markussenn.ch Der jüngste Botschafter-Skandal (November 2000) mit Thomas Borer ist ein Lehrstück für alle Führungspersönlichkeiten, die Anfragen erhalten, um kurzfristig vor Mikrofon oder Kamera zu sprechen. Botschafter Borer trat bei seinem Auftritt in der Fernsehsendung "Viktors-Spätprogramm"(am Mi 14. Nov. 2000, 2230 Uhr SF 1) voll ins Fettnäpfchen, weil er
  • das Sendegefäss nicht kannte (z.B. Giacobbos Überraschungs, Irritations-und Destabilisationstechniken) und weil der Diplomat geglaubt hatte, als Botschafter könnte er in einer Unterhaltungssendung in der Öffentlichkeit auch "satirische, ironische" Bemerkungen fallen lassen. Vor allem aber, weil er
  • sich nicht vorbereitet hatte. Botschafter Borer hatte das Verhalten der eigenen Frau nicht antizipert: (Schäkern mit einem Photografen/ die Aufnahme anlässlich einer Party, auf der die Botschafterfrau Shawne Fielding sich auf dem Schoss des Rocksängers Klaus Meines bequem macht). Die Aufnahmen waren bereits vorhanden, und Borer hätte sich recht gut überlegen sollen: d.h. Was werde ich sagen, wenn mir die Bilder gezeigt werden. Shawne Fielding, Photoquelle, www.blick.ch Stichwort Antizipieren.
Durch dieses "Nicht- Vorbereitet sein", lief Botschafter Borer voll ins Messer. Er sprach völlig kopflos und liess sich zu leichtsinnigen Bemerkungen hinreissen, mit gravierenden Folgen. Bei den Äusserungen unterstellte er dem Leadsänger der Skorpions, dieser sei schwul.
Nachdem der Botschafter sonst noch mit leichter Zunge Bemerkungen zu seinem Job im Berlin gemacht hatte, kam es soweit, dass Bundesrat Deiss dem Botschafter einen Maulkorb verpasste und dem Botschafter ab sofort untersagte, vorläufig in den Medien direkt aufzutreten. Die brisante Geschichte macht deutlich:


Wer den Umgang mit Medien unterschätzt und nicht gelernt hat: Nein zu sagen (Wir müssen nicht überall auftreten) oder vor dem Auftritt genau zu klären, was gesagt werden darf- und was nicht, der kann ganz böse Überraschungen erleben.


Bereits 1996 hat die undiplomatische Äusserung von Carlo Jagmetti (unsorgfältige Wortwahl zur Auseinandersetzung über die Holocaust-Gelder auf Schweizer Banken) dazu geführt, dass Jagmetti auf öffentlichen Druck vorzeitig zurücktreten musste.


Fortsetzung


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